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Im Land der tausend Sonnen

Titel: Im Land der tausend Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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sein Leben sein, überlegte er traurig, wenn er die Tarnung als Viehtreiber ablegen könnte, die er tragen musste, um die Weißen besser kennen zu lernen. Wenn er die Ketten des Lernens abschütteln könnte, die ihn fesselten und gleichzeitig faszinierten, während sein Lehrmeister ihn von einer Geistesebene zur nächsten führte. Wie viel glücklicher wäre er dann.
            Vielleicht aber auch nicht. Die Welt jenseits der Welt war da, um von jemandem entdeckt zu werden, der die Geduld besaß, um zuzuhören, und den Mut, um zu forschen. Ein Geheimnis von vielen aber entzog sich immer wieder seiner Auflösung. Wie war es möglich, dass Tibbaling so viel wusste, bis in die kleinste Einzelheit, von Dingen wusste, die sich lange Zeit vor seiner Geburt zugetragen hatten?
            Lukas schrie im Fieberwahn. Schrie nach Hanni.
            »Dauert ja nicht mehr lange«, sagte Billy und tauchte das Paddel ein. »Nicht mehr lange.« Die Worte ergaben ein Lied, das Billy sang, um Lukas wach zu halten, und bald schon fiel Lukas in den monotonen Singsang ein. »Nicht mehr lange.« Keiner von beiden bemerkte, dass sie in ihrer jeweiligen Muttersprache sangen, Welten voneinander entfernt, doch Tibbaling hörte es und lächelte.
            Er sah zu, als die guten Lutze-Jungen Lukas, der laut schrie, aus dem Kanu hoben, und sie dankten Billy und machten viel Aufhebens um ihn, bis die Trage gebracht und Lukas in das Gebäude geschafft wurde, das sie Krankenhaus nannten. Da ging Tibbaling zurück in sein Lager, um zu essen, denn er hatte großen Hunger, und das Essen, das Beißt in seiner Freundlichkeit ihm gab, schmeckte ihm nicht sonderlich.

11. Kapitel
     
            Les Jolly und Charlie Mayhew waren Passagiere auf dem Küstendampfer Tara , als dieser Brisbane verließ. Beide Männer hatten geschäftlich in der Hauptstadt zu tun: Les mit Bauholzexporten und Charlie im Parlamentsgebäude, wo er mit dem Premierminister und dem Abgeordneten Walter Scott über das Thema der kanakischen Arbeitskräfte gesprochen hatte. Auf der letzten Etappe ihrer Reise von Maryborough nach Bundaberg hatte die Tara nur wenige Passagiere an Bord.
            »Alle sind wie eine durchgegangene Viehherde in Maryborough an Land gestürmt«, sagte der Kapitän, und Charlie lachte.
            »Ja, ich hab's gesehen. Wirkte wie ein Wettrennen, nach dem Motto: Wer kommt als Erster an Land. Wie kommen sie von dort aus zu den Goldfeldern?«
            »Auf Schusters Rappen«, sagte Les. »Es sei denn, sie können sich's leisten, Pferde zu kaufen, aber die sind zurzeit sowieso knapp. Man sollte ein paar Leute zusammentrommeln und Brumbies fangen. Damit kann man Geld machen.«
            »Hör sich das einer an«, sagte Charlie. »Du bist vielleicht ein Geldscheffler. Wie ich gehört habe, hast du die Sägemühle gekauft.«
            »Und außerdem das neue Pub.«
            »Das Royal? Das gehört dir, Les?«
            »Zur Hälfte, zusammen mit Baldy Grigg, dem Lizenznehmer. Es ist solide gebaut, aus dem besten Holz und von den besten Zimmerleuten weit und breit. Und was ist mit dir, Charlie? Du redest doch ständig davon, dir ein gutes Haus auf deiner Plantage zu bauen. Warum lässt du mich nicht ran, solange ich die Handwerker hier habe?«
            »Ein Wunder, dass sie dir noch nicht durchgebrannt sind«, warf der Kapitän ein. »Gold ist eine mächtige Versuchung.«
            »Das sollen sie schön bleiben lassen. Ich habe sie mit dem Auftrag zurückgelassen, das Haus neben dem Royal zu renovieren. Dort hat der Geschäftsführer der Sägemühle gewohnt, aber er musste aufgeben, weil seine Frau nicht in Bundaberg leben wollte.«
            Das Lachen des Kapitäns dröhnte durch seine kleine Kajüte, als er seinen Freunden einen Abschiedswhisky einschenkte.
            »Die war bei mir an Bord! Nach einem einzigen Blick auf die Quay Street weigerte sie sich, von Bord zu gehen. Wollte keinen Fuß an Land setzen, so sehr er auch flehte. Und wie sie ihm die Leviten gelesen hat!
            ›Ich bin keine Landpomeranze!‹, hat sie gekreischt. ›Wie kannst du es wagen, mich in eine solche Stadt zu holen!‹«
            »Ja, das ist sie.« Les grinste. »Jetzt hat eine deutsche Familie das Häuschen vorübergehend gemietet, aber die müssen wieder ausziehen, wenn die Renovierung abgeschlossen ist.«
            Charlie empfand eine leichte

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