Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Im Land der tausend Sonnen

Titel: Im Land der tausend Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
Vom Netzwerk:
Beitz' Gläubiger bald den Gerichtsvollzieher. Andererseits musste er, wenn er als akzeptabler Bewerber um Nora Stenning auftreten wollte, Jules Stenning beweisen, dass er nicht unbedingt ein armer Mann war. Beides war äußerst schwierig. Inzwischen war ohnehin jeder Penny, den er mitgebracht hatte, in die Gemeinschaftskasse geflossen. Nicht, dass es ihm etwas ausmachte. Die gemeinsame Sache gefiel ihm wohl, aber sie funktionierte nicht und würde auch nie funktionieren. So viel war klar.
            Walther hatte bereits vereinbart, am nächsten Morgen mit seiner Arbeit als Träger der Messkette für zwei Landvermesser zu beginnen und ihnen bei der Kartierung von Straßen zu helfen. Man hatte ihn gewarnt, dass es eine harte Arbeit sei, aber gut bezahlt, und das war ihm im Augenblick das Wichtigste. Sein Lohn sollte zur Bezahlung der Handwerker beitragen, die an den bleiverglasten Fenstern der Kirche arbeiteten, doch diese Extravaganzen mussten jetzt ein Ende haben. Pastor Beitz durfte nicht weiterhin Geld ausgeben, das für die Grundbedürfnisse der Gemeinde benötigt wurde. Schön und gut, ständig zu sagen »Der Herr wird's schon richten«. Das tat der Herr. Sie hatten Unterkunft und zu essen, aber nicht genug für einen Baufonds, schon gar nicht, wenn der Priester ihre kostbaren Vorräte als Anreiz zur Teilnahme am Beten und Bibellesen großspurig an die Aborigines verteilte.
            Walther Badke bestellte ein zweites Ale, ohne die erstaunten Blicke um sich herum wahrzunehmen. Er verfügte noch über seine Investitionen und sein Land in Deutschland. Augenscheinlich war es an der Zeit zu verkaufen. Sich auf dieses Land Australien einzulassen. Eine gewichtige Entscheidung. Er hatte sich eher im Zorn denn aufgrund gründlicher Überlegung zum Auswandern entschlossen, und die Bekanntschaft mit gleichgesinnten Reisegefährten war ein zusätzlicher Anreiz. Außerdem war er restlos begeistert von dieser Idee einer deutschen Gemeinde in einem fernen Land. Ein Utopia, an dem er teilhaben konnte …
            Das Bier schmeckte wässrig. Besseres Bier als dieses konnte er im Schlaf brauen.
            Nora wünschte sich ein Haus. Ein schönes Haus. Das konnte er ihr geben. Merkwürdigerweise bedauerte er es nicht, das Haus seiner Familie an seine Mutter zurückzugeben. Mit allem, was dazugehörte. Seine Feindseligkeit hatte sich erschöpft, war überholt.
            Jetzt aber bedeutete der Erwerb eines schönen Hauses, dass er die Gemeinde in der Zeit der Not im Stich lassen würde. Walther meinte, das Geld müsste besser genutzt, dort angelegt werden, wo es am meisten Gutes bewirkte. Beitz verließ sich zwar auf die Mittel, die der Hilfspfarrer mitbringen sollte, doch auch dieses Geld wäre nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Es würde nicht lange reichen, und sie hätten noch einen weiteren Mund zu füttern.
            Walther seufzte schwer. Aus Enttäuschung. Er hatte gehofft, sich hier hocharbeiten zu können, ohne sein Erbe anzugreifen, aber er hatte versagt. Sinnlos, anderen die Schuld daran zu geben; er hatte seine Wahl getroffen, jetzt musste er auch dazu stehen. Dieses gute Land daheim zu verkaufen, würde schmerzlich sein; irgendwie hatte er sich vorgestellt, dort eines Tages zu bauen. Diesen schönen Traum musste er sich nun aus dem Kopf schlagen. Er beschloss, dass es besser sei, zur Tat zu schreiten, bevor er es sich anders überlegte.
            Er ging zu Pimbleys Laden, kaufte Schreibpapier und einen Umschlag, borgte sich Feder und Tinte und entwarf am Verkaufstresen neben dem mit Gaze bedeckten Käse seinen Brief. Einen Brief an Kurt, seinen Vetter und besten Freund, den er bat, das Land für ihn zu verkaufen. Er lud seinen Vetter ein, zu ihm nach Australien zu kommen, ihm den unterschriebenen Vertrag persönlich zu bringen, denn hier gäbe es Arbeit für ihn. Kurt war Brauer und außerdem geprüfter Chemiker.
            Die Erklärung umfasste nur wenige Zeilen. Hier gab es eine Rumbrennerei, und weitere würden entstehen, wenn der Zuckerrohranbau sich ausdehnte, doch eine Brauerei fehlte noch. Das Bier wurde aus Brisbane importiert. Walther beabsichtigte, das berühmte Badke-Bier nach Bundaberg zu holen.
            Der Brief wurde unterschrieben und versiegelt und Jim Pimbley ausgehändigt, der in seiner Rolle als Postmeister seine Fachkenntnis unter Beweis stellte, indem er den Preis für Briefmarken auf vier Pence berechnete. Außerdem zeigte er

Weitere Kostenlose Bücher