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Im Land der tausend Sonnen

Titel: Im Land der tausend Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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Kuchen gehabt, den Eva Lukas mitbrachte, und mit einem schweren Seufzer, so, als würde sie sich eine Last auf die Schultern laden, machte sie sich auf die Suche nach Unterkunft und Arbeit.
             
            Die Stennings hatten Besuch. Keith Dixon. Als Nora eintrat, sprang er auf, nahm ihr den Korb ab und bestand darauf, ihn hinaus in die Küche zu tragen.
            Nora ließ es unwillig zu und kehrte, da ihr keine andere Wahl blieb, mit ihm zurück ins Wohnzimmer, um ihm Gesellschaft zu leisten, während ihre Mutter sich für das erbärmliche Häuschen entschuldigte, das zu bewohnen sie gezwungen waren.
            »Wir überlegen, ein Stück Land am Hummock zu kaufen«, ließ sie Keith wissen, und das überraschte Nora.
            »Das ist eine gute Idee, aber es liegt meilenweit außerhalb der Stadt, Mutter. Würdest du denn gern da draußen leben?«
            Ihr Vater schenkte auf der Anrichte zwei Gläser Whisky ein und reichte Keith eines davon. »Wer will denn in dieser Stadt leben?« Er lachte. »Hier ist alles so unzivilisiert. Der Hummock liegt näher zum Meer hin und ist das einzige höher gelegene Stück Land im Umkreis von fünfzig Meilen.«
            »Kennen Sie die Aussicht von dort oben, Keith?«, fragte Mrs Stenning, und er nickte.
            »Fabelhaft. Mir ist nie in den Sinn gekommen, dass man dort bauen könnte, aber natürlich! Ich muss mich selbst mal darum kümmern. Hättest du Lust, hinzureiten und dich umzuschauen, Nora? Wir könnten noch heute Nachmittag aufbrechen.«
            »Sie möchte bestimmt von Herzen gern«, begeisterte sich ihre Mutter.
            »Ich kann nicht«, sagte Nora. »Ich will einen Freund im Krankenhaus besuchen.«
            »Wen denn, Liebes?«
            »Mr Fechner.«
            Ihr Vater warf ihr einen Blick zu, und sein Stirnrunzeln verwunderte sie nicht, doch Keith wirkte plötzlich unsicher, verlegen.
            »Wer ist das?«, fragte er auf seine dumme, unhöfliche Art, als wäre der Mensch, nach dem er sich erkundigte, ein Nichts.
            »Du weißt ganz genau, wer das ist«, fuhr Nora ihn an. »Er hat schließlich für dich gearbeitet.«
            »Ach ja, der Kerl, den wir feuern mussten«, sagte er herablassend, doch Nora kannte Keith von Kindesbeinen an und bemerkte sein wachsames, beinahe ängstliches Gebaren. Auch die Stennings waren Schafzüchter; ihr Besitz lag in Richtung Mount Perry, weiter im Westen als Clonmel. Noras Großeltern und ihr Onkel lebten noch dort, doch Jules Stenning war mit seiner Familie zuerst nach Maryborough, dann nach Bundaberg gezogen, als er verschiedene Aufgaben im öffentlichen Dienst übernommen hatte. Schafzüchter blieben gewöhnlich unter sich, waren die Elite der Gegend, und Nora war, wie sie oft betonte, damit aufgewachsen, dass Keith an ihr hing wie eine Klette.
            Jayne Stenning war ständig überrascht und erfreut, wenn Keith vor ihrer Tür stand, um seine alte Zuneigung zu Nora aufzufrischen. Eine Zuneigung, die nicht auf Gegenseitigkeit beruhte. Und das brachte Mrs Stenning zur Weißglut. War das Mädchen denn verrückt? Nora erwiderte auf diesen Vorwurf höchstens, dass Keith verrückt sei. Dass er nur deshalb hinter ihr her war, weil sie nichts mit ihm zu tun haben wollte.
            »Mutter, er ist ein Idiot! Du kennst ihn nicht so, wie ich ihn kenne. Wenn er auch der Erbe von Clonmel und allem Drum und Dran ist, und wenn er auch auf seine dümmliche Art gut aussieht, so ist er doch ein Idiot. Er hat nicht einen Funken Verstand.«
            »Und du hast vermutlich den Verstand gepachtet!«
             
            Während die Stennings einen aus ihrer Sicht passenderen Bewerber bewirteten, ging Walther zum Pub, bestellte sich ein Ale und stand nachdenklich und unauffällig am Ende des Tresens. Niemand kümmerte sich um ihn. Von diesem rauen Haufen hielten es nur wenige für ratsam, Badke zu belästigen, der – in dem Punkt war man sich einig – gebaut war wie ein Kleiderschrank. Was nicht hieß, dass er jemals feindselig auftrat. Überhaupt nicht. Er kam einfach nur ins Pub, trank sein Ale und ging wieder. Dagegen war nichts einzuwenden, oder? Ein Mann hatte ein Recht auf ein bisschen Ruhe.
            Also überließ man Walther seinen Grübeleien. Oder vielmehr seinen Sorgen. Er musste etwas wegen der Finanzlage der Gemeinde unternehmen, sonst schickten

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