Im Land der tausend Sonnen
fiel ihm ins Wort. »Die Dixons haben komfortable Fahrzeuge, habe ich gehört. Gesehen habe ich sie allerdings noch nicht.«
»Dann zählen sie auch nicht. Wenn wir unsere Zuckerrohrernte eingebracht haben, werden wir sie übertrumpfen.«
»Welche Zuckerrohrernte?«
»Du hast wohl geschlafen«, sagte Jakob. »Mike hat doch erzählt, dass er sich mit Regierungsbeauftragten für die Landwirtschaft getroffen hat.«
»Ich habe nicht geschlafen. Wer sind diese Leute?«
»Das sind Herren, die über Land reisen und Farmer beraten, was sie anbauen sollen und was nicht.«
»So etwas habe ich noch nie gehört. Wenn die Farmer es nicht selbst wissen, wer dann?«
»Schon, aber wir alle sind neu hier in der Gegend, wir kennen den Boden nicht und gehen Risiken mit dem Klima ein. Und diese Burschen wollen verhindern, dass wir aufs falsche Pferd setzen.«
Jakob wandte sich ihr zu. »Walther hat auch mit ihnen geredet, und er ist ein umsichtiger Mensch.«
»Ich würde sagen, Walther ist noch viel mehr als umsichtig. Er hat viele Gesichter. Ich wusste nicht, dass er wohlhabend ist, ich hatte geglaubt, er sei nur Brauereiarbeiter.«
»Walther war es, der die Regierungsleute hinzugezogen hat. Mike hat auch mit ihnen geredet, in Maryborough, als er auf dem Heimweg war, und sie haben ihm erklärt, dass dieser fette braune Boden ideal für Zuckerrohr ist.«
»Wer sagt, dass sie Recht haben? Was wissen die denn? Sie leben nicht hier, oder? Wir sind Bauern, Jakob, wir bauen an, was wir kennen, und kümmern uns nicht um diese Gelehrten. Wir brauchen eine größere Milchviehherde; die Kühe, die wir bis jetzt haben, gedeihen prächtig.«
Warum auch nicht?, fragte sich Mike und lehnte sich auf der Ladefläche des Wagens zurück. Sie fressen ja auch Gras, das Gold wert ist.
Die Nacht war heiß und feucht, Myriaden von Sternen standen am Himmel, doch es war entschieden kühler als in der Glut des Weihnachtstages, die sie alle so mannhaft zu ignorieren versucht hatten.
Mike bemerkte, dass die beiden schwangeren Frauen Schwierigkeiten hatten, der Bursche mit dem Hinkebein auch, dieser Lukas. Ein feiner Kerl. Jemand hatte gesagt, er sei Viehtreiber, doch Mike bezweifelte es; dafür war er zu blass, sah geradezu unterernährt aus.
Er ließ die Sache auf sich beruhen. Am Morgen würde er mit den Kookaburras aufstehen, um den Meissners beim Melken zu helfen. In nüchternem Zustand würde es ihm schon gelingen, sie zu warnen, die Frau zu warnen, dass diese heißen Tage nicht einfach nur eine vorübergehende Hitzewelle waren. Es war ihr erster Sommer in Bundaberg, und die Küste von Queensland war trügerisch. Einwanderer zeigten sich immer begeistert von den milden Wintern und wollten nicht begreifen, dass der Sommer tropische Hitze brachte. Es gab keinerlei Abkühlung, und in Kürze schon würden sich die gelegentlichen Regengüsse zu einer ansehnlichen Regenzeit auswachsen.
Die Meissners nahmen ihn über Nacht in ihr erst teilweise fertiges Haus auf. Doch Mike war enttäuscht. Er hatte gehört, dass es ihnen gelungen war, eine ordentliche Menge Holz zu verkaufen, und nun zu erfahren, dass sie die Einkünfte für den Bau eines Hauses ausgaben, betrübte ihn. Es beeinträchtigte seinen großen Plan.
Am Morgen aber hatte Mike Gelegenheit, Jakob sein Projekt vorzustellen, ohne unterbrochen zu werden, und am Abend, als er aufgebrochen war, umriss Jakob den Plan für Frieda und Karl.
»Offenbar will der Plantagenbesitzer jenseits des Flusses, Mr Charlie Mayhew, eine genossenschaftliche Rumbrennerei aufbauen. Dafür benötigt er Partner, Zuckerrohrpflanzer, die die Brennerei überhaupt erst ermöglichen.«
»Wie ich schon sagte, wir sind Bauern, keine Pflanzer«, sagte Frieda, doch Karl widersprach ihr.
»Wo liegt der Unterschied? Wenn Zuckerrohr hier gut gedeiht, dann sollten wir es anbauen, gerade dann, wenn wir einen Abnehmer direkt vor der Haustür haben …«
Sie schüttelte den Kopf. »Du verstehst nicht. Walther baut eine Brauerei, und wir können doch nicht alle in die Alkoholproduktion einsteigen.«
»Frieda, Liebes, Zuckerrohr ist weiter nichts als eine Pflanze, ein Rohprodukt wie Weizen auch, um
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