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Im Land der tausend Sonnen

Titel: Im Land der tausend Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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Natürlich war es ausgeschlossen. Die Stennings besuchten ihre eigene Kirche und genossen ihr eigenes Weihnachtsessen.
            Er fragte sich, wie er wohl reagiert hätte, wenn sie ihn – nahezu unvorstellbar – an diesem Feiertag zu sich eingeladen hätten. Hätte er angenommen? Die anglikanische Kirche besucht? Seine Freunde an diesem ganz besonderen Weihnachtsfest im Stich gelassen?
            Nein. Wie konnte er dann erwarten, dass Nora seine Einladung annahm? Das war unvernünftig, so viel wurde ihm jetzt klar, aber seinerzeit hatte er sich so auf das erste Weihnachtfest in ihrer eigenen Kirche und die erste vollständige Versammlung der Gemeinde seit ihrer Ankunft gefreut, dass es ihn gekränkt hatte, als Nora ohne lange zu überlegen abgelehnt hatte.
            Und hinzu kam noch das Missverständnis hinsichtlich seines Landes. Er hätte wissen müssen, dass Neuigkeiten sich in solchen kleinen Städten schnell herumsprachen, doch seine Arbeit als Messkettenträger bei den Landvermessern zur Aufstockung von Pastor Beitz' Finanzen hatte ihn stark in Anspruch genommen. Und dann hatte sie ihn plötzlich zur Rede gestellt.
            »Walther! Du hast Land gekauft! Du hast tatsächlich Land gekauft. Hier in der Stadt. Noch dazu mit Blick auf den Fluss! Ein Haus dort wäre herrlich! Warum hast du mir nichts davon gesagt?«
            Sie ergriff seinen Arm und schmiegte sich in ihrer Begeisterung an ihn. »Mein Vater war sprachlos. Er hat es natürlich als Erster erfahren. Und er hat gestaunt, dass du dir so etwas leisten kannst. Ich auch, aber ich habe es mir nicht anmerken lassen. Sollte es eine Überraschung für mich sein?«
            »Nein.« Er war verlegen. »Nein. Das heißt, es ist eine geschäftliche Sache, Nora. Das Land. Es ist nicht für ein Haus bestimmt.«
            »Wofür dann?«, fragte sie verwirrt. »Wozu hättest du sonst Land am Sailor's Point kaufen sollen?«
            »Für eine Brauerei. Ich will dort eine Brauerei bauen.« Er lächelte. »Ich bin Brauer von Beruf. In meiner Familie sind alle Brauer. Eine Brauerei ist viel besser als ein Haus, Nora. Sie bringt Geld ein, sichert unsere Zukunft.«
            »Der Tag, an dem deine Brauerei Geld einbringt, liegt allerdings noch in sehr ferner Zukunft«, sagte sie scharf, und er hob verwundert den Kopf.
            »Das lässt sich nicht ändern.«
            »Wenn du meinst«, sagte sie leise, und er wusste nicht, was er davon halten sollte. Sie wollte nicht länger über das Thema reden. Er hatte Angst, sie zu verlieren. Angst, dass sich die Kluft zwischen ihnen verbreiterte. Traurig machte er sich klar, dass es anders aussehen würde, wenn er das Haus, das sie sich am Sailor's Point wünschte, doch bauen würde, aber auf einen so kurzfristigen Plan wollte er sich nicht einlassen. Seine Möglichkeiten waren begrenzt, und er musste umsichtig investieren. Mit der Zeit würde auch Pastor Beitz begreifen, dass er nicht abtrünnig geworden war, sondern nur versuchte, für alle Betroffenen das Beste zu tun. Er machte kehrt und folgte den anderen, erblickte aber gerade noch rechtzeitig in einiger Entfernung einen Reiter. Er schluckte, sein Puls beschleunigte sich ein wenig, denn er dachte, nein hoffte, es wäre Nora. Dann war der Reiter in Sichtweite. Ausgerechnet! Es war der Ire, Mike Quinlan!
             
            »Ich dachte mir, dass ich dich hier treffen würde«, sagte Quinlan. »Hat jemand was dagegen, wenn ich mich euch heute anschließe?«
            »Nein. Ich freue mich, dich zu sehen. Ist Theo bei dir?«
            »Leider nicht, Walther. Aber er hat mir zwei Pfund mitgegeben, die du seiner Frau aushändigen sollst.«
            »Wo steckt er?«
            »Ist weitergereist zu den Goldfeldern bei Charters Towers. Jagt immer noch dem Glück hinterher.«
            Walther furchte die Stirn. »Das ist nicht recht. Er hätte nach Hause kommen sollen. Seine Familie wohnt in einem Schuppen, seine Frau muss arbeiten.«
            »Das tut mir Leid.« Mike hob die Schultern. »Theo ist nicht sehr erfolgreich. Es hat ihn große Mühe gekostet, dieses Geld zusammenzubringen. Ich bringe auch einen Brief mit Weihnachtsgrüßen für seine Familie. Zum Glück bin ich noch rechtzeitig hier angekommen.«
            »Er hätte selbst kommen sollen.«
            »Ach, du weißt doch, wie das ist«, sagte Mike. »Theo will als

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