Im Land der tausend Sonnen
Himmels willen. Bitte sei doch vernünftig.«
»Wen interessiert, was Walther treibt?«, fragte Karl ärgerlich. »Es ist allein unsere Angelegenheit, und ich sage, wir stellen um auf Zuckerrohr. War es das, was Mike Quinlan mit dir besprechen wollte?«
»Ja«, antwortete sein Vater. »Er meint, wir sollen auf dem gesamten Land Zuckerrohr pflanzen, dann könnten wir unsere Mittel und die Arbeitskräfte gemeinsam nutzen.«
»Arbeitskräfte?«, schrie Frieda auf. »Wir sollen dann diese Inselmenschen bei uns haben? Die Kanaken?«
Karl war begeistert. »Unser gesamtes Land und Quinlans dazu, voller Zuckerrohr! Man stelle sich das vor! Das wird eine Ernte geben!«
Der Haken bei der Sache waren die Insulaner. Dass sie tatsächlich auf ihrem Grund und Boden würden leben müssen, machte Frieda nervös, schon gar, als sie hörte, dass sie mindestens dreißig Mann benötigen würden.
Sie stritten bis tief in die Nacht hinein, bis Jakob schließlich die Entscheidung traf.
»Wir stellen das Haus so kostengünstig wie eben möglich fertig. Dann suche ich noch einmal Mr Rawlins auf, denn wir fangen auf Karls Land an zu roden und zu pflanzen, um die Inspektoren zufrieden zu stellen. Ich werde ein weiteres Darlehen benötigen, um Unterkünfte für die Kanaken bauen zu können.«
»Ich habe doch gesagt …«, setzte Frieda an.
»Ja, das hast du. Aber die Kanaken sind billige Arbeitskräfte und für unser Unternehmen unerlässlich. Wenn du dich unter so vielen Schwarzen nicht wohl fühlst, kann ich das verstehen, dann suche ich dir eine Bleibe in der Stadt. Aber ein für alle Mal: Ich habe die Absicht, Zuckerrohr zu pflanzen.«
»Du glaubst, du kannst mich zu Pastor Beitz abschieben?«, fragte sie wütend.
»Nein«, erwiderte er ruhig. »Ich suche dir eine Wohnung in der Stadt, wo du dich bestimmt viel sicherer fühlst.«
»Vielleicht solltest du mich ganz wegschicken! Suche mir eine Wohnung in Deutschland, dann brauchst du dir um mich keine Sorgen mehr zu machen.«
»Wenn du willst«, antwortete er streng.
Wie Jakob es nicht anders erwartet hatte, gab es auf den Zusammenkünften mit Mayhew, Rawlins, Quinlan und ihm selbst einiges zu besprechen, und hinzu kamen gesonderte Gespräche mit Charlie Mayhew, der sie in die Grundlagen des Geschäfts einführte.
Sie besuchten Charlies Plantage, wo sie erfuhren, dass Zuckerrohr aus Neuguinea am besten geeignet sei, und sie verbrachten einen ganzen Tag mit der Einführung in die Organisation eines so großen Betriebs. Charlie lag sehr daran, dass sie Erfolg hatten, damit die Brennerei gedeihen konnte. Er tat sein Bestes, um alle Fragen zu beantworten und jede erdenkliche Hilfe anzubieten, und er lud Karl ein, auf der Plantage zu bleiben, zu arbeiten und Erfahrung zu sammeln, bis ihre eigenen Kanaken gebracht wurden und sie mit dem Pflanzen beginnen konnten.
Frieda hatte im Grunde nichts dagegen, allein zu sein. Die beiden Zimmerleute beendeten ihre Arbeit am Haus und gingen, und dann traf Davey mit seinem Ochsengespann ein und brachte die Möbel.
Er war zu höflich, um sich eine Bemerkung über die spärliche Lieferung zu erlauben, worüber sie froh war, denn es kostete sie viel Kraft, gegen die aufsteigenden Tränen anzukämpfen. Jakob hatte sie gewarnt, dass er an Möbeln und Einrichtungsgegenständen für das neue Haus würde sparen müssen, und Frieda hatte sich größte Mühe gegeben, genau aufzulisten, was sie unbedingt brauchte. Sie hätte wissen müssen, dass die glücklichen Stunden, die sie mit der Aufstellung ihrer Liste verbracht hatte, nicht das gewünschte Ergebnis erzielen würden. Das Haus selbst war genauso, wie sie es sich vorgestellt hatte: zwei Schlafräume, ein Wohnzimmer, ein Speisezimmer; Küche, Bad und Waschküche waren gesondert und durch einen Gang zu erreichen, und eine Veranda zog sich um die Vorderfront und die Seiten des ganzen Hauses. Sie hatten es so sorgfältig geplant, die abgetrennte Küche zum Schutz des Wohnbereichs vor Feuer, vor dem sie mittlerweile ja nachdrücklich gewarnt waren. Sie hatten bemerkt, dass breite Veranden hier gut genutzt werden konnten, zum Schlafen und auch als Wohnraum. Möbliert wäre das Haus wunderschön gewesen, dachte sie traurig. Doch Davey
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