Im Land der tausend Sonnen
aufgehoben.«
Aus Prinzip beklagte sich Hubert über die endgültigen Kosten, wenngleich er auch das Doppelte gezahlt hätte, und er verließ die Kaserne voller Ärger und Verzweiflung, um geradewegs zu Hendersons Büro zu gehen.
Der Agent war nicht anwesend, doch Hubert traf auf einen ältlichen Pastor, der geduldig auf einer Bank gleich hinter der Eingangstür wartete.
»Leider ist unser Mann im Augenblick nicht anzutreffen. Sind Sie vielleicht auch ein Träumer?«, fragte der Geistliche.
»Oh, nein, wohl kaum«, antwortete Hubert. Er war schließlich ein erfolgreicher Geschäftsmann.
»Haben Sie keine Lust, nach Australien auszuwandern?«
Hubert biss an. »Mag sein«, gab er zu. »Vielleicht, Herr Pastor.«
»Aha. Am besten macht man gleich Nägel mit Köpfen. Es dauert zu lange, wenn man es sich überlegen muss. Was mich betrifft, ich habe schon vor langer Zeit den Entschluss gefasst.«
»Sie wandern aus?«
Der Pastor wirkte wie ein Methusalem mit seinem langen grauen Bart und dem schütteren Haar. Doch plötzlich blitzten seine Augen.
»In mir steckt noch reichlich Leben, mein Sohn. Mein Traum beinhaltet zweierlei. Oder vielleicht sollte ich sagen, ich habe zwei Träume. Der erste ist der, eine lutherische Mission zu gründen … Gestatten Sie: Welcher Konfession gehören Sie an?«
»Derselben wie Sie, Herr Pastor.«
»Gut. Ich möchte eine Mission gründen und die Eingeborenen unserem Herrn zuführen. Und mein zweiter Traum besteht darin, die Schäfchen unserer Herde, die mit bislang noch unbekanntem Ziel auswandern wollen, in der Kolonie Queensland zu sammeln.« Er hielt inne, um Atem zu schöpfen, und keuchte ein wenig. »Finden Sie nicht auch, dass es einfach wunderbar sein würde, dort draußen eine lutherische Gemeinde ins Leben zu rufen?«
»Das könnte ich mir vorstellen«, sagte Hubert.
»Sie hätten den Trost ihrer eigenen Sprache …«
Die Sprache! Nun, Hubert sprach ein wenig Englisch, aber sonst niemand in seinem Haushalt. Er nahm sich vor, so bald wie möglich für Englischunterricht zu sorgen.
»… Sie hätten ihre eigene Religion und ihre alten Traditionen. Ein großer Vorteil, nicht wahr?«
»Doch, das wäre es wohl.«
»Dann sind Sie bestimmt nicht abgeneigt, ein Opfer zu bringen, mein Unternehmen mit einer Spende zu unterstützen.« Hubert zückte seinen Geldbeutel und reichte dem Geistlichen zwei Silbermünzen. »Haben Sie viele Schäfchen in Ihrer Herde, Herr Pastor …?«
»Beitz. Mein Name ist Beitz. Etwa vierzig, mein Herr. Ganz gut für den Anfang, meinen Sie nicht auch?«
Hubert nickte. Da Pastor Beitz immer wieder seine Zustimmung suchte, vermutete er, dass er ein wenig unsicher hinsichtlich seines großen Plans war, doch er irrte sich.
»Ich freue mich, dass Sie meiner Meinung sind, Herr …?«
»Hoepper.«
»Herr Hoepper, Gott segne Sie. Sie sind ein großer Gewinn für unsere Gemeinde. Nehmen Sie Ihre Familie mit? Ich kann Sie mir nicht als Junggesellen, als Einzelreisenden vorstellen. Sie müssen sich uns anschließen. Sie sind uns von Herzen willkommen. Wir werden eine glückliche, fromme Gemeinde sein und zusammen arbeiten, verstehen Sie. Ich habe Gott dem Herrn gelobt, seinen Namen ins ferne Land zu tragen, und jetzt gibt es kein Zurück mehr …«
Hinter ihm schlug eine Tür, und Henderson flüchtete vor Regen und Hagel ins Hausinnere und schüttelte das Wasser aus seinem Schirm.
»Pastor Beitz! Wie schön, Sie zu sehen. Und Sie haben Herrn Hoepper mitgebracht! Das ist ja wunderbar! Ich wollte Sie ohnehin miteinander bekannt machen.«
»Nicht nötig.« Beitz lächelte. »Wir sind alte Freunde. Zumindest unsere Träume sind es.«
Im Verlauf der folgenden Monate wurden Hubert und Beitz gute Freunde, und natürlich schloss Hubert sich der deutschen Gruppe von Auswanderern mit dem Ziel Australien an, wie der alte Pastor es vorausgesehen hatte.
Beitz war ein fröhlicher Geselle und ausgesprochen liebenswürdig, doch er war auch ziemlich unpraktisch veranlagt, und Hubert half ihm, wenn es um die Planung ging. Sie stellten sicher, dass die
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