Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Im Land der tausend Sonnen

Titel: Im Land der tausend Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
Vom Netzwerk:
die Antipoden wusste.
            »Aber was bedeutet eigentlich Antipoden?«, fragte Hoepper.
            »Das ist das andere Ende der Welt in Bezug auf England.« Er lachte. »So bezeichnen wir Australien und Neuseeland.«
            Hoepper furchte die Stirn, keineswegs belustigt. »Dann ist England für Australien und Neuseeland der Antipode, ist das richtig?«
            »Wahrscheinlich«, pflichtete Henderson ihm bei. »Vielleicht möchten Sie sich diese Karten anschauen, damit ich Ihnen über die verschiedenen neuen Städte berichten kann, die Immigranten suchen. Es sei denn, mein Herr, dass Sie als Geschäftsmann die Großstadt Brisbane bevorzugen?«
            »Mein Interesse geht eher dahin, Land zum Bewirtschaften für meine Söhne zu finden.«
            »In der Umgebung von Brisbane gibt es überreichlich gutes Land.«
            »Und je weiter ich mich vom Zentrum der Stadt entferne, desto billiger ist das Land.«
            »In der Tat, so verhält es sich.«
            »Ist der Menge an Land, die ich kaufe, eine Grenze gesetzt?«
            »Höchstens durch Ihren Geldbeutel. Die Regierung bezuschusst sogar die Überfahrt nach Australien, um die Besiedelung des Landes zu beschleunigen.«
            »Lieber Himmel! Das ist außergewöhnlich!«
            Henderson lächelte breit, in der Gewissheit, hier einen Kandidaten gefunden zu haben, noch dazu einen mit ausgezeichneten Referenzen.
            »Wie viele Personen würde Ihre Reisegruppe umfassen, Herr Hoepper?«
            »Sieben, einschließlich meines Personals«, erwiderte er vage, während er etwas in sein kleines Notizbuch schrieb.
            Dann aber stand er abrupt auf, um sich zu verabschieden. »Einen schönen Tag noch, Mr Henderson, danke, dass Sie mich empfangen haben. Ich brauche Zeit, um alles zu überdenken. Ich werde mich wieder bei Ihnen melden.«
             
            Hubert rannte nahezu aus dem Büro hinaus. Plötzlich kam er sich töricht vor, als sollte ein Mann von fünfzig Jahren nicht mehr derartig radikale Ideen pflegen. Es schien, als würde er langsam ein bisschen komisch im Kopf. Er spürte, wie unter seinem säuberlich gestutzten Bart alles Blut aus seinen Wangen wich. Würde er tatsächlich alles verkaufen? Das Familienunternehmen? Das schöne repräsentative Haus? Um auszuwandern und in der Wildnis zu leben? Was war das für ein Unsinn? Was würden die Leute sagen?
            Glaubte er etwa, er wäre wieder zwanzig?
            Nein, aber meine Söhne sind in den Zwanzigern. Der Gedanke ließ ihn abrupt stehen bleiben, und er lenkte seine Schritte zum Hafen, wo jetzt sogar noch größere Schiffe vor Anker lagen.
            An meine Söhne sollte ich denken, nicht an mich und mein Wohlbefinden. Dann lächelte er. Es würde ein herrliches Abenteuer sein!
            Als er nach Hause kam, saßen alle mit finsteren Mienen im Wohnzimmer und warteten auf ihn.
            »Was ist hier los?«, fragte er. »Was hat euch die Sprache verschlagen?«
            Erik reichte ihm die Unterlagen. »Wir müssen zum Militär. Ernst und ich, alle beide.«
            »Oh nein! Ich habe Ausnahmeregelungen für euch erwirkt.«
            »Offenbar hat das nichts bewirkt, Vater.«
            »Macht doch nichts«, sagte Ernst. »So schlimm wird es schon nicht werden.«
             
            Hubert verschwendete keine Zeit. Er ersuchte um eine Audienz beim Kriegsminister, wurde jedoch mit Ausflüchten abgespeist. Er traf sich mit dem Oberst des Regiments und bestand darauf, dass seine Söhne auf Grund ihrer geschäftlichen Verpflichtungen vom Militärdienst freigestellt werden, doch der Oberst ging gar nicht darauf ein. In seiner Verzweiflung begann Hubert zu feilschen. Er würde für die Freistellung bezahlen, damit Ersatzmänner ausgebildet werden könnten – ein verschleierter Bestechungsversuch, der auf fruchtbaren Grund fiel.
            »Ich kann sie nicht völlig freistellen, Herr Hoepper. Zwei Jahre würden sie dennoch dienen müssen.«
            »Ein Jahr.«
            »Wie wäre es mit achtzehn Monaten?«
            »Nein. Ein Jahr.«
            »Tut mir Leid. Achtzehn Monate, mehr kann ich nicht für Sie tun. Sagen wir, wir zählen diesen Betrag zum Preis ihrer Offizierspatente, Uniformen und Pferde hinzu. In der Kavallerie sind sie besser

Weitere Kostenlose Bücher