Im Land der tausend Sonnen
»Mag sein«, sagte Hubert und fragte sich, wie man ihm diese Traumwelt erhalten könnte.
Hubert dachte über das Gehörte nach, als er zum Haus der Kleinschmidts ging, um Adele abzuholen. Sie und Rosie hatten sich angefreundet, und natürlich war die kleine Louise der Mittelpunkt der Aufmerksamkeit.
Dieses Mal servierte man ihm Kaffee, den er bedeutend lieber mochte als Tee, und er fragte Rosie aus, da ihn die Sorgen um die Gemeinde nicht mehr loslassen wollten.
»Die Leute hatten so viele verschiedene Vorstellungen von dem, was sie hier erwartet«, sagte er. »Vorstellungen, die stark von der Realität abwichen.«
Rosie lachte.
»Helene Wagner und ich waren schockiert, als wir hier ankamen und splitternackte Eingeborene herumstehen sahen, dazu eine schäbig wirkende Stadt, die nicht mal richtige Straßen hatte, was sich bis heute kaum geändert hat …«
»Aber was ist mit der Gemeinde?«
»Du lieber Himmel! Das war der größte Schock. Ich dachte, wir würden auf einer tropischen Insel mit weißem Sandstrand und sich wiegenden Palmen und mildem Wetter landen, und stattdessen fanden wir diesen Urwald am Ende einer langen staubigen Straße vor.«
»Was haben Sie denn geglaubt, womit Ihre Männer auf einer tropischen Insel ihr Geld verdienen würden?«
Sie lächelte. »So weit habe ich gar nicht gedacht. Ich habe nicht einmal Rolf von meiner Trauminsel erzählt, weil ich mir so dumm vorkam.«
»Aber dann wohntet ihr schließlich in Holzhütten«, sagte Adele. »Das muss doch schrecklich gewesen sein.«
»Im Grunde war es ganz lustig. Mich hat es nicht sonderlich gestört. Ich glaube, Rolf will morgen mit Ihnen auf die andere Seite des Flusses, den Rest der Familie besuchen.«
»Und um eine Zuckerrohrplantage zu besichtigen«, fügte Adele hinzu. »Das wird wohl ein anstrengender Tag. Herr Meissner und Karl kommen auch; sie sind ganz versessen darauf, weil sie auch ins Geschäft einsteigen wollen.«
Die nächsten Tage waren sie ständig unterwegs. Zuerst besuchten sie, wie geplant, das jenseitige Flussufer, und dann unternahmen sie auf Mr und Mrs Wheatleys Einladung hin spontan einen Tagesausflug ans Meer – die beiden gehörten zu den Viehzüchtern, die sie auf dem Küstendampfer kennen gelernt hatten. Dieses Mal gelangten sie in einem großen, bequemen Wagen auch tatsächlich ans Meer oder vielmehr in eine große, wunderschöne Bucht, genau die Bucht, die sie auf dem Weg zur Mündung des Burnett überquert hatten.
Offenbar hatten mehrere Leute, Besitzer großer Schafzuchtfarmen, beschlossen, sich hier Strandhäuser zu bauen, um der sengenden Sommerhitze zu entkommen. So verbrachten sie einen vergnügten Vormittag damit, an der Küste nach dem besten Bauplatz Ausschau zu halten, um sich dann unter einem Schatten spendenden Baum niederzulassen und ein ausgezeichnetes Picknick zu genießen.
»Sie sollten sich auch ein Grundstück sichern, Mr Hoepper«, rieten seine Gastgeber. »Das hier ist ein herrliches Fleckchen Erde, wie Sie selbst sehen, und der Morgen kostet nicht mehr als ein Butterbrot.«
»Und wie viel kostet so ein Butterbrot?«, fragte Hubert lächelnd.
»Im Moment noch ein paar Shilling. Der Boden ist als Weideland nicht geeignet und zu weit von der Stadt entfernt, um ihn wirtschaftlich zu nutzen.«
Hubert staunte. »Ich bin dabei«, sagte er nach kurzer Diskussion. »Der Ausblick ist äußerst reizvoll, und sehen Sie …«, er deutete auf ein Schiff, das die Bucht überquerte, »von hier aus kann man sogar die Schiffe betrachten.«
Als sie zum Hotel zurückkehrten, wartete Rolf auf Hubert, um in aller Ruhe mit ihm zu reden.
»Ist etwas passiert?«, fragte Hubert besorgt.
»Noch nicht. Aber ich wollte fragen, ob Sie in unserem Namen wohl mit Pastor Beitz sprechen würden.«
»Über die Finanzlage der Kirche?«
»Ja.«
Hubert seufzte. »Ich weiß nicht. Vikar Ritter hat mich auch schon darauf angesprochen, aber ich möchte mich eigentlich nur ungern einmischen. Es liegt an Ihnen allen, die Angelegenheit zu klären. Schade, dass der ursprüngliche Plan einer kooperativen
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