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Im Land der tausend Sonnen

Titel: Im Land der tausend Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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entzückt. Das war ja leicht gewesen. Sie würden alle mit ihm kommen. Alle vier. Aber nicht Pastor Beitz. Das war verständlich. Der alte Knabe sah ein bisschen mitgenommen aus.
            »Wird heute Abend gewählt?«, fragte Max Lutze.
            »Nein. Heute findet nur eine Wahlkampfveranstaltung statt. Damit die Leute zuhören. Keiths Anhänger werden in der Progress Hall sein, um ihn reden zu hören. Les Jolly spricht in der Quay Street.«
            Walther war besorgt. Pastor Beitz war so still. Und er sah nicht gesund aus. »Vielleicht sollte ich lieber zu Hause bleiben«, sagte er.
            »Nein. Es ist gut, wenn ihr euren Bürgerpflichten nachgeht«, ließ Pastor Beitz ihn wissen. »Wir müssen auch in diesen Dingen lernen. Gebt dem Kaiser … ihr wisst schon. Mr Quinlan, essen Sie mit uns zu Abend?«
            »Danke, Herr Pastor. Ich müsste weinen, wenn ich mir Walthers irisches Gericht entgehen ließe. Wo ist Vikar Ritter?«
            »Es passt nicht zu ihm, dass er das Abendbrot versäumt«, bemerkte Hans säuerlich. »Was treibt er überhaupt den ganzen Tag?«
            Mike Quinlan erkannte das Unbehagen und sprang in die Bresche.
            »Wusstet ihr, dass Mr Hoepper in unsere Plantagen investieren will? Eine traurige Geschichte. Er sagt, das sei ein kleiner Teil der Investitionen, die er für seine geliebten verstorbenen Söhne vorgesehen hatte. Gott hab sie selig.«
            Hans hob den Blick. »Warum tut er das? Sie sind tot.«
            »Weil er sich gewünscht hatte, dass seine Familie Teil unserer Gemeinde wird«, sagte Beitz traurig.
            Doch Hans ließ nicht locker. »Er bleibt aber nicht hier, Herr Pastor. Jeder weiß, dass er und seine Tochter ihre Reise fortsetzen wollen.«
            Pastor Beitz tunkte ein Stück Brot in seinen Eintopf, biss ab und leckte sich so genüsslich die Lippen, wie es noch niemand bei diesem enthaltsamen Mann gesehen hatte.
            »Das hat mit einem Traum zu tun, Hans«, sagte er. »Herr Hoepper hatte einen Traum. Der lässt sich nicht genauso in die Realität umsetzen, wie er es sich gewünscht hat, vielleicht wird er auch nie Realität, aber es war ein guter Traum. Ein guter Traum ist ein großartiger Antrieb, wenn man fest an ihn glaubt. Aber nichts wert, wenn der Glaube fehlt und man ihn nicht festhält.«
            Er hob den Blick, als der Wind den Bambus rascheln ließ und ein Regenschauer niederging. Ein Kakadu schimpfte empört über die plötzliche Nässe, suchte Schutz in ihrer Hütte und setzte sich auf die Schulter des Pastors.
            Gewöhnlich fühlte Pastor Beitz sich unbehaglich in der Nähe dieser aggressiven Vögel, doch an diesem Abend ließ er sich überhaupt nicht stören. Vielmehr schien er sich geradezu zu freuen, dass der Vogel sich für seine Schulter entschieden hatte.
            »Er mag mich«, sagte er lächelnd und bot dem Vogel etwas ängstlich einen Brotkrumen an. »Ihr solltet besser aufessen und euch auf den Weg machen. Ein Unwetter braut sich zusammen. Lukas, du ziehst deinen warmen Mantel an, du siehst so blass aus. Fehlt dir was?«
            »Nein, Herr Pastor. Mir geht's gut.«
            »Schön. Wenn es dir gut geht, dann tu, was richtig ist, und besuche deine Frau. Hole sie heim, dorthin, wohin sie gehört. Komme deinen Pflichten nach.«
            »Ja, Herr Pastor.«
             
            In der kleinen Stadt herrschte Karnevalsstimmung. Auch die plötzlichen Regengüsse konnten die Begeisterung für die ersten Wahlveranstaltungen in dieser Gegend nicht dämpfen. Die meisten, die sich an diesem Abend auf den Weg machten, interessierten sich nicht im Geringsten für Politik. Ihnen war völlig gleichgültig, welche Parteien die beiden Kandidaten vertraten, sie nahmen nur teil, um ihren Spaß zu haben. Friedrich rieb sich die Augen, als er vor einem trüb erleuchteten Stadthaus stand.
            »Ich muss mich in der Richtung geirrt haben«, sagte er zu sich selbst. »Ich war sicher, den Weg zur Gemeinde eingeschlagen zu haben. Verdammt! Was jetzt?«
            Ratlos ließ er sein Pferd weiter durch den Regen trotten. Der Schmerz in seiner Seite hatte sich verschlimmert, sein Kopf dröhnte, und er wusste, dass er übel zugerichtet war. Er brauchte Hilfe, aber an wen konnte er sich wenden? Hoepper bot sich an, aber so schmutzig, wie er war, konnte er sich kaum im

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