Im Land der tausend Sonnen
braunen Flüssigkeit, die höllisch brannte, während sie mit ihm plauderte, als säßen sie gemütlich im Wohnzimmer.
»Wo wurden Sie überfallen?«
»An der Taylor's Road.«
»Merkwürdiger Standort für Buschklepper. Die Straße führt doch nirgendwo hin, nur in das Lager der Deutschen.«
»Buschklepper?«, fragte er. »Was heißt das?«
»Oh, Diebe. Gesetzlose. Räuber.«
»Ja. Ja, stimmt. Sie haben mich ausgeraubt. Sie haben mir jeden Penny genommen, den ich besaß.«
»Wie viel war das?«
Jetzt aber vorsichtig. »Sechs Pfund«, antwortete er traurig. »Das Geld gehörte der Gemeinde. War für die Armen bestimmt.«
»Schweine«, sagte sie. »Müssen es ganz schön nötig haben. Und jetzt tapfer sein, Pastor, ich verbinde Ihnen die Rippen. Zwei sind gebrochen, und so, wie Sie immer zusammenzucken, würde es mich nicht wundern, wenn weiter oben noch ein paar angeknackst sind. Aber angesichts all dieser Blutergüsse sind Sie doch einigermaßen gut davongekommen, wenn auch wohl eher durch Gottes Gnade als durch die Rücksicht ihrer Peiniger.«
»Sie haben mich getreten, als ich am Boden lag«, sagte er. »Nachdem sie mich vom Pferd gezerrt, meine Kleider zerrissen und mich in den Schmutz gestoßen hatten, und ich habe immer wieder gefragt: ›Warum?‹ Was habe ich denen denn getan? Ich bin neu hier, Madam. Ich dachte, dies sei eine friedliche Stadt. Man sagte mir, die Leute hier wären sehr freundlich.«
»Sind wir auch«, versicherte die rothaarige Krankenschwester eifrig.
»War es noch hell?«, fragte die Oberschwester nachdenklich.
»Ja, Madam. Die Dämmerung setzte gerade ein.«
»Sie können die Männer wohl nicht beschreiben? Unser Constable Colley muss informiert werden.«
»Ich kann sie nicht nur beschreiben«, sagte er und verzog das Gesicht, als sie seine Rippen einschnürte, schlimmer als in ein Damenkorsett. »Ich habe einen von ihnen erkannt.«
»Tatsächlich?« Das Gespräch und die Behandlung stockten plötzlich. »Wen?«
Er lag da und überlegte. Die Schwester schob ihm ein kleines Kissen unter den Kopf. »Einer von ihnen hatte einen dichten Bart, man sah kaum etwas von seinem Gesicht. Aber der andere. Den habe ich deutlich genug gesehen …«
»Wer war es?«
»Ein Kerl namens Keith. Jetzt weiß ich es wieder. Ja, er heißt Keith. Keith Dixon. Der andere Kerl hat ihn mit Namen angesprochen – dieser Keith ist ein großer, blonder Bursche – und als sie dann über mich herfielen, als ich am Boden lag, hörte ich den Bärtigen etwas über ›ihr Dixons‹ sagen. Da fiel es mir trotz meines Zustands nicht schwer, zwei und zwei zusammenzuzählen. Ja. So heißt er. Keith Dixon. Das würde ich beschwören. Und ich würde ihn überall erkennen. Sein unverschämtes Gesicht werde ich nie vergessen, wie er auf mich herunterlachte, als ich ihm zu Füßen im Schmutz lag. Kennen Sie ihn, Madam?«
»Oh Herr«, sagte sie.
Der Lehrer, Mr Hackett, kam, um die beiden Damen und die Kinder zu begleiten, und Hanni lächelte. In letzter Zeit ließ er sich häufig blicken – es hatte den Anschein, als machte er Frau Zimmermann den Hof. Die das natürlich weit von sich wies … und errötete. Eva war's, die entschied, dass sie zuerst zur Progress Hall gehen würden, um zu sehen, was Keith Dixon zu bieten hatte. Die Kinder waren begeistert und hüpften ausgelassen umher – sie hatten gehört, dass es dort Süßigkeiten und Getränke umsonst gab, und wollten natürlich nichts verpassen –, aber Hanni wollte nichts davon wissen.
»Wie kannst du nur?«, schalt sie Eva böse aus. »Ich will diesen Mann nicht einmal aus der Ferne sehen.«
»Vielleicht lohnt es sich aber, ihn zu beobachten«, sagte Eva und grinste.
»Wir müssen los!«, rief Robie. »Beeil dich, Mutter, sonst kommen wir zu spät. Komm doch mit, Hanni. Wenn du Süßigkeiten magst, besorg ich dir welche.«
Die anderen Kinder fielen ein, wollten sie überreden, weil sie fürchteten, ihre Mutter könnte es sich anders überlegen, doch Hanni blieb unerbittlich.
»Macht, was ihr wollt«, sagte sie wütend und stürmte zum Tor hinaus in
Weitere Kostenlose Bücher