Im Land der tausend Sonnen
er sich. In der Gemeinde gab es jedoch nur wenige unverheiratete Frauen. Wenige, die nicht schon in festen Händen waren. Er überlegte, ob er sich in seinem Heimatdorf umschauen sollte, unter den Mädchen in Deutschland. Das Leben wäre nicht halb so kompliziert, wenn er ein deutsches Mädchen heiraten könnte.
Je länger er darüber nachdachte, desto besser gefiel ihm die Idee. Er sollte gleich damit beginnen, sie in die Tat umzusetzen.
Da war zunächst mal Matti Gunthner. In die war er schon immer ein bisschen verliebt gewesen … tja, wenn sie hierher kommen würde. Der Gedanke betrübte ihn. Nicht nur die betreffende junge Dame müsste willens sein, auf die andere Seite der Weltkugel zu reisen, nein, auch die Eltern würden zustimmen müssen.
Doch wieder Komplikationen!
Ich kann es immerhin versuchen, beschloss er. Vetter Kurt wissen lassen, dass ich eine Frau suche. Wenn er kommt, könnte er vielleicht ein paar heiratswillige junge Damen mitbringen. Walther hatte von den irischen Brautschiffen gehört, die nach Australien kamen. Wie stand es um den Anteil an deutschen Frauen? Schließlich war er nicht der Einzige, der eine Frau suchte und eine Familie gründen wollte. Einige von Rolfs Verwandten, die draußen im Busch Bäume fällten, hatten ein gutes Einkommen, beklagten sich aber, dass es keine heiratswilligen Mädchen gab. Wo steckte Rolf überhaupt? Mr Jolly war sein Boss. Er rechnete doch sicher damit, dass Rolf kam und ihm seine Stimme gab.
Als Keiths Conférencier beleidigt die Flucht ergriff, wurde Charlie Mayhew aufgefordert, ihn zu vertreten, und mit großer Verspätung trat Keith endlich auf die Bühne. Er war ziemlich grün im Gesicht, fand Charlie, und er schlug J. B. vor, die Veranstaltung zu vertagen, doch der alte Mann wollte nichts davon hören.
»Ein Dixon gibt nicht auf!«, sagte er und funkelte seinen Sohn böse an.
»Geht's dir wirklich besser?«, fragte Charlie, und Keith nickte.
»Ja. Jetzt geht's wieder. Bringen wir's hinter uns.«
Charlie stellte Keith vor, ließ die erwarteten schmeichelhaften Bemerkungen einfließen, dann hielt Keith seine stumpfsinnige Rede, und das Publikum klatschte.J. B. sprang auf die Bühne und rief mit markigen Worten zu den Waffen, befahl, dass alle zusammenhalten sollen, für ihre eigenen Leute stimmen und so weiter und erntete damit mächtigen Applaus.
Jetzt aber suchte Charlie Constable Colley. Er stapfte an der großen Versammlung vorbei, die Les Jolly zuhörte, zog vor einigen Damen den Hut und sah sich nach Colley um.
Charlie hatte für beide Kampagnen gespendet. Gewöhnlich interessierte er sich überhaupt nicht für Politik, doch als er erfuhr, dass der dritte Kandidat ein eingefleischter Alkoholgegner war, musste er aktiv werden. Seine Rumbrennerei sollte erstklassig werden. Jetzt brauchte er keine finanzielle Unterstützung mehr von den Dixons, nicht, nachdem Jakobs Freund Mr Hoepper zu seiner Überraschung Interesse an ihrem Unternehmen zeigte und investierte.
Was für ein Glück war das. Was für ein großes Glück!
Im Polizeiposten brannte Licht, und Charlie machte sich eilends auf den Weg, um Colley noch zu erwischen, bevor er sein Büro zur Nacht schloss. Zwei von Charlies Kanaken waren entlaufen, und er musste ihr Fehlen innerhalb der festgesetzten achtundvierzig Stunden melden. Die aber waren fast verstrichen.
»Wo sind sie?«, fragte Colley.
»Wenn ich das wüsste, würde ich sie zurückholen.«
»Wahrscheinlich sind sie im Busch untergetaucht. Da bleiben sie nicht lange.« Colley grinste. »Dann kommen sie halb verhungert zurückgekrochen. Sie sind schließlich keine Aborigines und wissen nicht, wie sie sich ernähren können.«
»Ich dachte, Sie würden einen Suchtrupp losschicken.«
»Sinnlos. Sie sind doch nicht bewaffnet, oder?«
»Nein.«
»Keine Sorge. Sie kommen schon wieder.«
»Warum zum Teufel muss ich sie hier als vermisst melden, wenn Sie doch nichts unternehmen?«, knurrte Charlie, und Clem hob die Schultern.
»Weiß nicht. Ich habe die Gesetze nicht gemacht. Wer kommt denn da?«
Ein Mann ritt in den Hof und saß
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