Im Land der tausend Sonnen
Brand gesetzt, sein Haus und sein Hab und Gut vernichtet hat … Oh ja, Sie wissen davon, Herr Polizist, Sie wissen es und haben nichts unternommen.«
»Stimmt das?«, fragte Charlie entsetzt.
»Aber ja. Sehen Sie ihn doch an. Gibt es keine Gerechtigkeit hier?«
Colley zitterte. »Nein, er verdreht alles, Charlie. Er ist ganz durcheinander, der arme Kerl. Setzen Sie sich. Ganz ruhig. Ich hole Ihnen eine Tasse Tee.«
Friedrich war beinahe sprachlos. Wäre Charlie nicht im Raum gewesen, hätte er diesen herablassenden Polizisten angegriffen, totgeschlagen wie diesen arglosen, herablassenden Ritter. Sie wollten ihm nicht glauben, behandelten ihn wie einen Idioten, weil er ein Geistlicher war, ein naiver Kirchenmann, den man hereinlegen konnte, den diese weltgewandten Gestalten hinters Licht führen wollten.
Nun, da hatte er ihnen etwas zu sagen. Ein für alle Mal legte er seine Rolle als Geistlicher ab. Er war Otto Haupt. Er lächelte böse. Auftritt des Schurken. Niemand legte sich mit Otto an. Schon gar nicht diese hinterwäldlerischen Schweinehunde.
»Sie glauben mir also nicht«, höhnte er. »Schön, dass Sie hier sind, Charlie, wer immer Sie auch sein mögen. Dieser Schuft hier weiß, dass Dixon Meissners Land in voller Absicht niedergebrannt hat, denn Lukas Fechner war Zeuge. Er kam hierher, um Anklage zu erheben, und dieses von Dixon bezahlte Stück Kuhmist hat keinen Finger krumm gemacht.«
»Gewiss nicht«, sagte Charlie und sah Colley an, der sich hinter seinen Schreibtisch zurückgezogen hatte und hilflos den Kopf schüttelte.
»Es war keine Lüge, nicht wahr?«, forderte Charlie ihn heraus. »Der Handspiegel. Mrs Fechner hat ihn nicht gestohlen. Ich habe ihr den Spiegel als eine Art Entschuldigung geschenkt. Die Dixons haben ihn als Vorwand benutzt, um ihr kündigen zu können. Warum, Clem? Entspricht der Rest der Geschichte der Wahrheit?«
Otto trat vor, hieb mit der Faust auf den Schreibtisch und machte dem Gespräch der beiden ein Ende. Ihr Gerede interessierte ihn nicht. Ihm sollten sie zuhören! Er spielte hier die Hauptrolle. Er sah einen Revolver, der lässig in seinem Holster an der Wand hing. Den sollte er sich greifen. Doch Colley war näher. Vielleicht schaffte er es nicht. Aber er war ohnehin noch nicht fertig.
»Du Schweinehund«, zischte er den Polizisten an. »Du hast eine Menge zu verantworten. Ein Wunder, dass der Herr dich nicht mit einem Blitz erschlägt.« Er bemerkte, dass er seine Rollen durcheinander brachte, aber es war ihm egal. Ein Blitz und ein ohrenbetäubender Donnerschlag verstärkten die bedrohliche Atmosphäre.
Er wandte sich Charlie zu. »Wenn er Dixon für die Brandstiftung auf Meissners Land verhaftet hätte, wäre vielleicht ein noch schlimmeres Verbrechen verhindert worden.«
Er hatte sich Hannis Geschichte sehr genau angehört und wusste, dass die zeitliche Abfolge in seiner Version nicht stimmte, doch was störte es ihn? Mit jedem Wort seines Berichts steigerte sich sein Hass auf Keith Dixon.
»Er hätte Hanni Fechner, Mrs Fechner, die junge Dame, die Sie offenbar kennen, vor einem Schicksal bewahren können, das schlimmer ist als der Tod.« Er fauchte sie an: »Ihr Freund und ehrbarer Bürger hat Mrs Fechner vergewaltigt, als sie ihm in seinem Haus wehrlos ausgeliefert war. Sie sollten der Mittäterschaft beschuldigt werden, Colley. Waren Sie beteiligt? Haben Sie sie auch vergewaltigt?«
»Das stimmt doch nicht?«, schrie Charlie, doch Otto stieß ihn zur Seite.
»Ich habe Zeugen! Viele Zeugen. Sie sagen, Dixon hat mich nicht überfallen? Ich sage, doch, er war's. Und beraubt hat er mich, zusammen mit einem seiner Henkersknechte. Lukas Fechner kennt den wahren Sachverhalt über den Brand auf Meissners Land, und viele andere Leute wissen auch Bescheid. Hanni Fechner wird mit anklagendem Finger auf eben denselben Verbrecher zeigen. Ich sage Ihnen, glauben Sie nicht, Gottes Gesetz noch länger missachten zu können. Und Sie …«, er wies mit einem langen, knochigen Finger auf Constable Colley, »… Sie sind verflucht bis zum Tag Ihres Todes, wenn Sie Ihre Pflicht nicht tun. Gottes Wille geschehe!«
Mit diesen Worten stürmte Otto Haupt zur Tür hinaus, verließ in einem überaus dramatischen Abgang die Bühne. Doch
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