Im Land der tausend Sonnen
Kleinschmidt.«
»Oh nein! Das geht nicht. Nein!«
»Setzen Sie sich erst einmal, meine Liebe. Regen Sie sich nicht so auf. Ich muss operieren, sonst könnte die Entzündung auf den Bauchraum übergreifen, und das ist äußerst gefährlich. Er muss sofort ins Krankenhaus.«
Die Schwestern entschädigten ihn durch ihre zärtliche Fürsorge für die bedauerliche Unzulänglichkeit des Krankenhauses, und ihre Aufmerksamkeiten konnten Friedrich ein wenig beschwichtigen. Jetzt ruhte er aus. Sie hatten ihn gewaschen und gesäubert, selbst die Fingernägel. Sie hatten seine Wunden gereinigt, lindernde Salben aufgetragen, und bevor er sie daran hindern konnte, hatten sie auch die Verletzungen in seinem Gesicht mit dieser brennenden Flüssigkeit betupft, wobei sie versicherten, es handele sich um einen erstklassigen Bakterienvernichter.
Sie hatten noch einmal über seine zerrissene, blutverschmierte Kleidung geseufzt, aber ihm war es einerlei. Er war müde, er hatte alles satt.
»Werfen Sie die Fetzen weg«, sagte er.
In Hemd und Hosen fühlte er sich jetzt wieder normal. Er richtete sich auf und versuchte sich in seine neue Rolle zu finden, doch der Verband um seinen Brustkorb herum kniff und drückte so sehr, dass er aufschrie.
Die Oberschwester eilte herbei. »Was ist los?«
»Muss ich dieses Korsett wirklich tragen?«
Sie schmunzelte. »Ohne ginge es Ihnen noch schlechter. Üben Sie sich ein paar Tage in Geduld, damit diese Rippen heilen können. Sie sehen jetzt schon viel besser aus. Wie geht es Ihnen?«
»Einigermaßen.« Im Grunde ging es ihm recht gut. Es war Zeit, hier rauszukommen.
»Schön. Wir haben einen Patienten im hintersten Zimmer. Er ist sehr krank. Ein Fremder. Däne, glaube ich. Würden Sie mit ihm beten, bevor Sie gehen? Das wäre sicher ein großer Trost für ihn.«
Friedrichs Tage als Gottesmann waren, so hoffte er, vorüber, doch dann fiel ihm ein, dass er mittellos war, Keith Dixon sei's gedankt. Also musste er noch ein Weilchen weitermachen.
»Gut«, willigte er ein, nun wieder sehr feierlich. »Was fehlt dem armen Burschen?«
Sie rückte näher heran, nahm seinen Arm und flüsterte ihm ins Ohr: »Er hat Cholera. Aber das darf nicht bekannt werden. Die Leute geraten sonst in Panik.«
»Oh ja, ich verstehe«, sagte er traurig. In Panik! Wie konnte sie es wagen, ihn in das Zimmer eines Patienten mit einer hochansteckenden Krankheit zu schicken!
»Hier entlang«, sagte sie und deutete auf eine geschlossene Tür. »Da drin. Das ist wirklich sehr freundlich von Ihnen.«
Freundlich? Zum Teufel! Aber er hatte keine Wahl. Sie schob ihn in den Raum, wo ein alter bärtiger Kerl mit Haaren wie ein Reisigbesen im Bett lag und vor sich hin brabbelte. Offenbar hatte er hohes Fieber. Friedrich spürte seine Hitze quer durchs Zimmer hindurch und setzte die Entfernung gleich mit dem Weg, den Krankheitskeime zurücklegen konnten.
Die verglasten Türen waren geschlossen. Sie führten auf die Veranda, und als er hinausblickte, sah er jenseits einiger Nebengebäude die Stallungen. Ohne Gewissensbisse, ohne einen Blick für den Patienten zu erübrigen, machte er sich aus dem Staub und schloss die Türen hinter sich.
Er holte Queenie aus dem Stall. Stieg unter Schmerzen auf, die schlimmer waren als erwartet, und das machte ihn wütend.
Wohin jetzt?
Zur Polizei natürlich. Im Krankenhaus wussten inzwischen alle, dass er zusammengeschlagen und ausgeraubt worden war. An wen würde ein Geistlicher sich wenden, wenn nicht an die Polizei? Er hatte Beweise für den Überfall. Unwiderlegbar.
Als er seine Beschwerde probte, fühlte er sich plötzlich schwach, erlebte den Schock des Überfalls noch einmal, doch er kämpfte sich weiter vor, in den Wind gebeugt, bis zum Polizeiposten in der Quay Street.
Die Stennings verhielten sich ruhig. Jules hatte beschlossen, an keiner der beiden Wahlveranstaltungen teilzunehmen, um des lieben Friedens willen, wenngleich seine Frau enttäuscht war.
»Wir können doch zu beiden gehen. Keiths Veranstaltung findet um sieben Uhr statt, und Les Jolly tritt erst um acht in der Quay Street
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