Im Land der tausend Sonnen
sie sich bei Davey dafür, dass sie seine Töpfe benutzen durfte. »Ich glaube, ein paar von meinen Kürbissen sind jetzt bald reif und die Rüben auch, und dann brauche ich größere Töpfe.«
»Kein Problem, Missus. Ich hab da draußen einen Lagerofen. Wenn Sie mögen, mache ich Ihnen später ein bisschen Damper.«
»Was ist ein Lagerofen, Davey?«
»Ah … ich werd's Ihnen zeigen. Das ist ein kleiner viereckiger Ofen, den man ins Lagerfeuer stellt, weiter nichts.«
»Und darin kann man backen?«
»Klar.«
Das erschien Frieda himmlisch. Wieder backen zu können, statt nur von Gekochtem oder Gebratenem leben zu müssen. Das musste sie sich unbedingt ansehen. So ein Ofen wäre sicher bedeutend billiger als ein richtiger Küchenherd.
Als sie zum Frachtwagen hinübergingen, wirbelte ein Windstoß den Staub auf, und Frieda wedelte gedankenverloren mit ihrer Schürze. »Es ist so trocken«, sagte sie. »Wann können wir mit Regen rechnen?«
»Nichts in Sicht«, antwortete Davey. »Im Winter haben wir nie viel Regen. Aber ich schätze, dieses Jahr ist es noch schlimmer als sonst. Das verdammte Land ist pulvertrocken, und ich muss mein Gespann noch härter treiben, damit wir in der Reichweite von Wasserstellen bleiben.«
Der Lagerofen war ein verwitterter alter schwarzer Kasten, und Frieda hielt sich mit ihrem Urteil zurück. Sie wollte ja sehen, wie er funktioniert.
Eine Woche später kamen Keith Dixon und zwei seiner Leute zu Besuch. Frieda bot ihnen Kaffee an, wie sie es mit jedem Besucher hielt, und ließ sich nicht anmerken, dass ihre Ankunft sie in Sorge versetzte. Die beiden Männer nahmen an, Keith jedoch nicht. Er wollte mit Jakob reden und machte sich auf die Suche nach ihm.
Frieda setzte den Viehtreibern kalten Pudding vor. Sie war überzeugt, dass er ihnen schmecken würde, und blieb bei ihnen, um sich mit ihnen zu unterhalten. So wollte sie erfahren, was Dixon junior im Schilde führte. Sie sprachen jedoch nur übers Wetter und über die Probleme mit dem ausgedörrten Weideland. Dann fiel ihr ein, dass Lukas und Hanni Fechner ja auf der Clonmel Station arbeiteten.
»Kennt ihr Lukas Fechner?«, fragte sie.
»Ja«, antwortete der Ältere. »Ein feiner Kerl. Arbeitet hart. Er hat eine Weile gebraucht, bis er sich zurechtfand. Einmal hat er sich im Busch verirrt, und wir haben die halbe Nacht hindurch nach ihm gesucht, bis sein Pferd ihn dann irgendwann nach Hause gebracht hat. Aber inzwischen leistet er wirklich gute Arbeit, möchte ich sagen.«
»Er und Hanni sind mit demselben Schiff gekommen wie wir«, erklärte sie. »Wir sind als Gruppe ausgewandert.«
»Ja, so sind meine Leute auch aus Schottland hergekommen, eine ganze Truppe. Sie haben sich fein rausgemacht. Habt ihr euch schon ein bisschen eingelebt?«
»Oh ja, danke. Freut mich zu hören, dass Lukas Freude an seiner Arbeit hat. Und wie geht es Hanni?«
Sie bemerkte, wie der Mann die Stirn furchte und mit einer ärgerlichen Kopfbewegung auf seinen Freund wies, bevor die Höflichkeit ihn zu einer Antwort zwang. »Soviel ich weiß, kommt sie prima zurecht.«
»Schön«, sagte Frieda vage, durchaus in der Ahnung, dass etwas nicht stimmte, aber sie fragte nicht weiter nach. Stattdessen schaute sie zum Wald zwischen dem Haus und dem Fluss hinüber, wo die Holzfäller ihre Arbeit aufgenommen hatten.
»Dieser Mr Dixon, ist er der einzige Sohn?«
»Nein. Der älteste Sohn ist bei einem Sturz vom Pferd ums Leben gekommen, der mittlere ist mit seiner Frau in Übersee, reist in der Weltgeschichte umher.«
»Wie schön für die beiden. Und dieser junge Mann, Keith, ist seinem Papa doch bestimmt eine große Hilfe.«
»Ja. Aber der alte J. B. ist immer noch der Boss. Der lässt sich von keinem in seine Geschäfte reinreden.«
»Und Mr Keith, stattet er uns nur einen gutnachbarlichen Besuch ab, oder hat er mit meinem Mann Geschäftliches zu besprechen?«
Sie blickten sich voller Unbehagen um. Der jüngere Viehtreiber schob sich den Hut in den Nacken, kratzte sich am Hinterkopf und sagte: »Sowohl als auch, glaube ich. Sie haben da einen netten Garten, Missus. Schätze, das
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