Im Land der tausend Sonnen
müsste ich fast zehn Meilen laufen, und du hast hier am Fluss entlang doch einen kurzen Rückweg.«
Rolf hatte genug von diesem Kerl und seinem unverschämten Benehmen. »Tut mir Leid. Das kann ich nicht tun. Das Pferd gehört nicht mir. Und ich habe es mit meinem Gürtel an der Hinterhand verletzt.«
»Das habe ich wohl gesehen. Verdammt dumme Geschichte. Hör zu, ich kauf's dir ab. Ich geb dir einen Schuldschein.«
»Wie ich schon sagte, das Pferd gehört nicht mir.«
Dixon stand auf, zog sein Hemd aus und schlug es im warmen Sonnenschein aus, um es ein wenig zu trocknen. »Na denn, es ist sinnlos, hier rumzustehen und zu tropfen wie eine verdammte Wäscheleine, wenn du mir dein Pferd nicht gibst.«
Damit drehte er sich um und ging. Rolf ließ ihn gleichmütig ziehen. Dixon, dem Aussehen nach etwa im gleichen Alter wie Rolf, war ein gut gebauter, muskulöser, von der Sonne braun gebrannter Bursche. Der Busch war ihm augenscheinlich vertraut. Rolf schätzte, dass der Zehn-Meilen-Marsch nach Hause für diesen Kerl kein großes Problem darstellte, sonst hätte er mit größerem Nachdruck darauf bestanden, dass er ein Pferd benötigte. Rolf hatte den Eindruck, dass in Dixons Augen die Frage nach dem Pferd einen Versuch wert gewesen war, mehr nicht.
Doch er musste jetzt zurück zu Jakob und ihm erklären, warum Dandy verletzt war.
»Du solltest schwimmen lernen!«, rief er Dixon nach, der einfach weiterstapfte, ohne sich umzudrehen.
Pferd und Reiter boten einen erbarmungswürdigen Anblick, als sie die Koppel vor dem Haus erreichten, und Frieda riss die Augen auf.
»Was ist mit Dandy geschehen?«, fragte sie ärgerlich. »Er ist voller Schlamm, und sieh nur, er ist verletzt!«
»Das kann ich erklären, Frau Meissner. Wenn Sie mir einen Eimer geben, werde ich ihn säubern.«
»Nein. Das mach ich selbst. Geh du zu Jakob.«
Nachdem er seine Erklärung abgegeben hatte, brachte Rolf das Problem des Holzfällens zur Sprache.
»Dieser Kerl, dieser Dixon, sagt, du hättest kein Recht auf das Bauholz hier. Er sagt, es gehört ihnen.«
Jakob schüttelte den Kopf. »Ausgeschlossen. Dieses Land ist von der Regierung wieder eingezogen worden, ausdrücklich für landwirtschaftliche Zwecke, und sie haben es an Landsuchende verpachtet. In meinem Vertrag steht nichts davon, dass mir das Bauholz auf meinem Land nicht gehört.«
»Wie denn auch?«, sagte Rolf. »Ich gebe ja nur weiter, was Dixon behauptet hat. Außerdem kennt Les Jolly sich aus, er würde nicht zulassen, dass wir unbefugterweise hier eindringen.«
Davey, der Bullocky, stand dabei und zog an seiner alten Bruyèrepfeife. »Ich wäre mir da an eurer Stelle nicht so sicher. Diese Dixons halten sich nicht unbedingt an die Regeln. Sie haben sich auch das Bauholz von Mike Quinlans Besitz geholt.«
»Wer ist Mike Quinlan?«, fragten sie ihn.
»Ein Ire. Er hat südlich von hier ein Stück Land, neben eurem, glaube ich. Auch ein Zipfel von Clonmel Station. Hat es ganz legal gepachtet. Mit Vertrag und allem Drum und Dran. Und trotzdem haben sie ihm sein Bauholz genommen.«
»Wie denn?«
»Sie haben ihre Leute zum Fällen geschickt, als Mike nicht da war. Er ist Milchbauer. War in Maryborough, um eine Herde Milchvieh zu kaufen und zu seinem Land zu treiben. Als er zurückkam, war schon alles vorbei, versteht ihr. Sie hatten sich die besten Stücke aus seinem Holzbestand ausgesucht.«
»Und er konnte nichts dagegen unternehmen?«
»Oh doch, das konnte er. Der ist ein ganz Wilder, dieser Mike Quinlan. Ist rüber zur Clonmel Station geritten und hat einen von Dixons preisgekrönten Merinohammeln erschossen. Jetzt sitzt er freilich im Gefängnis. Man rennt nicht rum und erschießt Merinos. Die sind wie kleine Götter hier.«
Rolf blickte Jakob an. Offenbar wusste keiner von ihnen so recht, was er von dieser Geschichte halten sollte.
»Schätze, das Beste wäre, wenn ihr euer Holz so schnell wie möglich wegschafft. Bevor der alte Dixon Ärger machen kann. Theo und ich, wir helfen euch. Deine Jungs sind ja schon längst an Ort und Stelle, Rolf.«
Als Frieda zurückkam, bedankte
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