Im Land der tausend Sonnen
Rechtsberater, verfasst:
JURISTISCHE STELLUNGNAHME
zur Frage des Eigentums an Bauholz auf dem von J. B. Dixon bewirtschafteten Land von Clonmel Station, späterhin von der Regierung zur Verpachtung an Landwirte eingezogen:
Hiermit steht fest, dass oben genanntes Bauholz sich auf von der Regierung eingezogenem und nicht in gegenseitigem Einvernehmen, wie bei einem normalen Landverkauf üblich, verpachtetem Land befindet. Gemäß des Land and Mining Act von 1864 verbleiben auf solchem Land gefundene Mineralien im Besitz des Finders, insofern besagter Finder Anspruch auf besagte Mineralien geltend macht und sein Anspruch dadurch Vorrang hat. In gleicher Weise steht fest, dass, wenngleich besagter Besitz von der Regierung eingezogen wurde und der Finder von nutzbarem Bauholz auf besagtem Besitz Anspruch auf Eigentum geltend gemacht hat – und zwar als Erster –, das Recht auf Abholzung dem Ansprucherhebenden, in diesem Fall J. B. Dixon von der Clonmel Station, zusteht.
Wir weisen darauf hin, dass das illegale Abholzen von nutzbarem Bauholz auf den im Anhang bezeichneten zwei Grundstücken juristische Maßnahmen nach sich zieht.
Unterzeichnet war das Schreiben mit Datum selbigen Tags und so weiter von einem gewissen Jefferson Philps.
Jakob bekam weiche Knie. Er war abhängig vom Verkauf des Bauholzes. Sie hatten immer noch kein anderes Einkommen, abgesehen von den geringen Summen, die der Verkauf von Gemüse einbringen würde, das sie nun aber benötigten, um die zusätzlichen Arbeiter zu verköstigen. Auf der Suche nach einem Schuldigen für seine Zwangslage richtete sich seine Wut auf den Bankdirektor Rawlins. Warum hatte der ihm nicht gesagt, dass all dieses prachtvolle Holz nicht Bestandteil des Vertrags war? Hatten sie überhaupt über das Holz gesprochen? Er wusste es nicht mehr. War er wie selbstverständlich davon ausgegangen, dass das Holz ihm gehörte? Wie hatte er so dumm sein können? Wenn er das gewusst hätte, würde er sich nie auf Verträge für zwei Grundstücke eingelassen haben, angesichts der zusätzlichen Ausgaben, die das zweite Pachtland mit sich brachte. Düster gestimmt stapfte er zurück zum Haus, um die Holzfäller nicht zur Einstellung ihrer Arbeit auffordern zu müssen.
Frieda las die Papiere, die er ihr reichte, und war schockiert.
»Das kann nicht wahr sein. Unmöglich.«
»Da steht es aber geschrieben, schwarz auf weiß. Das Holz gehört uns nicht. Uns stehen magere Zeiten bevor, meine Liebe.«
»Dann wirst du dir noch mehr Geld von der Bank leihen müssen.«
»Niemals! Auf dem Weg hierher musste ich daran denken, was der alte Onkel Hans-Joachim vor unserer Abreise gesagt hat: ›Verlier' nicht den Kopf, Jakob. Du wirst in einem fremden Land leben, unter lauter Fremden. Da wird es nicht einfach sein, die Schafe von den Wölfen zu unterscheiden.‹ Und jetzt frage ich mich, ob Rawlins womöglich mit Dixon unter einer Decke steckt. Er hat mich überredet, nicht nur ein, sondern zwei Stücke Land zu pachten, ohne auch nur ein Wort über das Bauholz zu verlieren. Wahrscheinlich wusste er von Anfang an, dass es uns nicht gehört. Es liegt mir nicht, den Leuten mit Misstrauen zu begegnen, aber Pastor Beitz wurde hereingelegt und, wie es jetzt aussieht, wir ebenfalls.«
Davey half Frieda, mit Hilfe des Lagerofens Abendbrot für sieben hungrige Männer zu bereiten, und das Mahl wurde als großer Erfolg gefeiert, wenngleich an Stelle von Geselligkeit Niedergeschlagenheit herrschte. Voller Verzweiflung äußerte Jakob seinen Verdacht, übers Ohr gehauen worden zu sein. »Wir alle. Wir sind die dummen Deutschen. Die idealen Opfer für Betrüger.«
»Ja. Sie halten uns für Esel«, bestätigte Hans. »Und jetzt haben sie dich auch noch gekriegt, Jakob. Vielleicht sollten wir morgen lieber unsere Sachen packen und nach Hause zurückkehren. Du auch, Davey. Es hat keinen Sinn, hier herumzulungern, wenn es kein Holz zu fällen gibt. Und nach dem Schrieb von Dixons Anwalt zu urteilen, sieht es ganz danach aus.«
Davey sah Frieda an. »Stört es Sie, wenn ich hier drin meine Pfeife rauche, Missus?«
»Nein. Jakob will sicher auch rauchen, wenn der Kaffee fertig ist«, sagte sie und dachte sorgenvoll daran, dass der Kaffee bereits zur Neige ging, der sehr viel
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