Im Land der tausend Sonnen
Gemüse kommt gut in diesem Boden.«
»Wenn wir nur ein bisschen mehr Regen hätten«, sagte Frieda matt.
»Ja. Irgendwas fehlt immer«, erwiderte der Mann und reichte ihr seinen Teller. »Der Pudding war wirklich gut, Missus. Vielen Dank.«
Rolf und Thomas standen hoch oben auf einem schmalen Felsvorsprung, zur Sicherung Seile um die Taillen geschlungen, und fingen an, in den Stamm einer mächtigen Zeder zu hacken. In diesen Wäldern gab es so viele riesige Bäume, dass die eindrucksvolle Landschaft ihnen Ehrfurcht abgefordert hatte, und bald schon lernten sie, jedem einzelnen majestätischen Baum mit Respekt zu begegnen. Die Achtung vor der Erhabenheit des Baumes rettet Leben und Bauholz, hatte man ihnen gesagt, und sie erfuhren, dass es ein kluger Rat war, als nun die Äxte flogen und die großen Bäume sich mit einem Krachen umlegten.
Thomas war es, der ihn zuerst sah. »Da kommt ein Reiter durch den Wald. Wer mag das sein?«
Rolf blickte nach unten. »Das ist Keith Dixon von der Clonmel Station. Der, den ich aus dem Wasser gezogen habe.«
»Dann kommt er wahrscheinlich, um dir offiziell seinen Dank abzustatten. Vielleicht bekommst du sogar eine Belohnung.«
»Von dem doch nicht. Ich möchte vielmehr wetten, er hat's auf das Holz abgesehen. Mach weiter. Jakob soll sich mit ihm befassen.«
Jakob, der mit Theo zusammen das Unterholz um einen gefällten Baum herum wegräumte, ging dem Fremden zur Begrüßung entgegen.
»Jakob Meissner«, stellte er sich vor. »Was kann ich für Sie tun, Sir?«
Der Reiter stieg vom Pferd, einem schönen Vollblut, und nickte, ohne Jakob die Hand zu reichen.
»Ich bin Keith Dixon. Ihr Nachbar. Von der Clonmel Station. Pfeifen Sie lieber diese Holzfäller zurück; das Bauholz da gehört meinem Vater. Es sei denn«, grinste er, »sie fällen es für ihn. In diesem Fall wäre er Ihnen freilich ausgesprochen dankbar.«
Jakob schüttelte den Kopf. »Mr Dixon. Sie befinden sich im Irrtum. Dieses Land gehört mir, ich habe einen hieb- und stichfesten Pachtvertrag. Ihr Vater hat keinen Anspruch auf das Holz. Würden Sie ihm das bitte mitteilen?«
Doch Dixon schritt an ihm vorbei und blickte sich um. »Ist das Rolf da oben?«
»Ja. Rolf und sein Bruder Thomas.«
Jakob beobachtete die beiden ebenfalls.
Es war faszinierend, diesen Axtschwingern bei der Arbeit zuzusehen. Die beiden Kleinschmidts waren mittlerweile Profis, und selbst Dixon war beeindruckt.
»Die sind gut, nicht wahr? Aber Sie sollten sie besser runterholen. Sie verschwenden nur ihre Zeit.«
»Wir lassen sie besser ihre Arbeit tun«, sagte Jakob leise.
»Kann ich sonst noch etwas für Sie tun, Mr Dixon?«
»Ja. Sie sollten das hier lesen. Ich hatte mir schon gedacht, dass Sie nicht auf mich hören würden, und deshalb haben wir die Sache schriftlich für Sie niedergelegt, damit zwischen uns alles klar ist und Sie Platz machen für unsere Holzfäller. Sie kommen vermutlich schon innerhalb der nächsten Tage.«
Jakob nahm den Brief, den Dixon ihm reichte, machte sich jedoch nicht die Mühe, ihn zu lesen. »Falls Ihre Leute auf mein Land kommen und mir Ärger machen, Mr Dixon, betrachte ich das als widerrechtliches Eindringen.«
»Wie Sie wollen.« Dixon hob die Schultern. »Aber wir betrachten es nicht als widerrechtliches Eindringen, wenn wir uns unser Bauholz holen.«
Er ging zurück zu seinem Pferd. »Wir sehen uns wieder. Bald.«
Erst als Dixon außer Sichtweite war, gab Jakob seiner Neugierde nach und öffnete den Umschlag. Der Brief umfasste drei Seiten, und Jakob fand die Schrift auf Grund der fremdartigen Schreibweise der Buchstaben schwer zu lesen.
Er setzte sich auf einen Baumstumpf. Der erste Brief, von J. B. Dixon verfasst, behauptete sein gesetzlich verbrieftes Recht auf das Bauholz und gab bekannt, dass in Kürze Holzfäller im Dienst der Clonmel Station die beiden von Jakob Meissner gepachteten Grundstücke betreten würden. Darauf gab Jakob nicht viel; er wusste, dass das Holz ihm rechtmäßig zustand. Doch die zweite und die dritte Seite machten ihm Sorgen. Sie waren von Philps und Söhne, Anwälte und
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