Im Land der tausend Sonnen
Rolf, aber ich kann mir die Schwierigkeiten nicht leisten, die eine Besitzfeststellungsklage mir einbringen würde. Wahrscheinlich müsste ich Strafe zahlen und das geschlagene Holz obendrein noch herausgeben. Das bringt nichts. Hol' die Jungs zurück und setz' sie auf dem westlichen Teil der Jupiter-Plantage ein. Der Besitzer will dort Land roden lassen, um mehr Zucker pflanzen zu können. Er ringelt jetzt schon jeden Baum, der ihm in die Quere kommt.«
Es war still im Haus. Das Ochsengespann war, mit ein paar riesigen Stämmen beladen, nach Bundaberg aufgebrochen. Rolf und seine Brüder waren fort, und Jakob arbeitete wieder mit Karl zusammen, entfernte die kleineren Bäume und das Unterholz, um schon mal einige Bodenflächen bewirtschaften zu können.
Doch sie wussten beide, dass es an der Zeit war, Holzfäller einzusetzen, falls ihre Vision von Feldern voller Mais und Kartoffeln und Gemüse jemals Gestalt annehmen sollte. Eine richtige Farm mit Vieh zu besitzen … das war ein Traum, der sich zunehmend verflüchtigte.
»Lass mich doch nach Clonmel reiten und Dixon sagen, er solle endlich anfangen. Sich das verdammte Holz holen, und fertig. Dann könnten wir wenigstens anfangen zu pflügen«, sagte Karl.
»Nein!«, antwortete Jakob wild. »Nein! Das ist Unrecht. Ich lasse nicht zu, dass er mir mein Holz nimmt.«
»Wie willst du ihn daran hindern?«
»Ich weiß es nicht, aber ich werde es erfahren. Ich reite jetzt gleich nach Bundaberg. Auf der Stelle. Ich kann so nicht weitermachen.«
Der Entschluss war gefasst, und Jakob stürmte zum Haus, um Frieda von seinen Absichten in Kenntnis zu setzen.
»Du hast Recht«, sagte sie. »Irgendwer muss uns doch helfen können. Vielleicht sogar Mr Rawlins. Ich komme mit.«
»Nein. Der Wagen ist zu langsam. Ich kann mir keine Zeitverschwendung mehr leisten. Hol mir ein frisches Hemd, und du solltest mir auch das Haar und den Bart schneiden, damit ich etwas gepflegter aussehe, wenn ich mich unter die Städter begebe.«
Während der Monate, die die Meissners auf ihrer Farm geschuftet hatten, schien Bundaberg erheblich gewachsen zu sein. Der Weg am Fluss entlang bog nach ein paar Meilen landeinwärts ab und schnitt die Windungen des Flusses zugunsten einer direkten Verbindung zur Stadt, und längs dieser Straße häuften sich Zeichen der Besiedelung. Jakob sah gerodetes Land und hier und da eine eingezäunte Weide. Näher zur Stadt hin aber erblickte er zu seiner Überraschung eine Anzahl Farmhäuser etwas abseits von der Straße. Er vermutete, dass die Ochsentreiber diesen Weg nahmen, doch niemand hatte bisher über diese Veränderungen geredet. Davey ging wahrscheinlich davon aus, dass die neu hinzugezogene Bauernfamilie diese Fortschritte mitverfolgte. Jakob lächelte, als er auf die Stadt zuritt, und dachte daran, wie einfach es gewesen war, aufs Land hinaus zu ziehen, wie sie es getan hatten, zu beschäftigt, um sich als Mitglieder einer Gemeinde zu betrachten, und trotzdem hatten sie es geschafft, als Siedler. Als Farmer sogar, wenn sie durchhielten. Sie waren keine vorsichtigen Einwanderer mehr, die auf ein verlorenes Dörfchen starrten, dessen wenige Gebäude als Vorwand für Straßen dienten, die mit Baumstümpfen übersät waren.
Jakob wusste, dass er sich auf dem richtigen Weg befand. Er begegnete Familien mit voll geladenen Wagen, die landeinwärts reisten, und sie winkten fröhlich, zweifellos ebenfalls im Begriff, ein neues Leben anzufangen. Reihen um Reihen üppig wachsender Kohl und Felder voller Kürbisse und Kartoffelstauden wurden von chinesischen Arbeitern gepflegt.
Jakob war sprachlos. Hier war er vorher noch nie gewesen, und niemand hatte je erwähnt, dass sich am Stadtrand chinesische Gemüsebauern angesiedelt hatten. Chinesen! Er betrachtete sie voller Staunen. Merkwürdige Leute mit ihren spitzen Hüten und Zöpfen und weiten Gewändern. Er hatte niemals damit gerechnet, sie hier anzutreffen. Sie gehörten in exotische Bilderbücher.
»Wunder gibt es immer wieder«, murmelte er im Vorüberreiten. Sie winkten nicht, sie arbeiteten und hoben nicht einmal den Blick.
»Ich schätze, wir werden unser Gemüse selbst essen müssen«, sagte er zu seinem Pferd, »und uns an größere Feldfrüchte halten, Mais zum Beispiel. Und
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