Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Im Land der tausend Sonnen

Titel: Im Land der tausend Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
Vom Netzwerk:
»Walther ist zurück, und er bringt eine Überraschung für dich mit.«
            »Was für eine Überraschung?«
            »Sieh nur. Wir haben ein Pferd gekauft. Das wird uns das Leben um so viel leichter machen, aber zuerst einmal leihen wir es dir.«
            »Ich habe selbst ein Pferd«, sagte Jakob verwundert.
            »Aber dein Führer hat keines.« Walther grinste. »Schwarze haben keine Pferde, und du kannst nicht verlangen, dass der arme Kerl neben dir herrennt.«
             
            Später am Tag meldete sich ein junger Schwarzer bei Beitz. Er hatte schon oft als Viehtreiber gearbeitet und war gern bereit, den Boss nach Maryborough zu führen.
            Jakob fühlte sich in die Enge getrieben. »Ich weiß nicht recht«, sagte er leise und nahm den Pastor beiseite. »Wer bin ich denn, dass ich mir anmaße, mit Anwälten zu sprechen?«
            »Du bist ein Mann, der eine Frage hat, weiter nichts. Walther bereitet ein bisschen Proviant für dich vor.«
            »Aber ich weiß nicht einmal, wie viel ein Anwalt kostet. Und wie viel werde ich dem Führer bezahlen müssen, dem jungen Mann dort drüben?«
            »Was ein Anwalt kostet, weiß ich nicht. Der englische Name des Jungen ist Billy, und er würde sich über ein paar Pennys freuen, wie ich gehört habe, aber nicht als Bezahlung. Eher als Anerkennung. Er würde dich auch freudig umsonst führen. So sind diese Menschen.«
            Der Junge kam zu ihnen. »Ich bringe Sie zuerst nach Childers, kleine Stadt, dann weiter nach Maryborough, große Stadt an großem Fluss. Gut so?«
            »Ja, Billy, das ist in Ordnung. Das ist sehr freundlich von dir.« Alle erwiesen sich als sehr freundlich. Jakob und Billy wurden ohne weitere Umstände für die Reise ausgerüstet und auf den Weg geschickt. Beitz winkte ihnen nach und versprach, einen Botenjungen zur Farm zu schicken, damit Frau Meissner sich keine Sorgen über den Verbleib ihres Mannes machen musste.
            Sie ritten die Straße zurück und bogen ein paar Mal ab, bis sie auf einen ausgetretenen Weg stießen, der nach Süden führte. Billy war Jakobs Bestürzung offenbar nicht entgangen. Er sah ihn an und lächelte.
            »Wird alles gut, Boss. Jetzt geht es los!«
            Damit grub er seinem Pferd die nackten Fersen in die Seiten, und sie preschten auf dem langen, ebenen Weg davon. Auch Dandy ließ sich mitreißen, was Jakob überraschte und ihn zwang, sich ordentlich festzuhalten, als beide Pferde Seite an Seite einer nicht vorhandenen Ziellinie entgegen galoppierten. Jakob hatte von den Reitkünsten der Viehtreiber gehört, und als er jetzt einen in Aktion sah und es ihm schließlich gelang, sein Pferd zu zügeln, war ihm klar, dass er mit Billy ein Wort über das Reisetempo reden musste, sonst würde der Boss sich noch das Genick brechen.
            Doch zunächst wollte er doch das Beste draus machen. Es gab neue Gegenden zu erkunden, neues Land um ihn herum. Und dort … eine Herde Emus flüchtete zwischen den Bäumen hindurch. Allmählich überkam Jakob eine gewisse Zufriedenheit, und er begann, den Ritt zu genießen.

7. Kapitel
     
            Auf Hanni machte die Clonmel-Schafzuchtfarm eher den Eindruck eines Dorfs denn einer Farm. Das Haupthaus, oder die Heimstätte, wie es genannt wurde, war ganz aus Holz gebaut und hatte sich anscheinend den Bedürfnissen entsprechend entwickelt und vergrößert. An jeder Seite wurden nach und nach Räume angebaut, und so lag das Haus nun lang gestreckt und niedrig in der Morgensonne. Sämtliche Zimmer führten auf eine Veranda hinaus, und um in ein bestimmtes Zimmer zu gelangen, musste man von einer Veranda zur anderen steigen, über grimmig lauernde Hunde hinweg.
            Die Möbel im Haus waren alle roh gezimmert, hergestellt aus allerbestem Holz, wie Hanni hörte, aber sie entsprachen nicht dem, was man von wohlhabenden Leuten wie den Dixons erwartete. Stil hatte die Einrichtung gewiss nicht, keinerlei Ähnlichkeit mit dem wunderschön ausgestatteten Herrenhaus der Reinhardts, für die die Fechners in der alten Heimat gearbeitet hatten. Andererseits war bei den Dixons wie bei den Reinhardts alles Übrige vom Feinsten. Sie aßen von kostbarem Porzellan, ihr Wäscheschrank war eine Freude, die Vorhänge waren aus zartem Leinen und Spitze. Oh nein, sie schränkten sich keineswegs ein. Das gefiel Hanni. Ganz besonders

Weitere Kostenlose Bücher