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Im Land der tausend Sonnen

Titel: Im Land der tausend Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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bewundern.«
            »Stell dich wenigstens nicht so zur Schau, Hanni. Das tust du nämlich in letzter Zeit auffällig oft.«
            »Das ist nicht wahr! Und du bist nur eifersüchtig. Man sollte doch meinen, du wärst stolz auf mich …«
            »Hanni, Liebste, das bin ich doch auch. Ich liebe dich weiß Gott mehr als alles und jeden auf der Welt. Habe ich dir das nicht bewiesen? Nun?«
            Er zwang sie, sich ihm zuzuwenden, an diesem Tag, als sie wieder einmal den gleichen alten Streit ausfochten. »Schau mich an! Du wolltest, dass wir zusammenbleiben. Du sagtest, ich hätte die Wahl. Entweder Hilda oder du. Ich habe mich für dich entschieden, Hanni, weil ich es nicht ertragen konnte, dich zu verlieren, und deshalb sind wir fortgegangen, deshalb habe ich alles für dich aufgegeben.«
            »Na und?«, erwiderte sie ärgerlich. »Was geschehen ist, ist geschehen. Ich weiß, dass du mich liebst, und ich liebe dich. Aber hör auf, mir vorzuwerfen, ich würde diesen hässlichen Männern schöne Augen machen. Wirklich, nicht ein einziger von ihnen sieht halbwegs gut aus, und sie reden über nichts anderes als über Pferde.«
            »Also … du hast sie dir alle genau angesehen?«, brauste er auf.
            »Ach, hör auf! Du gehst mir auf die Nerven. Und warum kommst du heute so spät nach Hause?«
            »Wir haben ganz weit draußen Schafe ausgemustert. Und übrigens, morgen müssen wir noch weiter raus, hat der Vormann gesagt. Wahrscheinlich dauert die Tour zwei Tage.«
            »Nicht schon wieder! Und was soll ich tun? Soll ich nach der Arbeit in diesem Zimmer rumsitzen und Löcher in die Luft starren?«
            Ihrer Meinung nach führten sie ein merkwürdiges Leben. Lukas war Viehtreiber geworden, ritt den ganzen Tag lang den Schafen hinterher, während sie sich mit ihrer anspruchslosen Arbeit die Zeit vertrieb. Sie waren beide ganz zufrieden mit ihrer jeweiligen Beschäftigung. Aber selbst die Mahlzeiten nahmen sie getrennt ein. Sie aß in der Küche, und er aß mit den Männern in der Kantine. Hanni hatte freie Nachmittage, aber nie einen ganzen Urlaubstag, während Lukas sonntags freihatte. Hanni hielt am Nachmittag oft ein Nickerchen und war dann quietschfidel, wenn Lukas heimkam. Er war am Abend meist erschöpft und bemühte sich immer noch, sich an die anstrengenden Tage zu Pferde und die Anforderungen der Arbeit im Busch zu gewöhnen. Er fand immer noch die Kraft, mit ihr zu schlafen, doch Hanni beklagte sich, dass sie mit ihm keinen Spaß mehr hätte. Er schlief wie ein Stein und war schon im Morgengrauen wieder auf den Beinen, während sie sich erst um sieben Uhr im Haus melden musste. Um diese Jahreszeit dämmerte der Morgen gegen sechs Uhr, doch wie die Köchin sagte, ging die Sonne im Sommer schon um halb fünf auf.
            »So früh? Dann wird mein Mann wohl im Tiefschlaf zur Arbeit gehen.«
            Die Köchin hatte gelacht, doch Hanni fand das gar nicht lustig.
            Sonntags gingen sie mittlerweile am See und im Obstgarten spazieren, was Hanni langweilig fand, doch Lukas saß gern unter den Bäumen und betrachtete das Haus.
            »Schau es dir an. Eines Tages werden wir unsere eigene Farm haben und ein richtig schönes Haus. Ich habe herausgefunden, dass den Dixons all dieses Land gar nicht gehört. Sie haben es nur gepachtet.«
            »Wo liegt der Unterschied? Es gehört ihnen trotzdem.«
            »Doch, es gibt einen Unterschied, Liebling, aber die Hauptsache ist, dass mir dies alles hier zeigt, wie wir in diesem Land vorwärts kommen können. Zuerst lernt man alles über Schafzuchtfarmen und ihre Bewirtschaftung, so wie jetzt, und dann kann man, wenn man will, losgehen und selbst Land pachten. Dafür sparen wir, Hanni. Unser Guthaben wird bald anwachsen.«
            »Klar. Es gibt hier ja auch nichts, wofür wir unser Geld ausgeben könnten. Kein Wunder, dass sie die Dienstboten hier nicht lange halten können.«
            Lukas sah sie besorgt an. »Hanni, was willst du denn? Sag es mir doch. Ich dachte, du hättest alles, was du brauchst.«
            »Was sollte ich schon wollen?«, schmollte sie, war aber nicht in der Lage, all ihre Wünsche aufzuzählen, die sie sich gern erfüllt hätte, gäbe es nur ein Geschäft in erreichbarer Nähe. »Ich komme ja nirgendwo hin.«
            Und so vergingen die Tage. Hanni

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