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Im Land der tausend Sonnen

Titel: Im Land der tausend Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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der Nähe war, der sein Erschrecken hätte bemerken können.
            »Wie …«, war alles, was er hervorbrachte, als Tibbaling sich zum Gehen wandte.
            »Ich suche einen, der mit dir geht, Boss«, sagte der alte Mann. Dann drehte er sich noch einmal um. Als er nun sprach, klang seine Stimme traurig und beschwörend. »Reichlich Luft zum Atmen hier für noch einen Jungen, Boss.«
             
            Jakob taumelte in die Stille des Waldes hinein, aus dem Bedürfnis heraus, sich eine Weile vor der Welt zu verstecken, die Angst zu vertreiben, die ihn bei dem Gedanken an Traudi, die arme Traudi, plötzlich erfasst hatte … und an jenen Tag vor so langer Zeit.
            Jakob Meissner war damals siebzehn gewesen und lebte in Todesangst vor dem Zorn ihres Vaters, aber Traudi hatte gelobt, niemandem zu verraten, wer das Kind gezeugt hatte, das sie unter dem Herzen trug.
            »Wenn er es erfährt, bin ich sowieso in Schwierigkeiten«, hatte sie zu Jakob gesagt. »Und er würde nicht zulassen, dass du mich heiratest, weil er mit seinem Freund Wilf Berger längst eine Absprache getroffen hat.«
            »Aber der ist zu alt für dich.«
            »Er hat Geld. Etwas anderes interessiert sie doch nicht. Aber, Jakob, du könntest uns ohnehin nicht ernähren, du hast kein Geld. Und eigentlich sind wir auch kein richtiges Liebespaar. Du bist jedenfalls nicht bis über beide Ohren in mich verliebt, oder?«
            »Nein«, gab er zu. »Ich mag dich.«
            »Und ich bin in niemanden verliebt. Ich muss eben tun, was das Beste für mich ist. Wenn Wilf mich jetzt noch will, sollte ich ihn heiraten.«
            Also verriet sie keiner Menschenseele, dass Jakob der Vater ihres Kindes war, und überlebte den Sturm, der monatelang über sie hinwegfegte, bis Wilf sich bereit erklärte, sie zu heiraten, und das Dorf sich anderen Skandalen zuwandte.
            Jakob hatte den Kontakt zu Traudi vollkommen verloren. Sie und Wilf waren in einen anderen Ort gezogen, und damit war die Sache erledigt. Das lag mehr als zwanzig Jahre zurück.
            Bis kurz vor dem Zeitpunkt, als Jakob und seine Familie ihre Auswanderungspläne bestätigten und sich diese Neuigkeit in der Gegend herumsprach. Bis Traudi ihn aufsuchte, geduldig am Ende der Gasse auf sein Kommen wartete, statt zu seinem Hof zu gehen und die Aufmerksamkeit anderer auf sich zu lenken.
            Sie sah müde und erschöpft aus. Wilf war vor Jahren gestorben, und sie hatte das Kind allein aufziehen müssen, weil ihr Vater sie nicht wieder in seinem Haus aufnehmen wollte. Und letztendlich hatte Wilf doch nicht so viel Geld gehabt …
            »Das war ein gemeiner Scherz, nicht wahr?« Sie lächelte matt. »Auf meine Kosten. Der Grobian wollte eine junge Frau, sonst nichts.«
            »Traudi, es tut mir so Leid. Was kann ich tun? Ich bin verheiratet, wir haben selbst einen Sohn und sehr wenig Geld. Deshalb wollen wir ja auswandern.«
            »Nein, nein. Ich will kein Geld, Jakob. Ich bin gekommen, weil ich gehört habe, dass du auswanderst. In ein Land, wo es große Höfe gibt und alle genug Geld haben.«
            »Es wird nicht leicht werden, Traudi«, sagte er, besorgt wegen ihres plötzlichen Auftauchens.
            »Wahrscheinlich nicht, aber ich möchte dich trotzdem um einen Gefallen bitten, nicht für mich, sondern für Eduard … bitte.«
            »Wer ist Eduard?«, flüsterte er, als hätte seine laute Stimme verraten können, dass er es längst wusste.
            »Weißt du das nicht? Du weißt nicht einmal, wie er heißt? Dein eigener Sohn? Oh, Jakob, dein Erstgeborener, ich hatte doch gehofft, du würdest wenigstens mal an ihn denken.« Sie seufzte tief und riss sich zusammen.
            »Du liebe Zeit, verzeih mir, Jakob. Ich bin fertig mit den Nerven. Ich musste den Mut aufbringen, heute hierher zu kommen. Ich hatte Angst, du würdest mich nicht sehen wollen oder nicht mit mir reden.«
            »Schon gut, schon gut«, sagte er sanft. »Was willst du denn, Traudi?«
            »Ich möchte, dass du Eduard mitnimmst. Er ist jetzt einundzwanzig. Er war verheiratet, aber seine Frau ist gestorben. Er ist ein tüchtiger Junge, du wirst stolz auf ihn sein … wirklich. Und weißt du, er kann hart arbeiten. Für dich würde er hart arbeiten …«
            Er hob die Hand, damit sie

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