Im Land der weissen Rose
Maoris. Die Krone hat nur
Vorkaufsrecht. Das garantiert den Leuten natürlich einen
gewissen Mindestpreis.Aber zum einen ist das auch nicht die Welt, und
zweitens haben längst nicht alle Häuptlinge den Vertrag
unterschrieben. Die Kai Tahu zum Beispiel meines Wissens nicht ...«
»Die Kai Tahu sind unsere Leute?«, fragte Gwyn.
»Da hast du es schon«, bemerkte James. »Sie sind
natürlich nicht›eure Leute‹. Sie haben Mr. Gerald
nur fahrlässig das Land verkauft, auf dem ihr Dorf liegt, weil
sie sich täuschen ließen. Das allein zeigt schon, dass man
die Maoris nicht fair behandelt hat.«
»Aber sie scheinen doch ganz zufrieden«, wandte Gwyn
ein. »Zu mir sind sie immer sehr nett. Und oft sind sie gar
nicht da.« Wie sich herausgestellt hatte, begaben sich mitunter
ganze Maori-Stämme auf längere Wanderschaften in andere
Jagdgebiete oder Fischgründe.
»Sie sind noch nicht dahintergekommen, um wie viel Geld man
sie geprellt hat«, meinte James. »Aber das Ganze ist ein
Pulverfass. Wenn die Maoris irgendwann einen Häuptling haben,
der lesen und schreiben lernt, gibt es Ärger.Aber jetzt vergiss
das, meine Süße. Sollen wir es noch mal versuchen?«
Gwyn lachte ausgelassen über die Formulierung. Genau so
leitete ja auch Lucas ihre Bemühungen im Ehebett ein.Aber was
für ein Unterschied bestand zwischen Lucas und James!
Gwyneira lernte die körperliche Liebe immer mehr zu genießen,
je öfter sie mit James zusammen war. Er war anfänglich
zärtlich und sanft, doch als er merkte, dass in Gwyn die
Leidenschaft erwachte, spielte er gern mit der endlich erweckten
Tigerin. Gwyneira hatte wilde Spiele immer gemocht, und jetzt liebte
sie es, wenn James sich schnell in ihr bewegte und den gemeinsamen
intimen Tanz zu einem Crescendo der Leidenschaft werden ließ.
Mit jedem neuen Zusammentreffen warf sie Bedenken in Sachen
Schicklichkeit über Bord.
»Geht es auch, wenn ich auf dir liege, statt umgekehrt?«,
fragte sie irgendwann. »Du bist ziemlich schwer, weißt du
...«
»Du bist zum Reiten geboren«, sagte James lachend.
»Das habe ich immer gewusst. Versuch es mit Sitzen, dann hast
du mehr Bewegungsfreiheit.«
»Woher weißt du das eigentlich alles?«, fragte
Gwyn argwöhnisch, als sie später berauscht und glücklich
den Kopf an seine Schulter schmiegte und der Aufruhr in ihrem Innern
allmählich verebbte.
»Das willst du nicht wirklich wissen«, wich er aus.
»Doch. Hast du schon mal ein Mädchen geliebt? Ich
meine, so richtig von Herzen ... so sehr, dass du für sie
hättest sterben wollen, wie es in den Büchern steht?«
Gwyneira seufzte.
»Nein, bis jetzt noch nicht. Wobei man von der Liebe seines
Lebens auch selten etwas Diesbezügliches lernen kann. Das ist
eher ein Unterricht, für den man bezahlt.«
»Männer können sich in so was unterweisen
lassen?«, wunderte sich Gwyn. Das musste der einzige Unterricht
sein, den Lucas jemals geschwänzt hatte. »Und Mädchen
wirft man einfach ins kalte Wasser? Im Ernst, James, niemand sagt
uns, was uns erwartet.«
James lachte. »Oh, Gwyn, du bist so unschuldig, aber du hast
Sinn für das Wesentliche. Ich könnte mir vorstellen, die
Lehrerstellen wären hier heiß begehrt.« In der
nächsten Viertelstunde erteilte er ihr eine Lektion über
käufliche Liebe. Gwyn schwankte zwischen Widerwillen und
Faszination.
»Die Mädchen verdienen jedenfalls ihr eigenes Geld«,
sagte sie schließlich. »Aber ich würde darauf
bestehen, dass die Freier sich vorher waschen!«
Als im dritten Monat ihre Periode aussetzte, konnte Gwyn es kaum
glauben. Natürlich hatte sie auch vorher schon Anzeichen bemerkt
– ihre Brüste spannten, und sie neigte zu
Heißhungerattacken, wenn nicht gerade ein Kohlgericht auf dem
Tisch stand. Jetzt aber war sie ganz sicher, und ihr erster Impuls
war Freude.Aber dann folgte gleich das bittere Gefühl des
bevorstehenden Verlustes. Sie war schwanger, also gab es keinen
Grund, ihren Gatten weiterhin zu betrügen.Auch wenn der Gedanke,
James nie wieder zu berühren, nie wieder nackt neben ihm zu
liegen, ihn zu küssen, ihn in sich zu spüren und beim
Höhepunkt vor Lust aufzuschreien, ihr wie ein Messer ins Herz
schnitt.
Gwyneira brachte es nicht über sich, James ihr Wissen gleich
zu enthüllen. Zwei Tage lang behielt sie es
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