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Im Land der weissen Rose

Im Land der weissen Rose

Titel: Im Land der weissen Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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für seine Reisen über
Land und ein netter Pub, in dem er am Abend Entspannung und anregende
Unterhaltung fand – das sollte sich in Christchurch wohl finden
lassen. Noch besser wäre natürlich eine Familie. George
hatte bisher nie über Familiengründung nachgedacht –
jedenfalls nicht, seitdem Helen ihm damals einen Korb gegeben hatte.
Aber jetzt, nachdem er seine erste Liebe wiedergesehen und sich von
der jugendlichen Schwärmerei verabschiedet hatte, ging ihm der
Gedanke nicht mehr aus dem Kopf. Eine Heirat in Neuseeland –
eine »Liebesgeschichte«, die an das Herz seiner Mutter
rühren und sie dazu bringen könnte, sein Vorhaben zu
unterstützen ... Vor allemaber ein guter Vorwand, im Land zu
bleiben. George beschloss, sich in der nächsten Zeit ein
bisschen in Christchurch umzusehen und vielleicht auch die Brewsters
und den Bankdirektor um Rat zu fragen. Vielleicht wussten die ja ein
passendes Mädchen.Aber zunächst einmal brauchte er ein
Wohnhaus. Das White Hart war zwar ein annehmbares Hotel, doch als
dauerhafte Bleibe in seiner neuen Heimat unpassend ...
    George nahm das Unterfangen »Hauskauf oderAnmietung«
gleich am nächsten Tag inAngriff. Die Nacht im White Hart war
unruhig gewesen. Zunächst spielte unten im Saal eine Musikgruppe
zum Tanz auf, dann prügelten sich die männlichen Besucher
um die Mädchen – ein Umstand, der bei George den Eindruck
hinterließ, dass Brautschau in Neuseeland durchaus ihre Tücken
hatte. Die Anzeige, auf die Helen geantwortet hatte, erschien ihm
plötzlich in einem anderen Licht. Auch die Suche nach einer
Bleibe gestaltete sich nicht einfach. Wer hierher kam, kaufte zumeist
kein Haus, er baute eins. Fertige Häuser standen selten zum
Verkauf und waren entsprechend begehrt.Auch Brewsters hatten ihr Heim
in Christchurch längst langfristig vermietet, bevor George
hergekommen war. Verkaufen wollen sie nicht, die Zukunft in Otago
schien ihnen doch noch ungewiss.
    George besichtigte also die wenigen Adressen, die man ihm auf der
Bank, im White Hart und in einigen Pubs nennen konnte, doch zumeist
waren es ziemlich schäbige Unterkünfte. In der Regel
suchten Familien oder ältere, allein stehende Damen Untermieter.
Sicher eine schickliche und preiswerte Alternative zum Hotel, die
Einwanderer gern nutzten, während sie im Land Fuß zu
fassen versuchten. Aber es war nichts für George, der
herrschaftliche Unterkünfte gewöhnt war.
    Frustriert schlenderte er schließlich durch die neuen
Parkanlagen am Ufer des Avon. Hier fanden im Sommer Bootsregatten
statt; es gab Aussichtspunkte und Picknickplätze. Jetzt im
Frühjahr wurden sie allerdings wenig genutzt. Das noch
unbeständige Frühlingswetter erlaubte höchstens ein
kurzes Verweilen auf den Bänken am Fluss. Vorerst waren auch nur
die wichtigsten Wege bevölkert. Doch ein Spaziergang hier
erweckte fast den Eindruck, sich in Oxford oder Cambridge in England
aufzuhalten. Nannys führten ihre Schützlinge spazieren,
Kinder spielten Ball auf den Wiesen, und ein paar Liebespaare suchten
verschämt den Schatten der Bäume.Auf George wirkte das
alles beruhigend, auch wenn es ihn nicht gänzlich aus seinen
Grübeleien riss. Er hatte sich eben die letzte zu vermietende
Immobilie angeschaut, einen Schuppen, der nur mit viel Fantasie als
Haus zu bezeichnen war und mindestens so viel Zeit und Geld für
die Renovierung verschlingen würde wie der Bau eines neuen
Hauses. Zudem war er ungünstig gelegen. Wenn jetzt nicht ein
Wunder geschah, musste George sich morgen nach Grundstücken
umsehen und doch einen Neubau in Erwägung ziehen. Wie er das
seinen Eltern erklären sollte, entzog sich seiner Kenntnis.
    Müde und schlecht gelaunt ließ er sich treiben,
beobachtete die Enten und Schwäne auf dem Fluss und wurde dabei
unversehens auf eine junge Frau aufmerksam, die nebenan zwei Kinder
hütete. Das kleine Mädchen mochte sieben oder acht Jahre
alt sein; war ein wenig pummelig und hatte dicke, fast schwarze
Locken. Es plauderte vergnügt mit seiner Nanny, während es
von einem befestigten Landungssteg aus altes Brot für die Enten
ins Wasser warf. Der kleine Junge, ein blonder Cherub, erwies sich
dagegen als rechte Landplage. Er hatte den Steg verlassen und trieb
sich im Schlamm am Ufer herum.
    Die Nanny schien sich deswegen zu sorgen. »Robert, geh nicht
so nah an den Fluss! Wie oft soll

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