Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Land der weissen Rose

Im Land der weissen Rose

Titel: Im Land der weissen Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
Vom Netzwerk:
niedlicher kleiner Kerl. Er hatte große, klare
Augen, noch blau und rund wie Murmeln. Sein Haar schien dunkel zu
werden, lockig und ungebärdig, und der edle Schnitt seines
Mundes erinnerte Gwyn an Lucas. Es sollte nicht allzu schwer sein,
dieses Kind lieben zu lernen ... aber erst einmal musste sie die
Gerüchteküche ausräumen.
    Â»Ich werde ihn jetzt öfter herumtragen, damit er sich
besser an mich gewöhnt«, erklärte sie der
verblüfften, aber erfreuten Kiri. »Und ich nehme ihn
morgen mit nach Haldon. Du kannst auch mitfahren, wenn du möchtest.
Als seine Kinderfrau ...«
    Dann schreit er wenigstens nicht die ganze Zeit, dachte Gwyn, als
der Junge sich auch nach einer halben Stunde in den Armen seiner
leiblichen Mutter nicht beruhigte. Erst als sie ihn wieder neben
Marama in das improvisierte Körbchen legte – Kiri hätte
die Kinder gern ständig mit sich herumgetragen, aber das
erlaubte Gerald ihr nicht während derArbeit –, beruhigte
sich der Kleine. Moana sang den Kindern ein Lied vor, während
sie kochte. Bei den Maoris galt jede weibliche Verwandte der
passenden Generation als Mutter.
    Mrs. Candler und Dorothy waren entzückt, den Erben der
Wardens endlich vorgeführt zu bekommen. Mrs. Candler schenkte
Fleur einen Lutscher und konnte sich gar nicht satt sehen an dem
kleinen Paul. Gwyneira war sich klar darüber, dass hier der Test
auf körperliche Unversehrtheit vorgenommen wurde, und erlaubte
der alten Freundin gern, Paul aus seinen Decken und Tüchern zu
wickeln und imArm zu wiegen. Der Kleine war auch recht guter Laune.
Das Geschüttel im Wagen hatte ihm und Marama gefallen. Beide
Kinder hatten während der Fahrt süß geschlummert, und
kurz vor der Ankunft hatte Kiri sie noch gestillt. Jetzt waren beide
wach, und Paul sah Mrs. Candler mit großen, aufmerksamen Augen
an. Er strampelte lebhaft. Die Zweifel der Haldon’schen
Hausfrauen, das Kind könnte möglicherweise behindert sein,
waren damit sicher ausgeräumt. Blieb noch die Sorge um die
Herkunft.
    Â»Die dunklen Haare! Und die langen Wimpern! Ganz der
Großvater!«, gurrte Mrs. Candler.
    Gwyneirawies sie auf den Schnitt derLippen hin sowie auf Pauls
ausgeprägte Kinnpartie, die sowohl Gerald als auch Lucas zu
Eigen war.
    Â»Weiß der Vater denn inzwischen von seinem Glück?«,
mischte sich eine andere Matrone ein, die eben ihre Einkäufe
unterbrach, um das Baby in Augenschein zu nehmen. »Oder ist er
immer noch ... oh, Verzeihung, das geht mich nun wirklich nichts an!«
    Gwyneira lächelte sonnig. »Aber ja, selbstverständlich!
Obwohl wir seine Glückwünsche noch nicht entgegennehmen
konnten. Mein Gemahl weilt in England, Mrs. Brennerman – auch
wenn mein Schwiegervater das nicht gutheißt. Deshalb all die
Heimlichkeiten, Sie wissen schon. Doch Lucas erhielt den Ruf einer
bekannten Kunstgalerie, dort seine Werke auszustellen ...«
    Das war nicht einmal gelogen. Tatsächlich hatte George
Greenwood gleich mehrere Londoner Galerien für Lucas’
Werke interessieren können.Allerdings hatte Gwyn diese
Nachrichten erst erhalten, nachdem Lucas Kiward Station verlassen
hatte.Aber das brauchte sie den Damen nun wirklich nichtauf die Nase
zu binden.
    Â»Oh, das ist ja wundervoll«, freute sich Mrs. Candler.
»Und wir dachten schon ... ach, vergessen Sie’s! Und der
stolze Großvater? Die Männer im Pub haben sein Freudenfest
vermisst!«
    Gwyneira zwang sich, eine entspannte, wenn auch leicht besorgte
Miene aufzusetzen.
    Â»Mr. Gerald hat sich in letzter Zeit oft nicht wohl
gefühlt«, behauptete sie, was auch recht nah an der
Wahrheit war, schließlich kämpfte ihr Schwiegervater
täglich mit den Auswirkungen des am Vortag genossenen Whiskeys.
»Aber er plant natürlich noch ein Fest. Vielleicht wieder
ein großes Freudenfest im Garten, die Taufe istja recht
spartanisch ausgefallen. Und das holen wir nach,nicht wahr, Pauly?«
Sie nahm Mrs. Candler das Kind ab und dankte dem Himmel, dass es
dabei nicht schrie.
    Und nun hatte sie es auch tatsächlich überstanden. Das
Gespräch verlagerte sich von Kiward Station auf die geplante
Hochzeit zwischen Dorothy und dem jüngsten Sohn der Candlers.
Der älteste war vor zwei Jahren mit Francine verheiratet worden,
der jungen Hebamme, der mittlere zog erst mal in der Welt herum. Mrs.
Candler berichtete, sie habe kürzlich einen Brief

Weitere Kostenlose Bücher