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Im Land der weissen Rose

Im Land der weissen Rose

Titel: Im Land der weissen Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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Blick.
Sie teilten sich bereits in Mannschaften auf und sammelten sich um
ihren jeweiligen Bootsgast. Copper winkte Lucas zu sich.Anscheinend
gehörte er zu den ausgewählten Männern, die ihre
eigene Schaluppe befehligten.
    Â»Jetzt gilt’s!« Der Skipper rannte aufgeregt auf
dem Deck herum und ließ die Boote startklar machen. Seine
Stammbesatzung bildete dabei ein eingespieltes Team. Die Männer
ließen die kleinen, stabilen Ruderboote geschickt zu Wasser –
jeweils sechs Ruderer nahmen darin Platz; dazu kamen der Bootsgast
und Harpunier, manchmal noch ein Steuermann. Die Harpunen erschienen
Lucas winzig im Verhältnis zu dem Tier, das sie erlegen wollten.
Doch Copper lachte nur, als er eine entsprechende Bemerkung machte.
    Â»Die Masse macht’s, Junge! Klar, ein einziger Schuss
kitzelt das Vieh nur.Aber sechs setzen ihn außer Gefecht. Dann
ziehen wir ihn längsseits des Schiffs und specken ihn ab.
Knochenarbeit, aber einträglich. Und der Skipper ist nicht
geizig. Wenn wir den da kriegen, fallen für jeden ein paar
Dollar extra ab. Also streng dich an!«
    Die See war heute nicht allzu rau, und die Ruderboote näherten
sich dem Wal rasch. Der schien auch gar nicht die Absicht zu haben,
sich davonzumachen. Im Gegenteil, er schien das Bootsgewimmel um ihn
herum ganz unterhaltsam zu finden und legte ein paar Extrasprünge
ein, fast als wolle er die Menschen damit ergötzen – bis
ihn die erste Harpune traf. Ein Harpunier aus Boot eins rammte dem
Tier seinen Speer in die Flosse. Erschrocken und verärgert warf
der Wal sich herum und schwamm direkt auf Coppers Boot zu.
    Â»Vorsicht mit dem Schwanz! Wenn er ernstlich getroffen wird,
schlägt er um sich. Nicht zu nah ran, Jungs!«
    Copper gab Anweisungen, während er den Brustkorb des Wals
fixierte. Er landete schließlich den zweiten Treffer und
platzierte ihn deutlich besser als den ersten. Der Wal schien
schwächer zu werden.Aber jetzt ging auch ein wahrer Regen von
Harpunen auf das Tier nieder. Lucas sah mit einer Mischung aus
Faszination und Entsetzen,wie der Wal sich unter den Angriffen
aufbäumte und nun doch zu flüchten versuchte, aber
inzwischen schon gefangen war. Die Harpunen waren mit Seilen
verbunden, an denen das Tier zum Schiff geschleppt werden sollte. Der
Wal war nun fast verrückt vor Schmerz und Angst. Er zerrte an
seinen Fesseln, und mitunter gelang es ihm wirklich, eine der
Harpunen herauszureißen. Das Tier blutete inzwischen aus
Dutzenden von Wunden, und das Wasser um den Wal herum schäumte
rot. Lucas war angewidert von dem Schauspiel, dem gnadenlosen
Abschlachten des majestätischen Tieres. Der Kampf des Kolosses
gegen seine Gegner dauerte Stunden, und die Männer verausgabten
sich völlig beim Rudern, Schießen und Zerren an den
Seilen, um den Wal zu bezwingen. Lucas bemerkte gar nicht, wie sich
an seinen Händen Blasen bildeten und aufplatzten. Er spürte
auch keine Angst, als sich Copper, entschlossen, sich auszuzeichnen,
immer näher an das sterbende und um sich schlagende Tier wagte.
Lucas empfand nur noch Widerwillen und Mitleid mitder Kreatur, die
entschlossen bis zum letzten Atemzug kämpfte. Er konnte es kaum
fassen, an diesem ungleichen Kampf teilzuhaben, aber er konnte die
Mannschaft auch nicht im Stich lassen. Jetzt war er dabei, und auch
sein Leben hing davon ab, dass der Wal erlegt wurde. Nachdenken
konnte er später ...
    Schließlich trieb der Wal bewegungslos im Wasser. Lucas
wusste nicht, ob er wirklich tot war oder nur völlig erschöpft,
aber die Männer konnten ihn auf jeden Fall längsschiffs
ziehen. Und dann wurde es fast noch schlimmer. Das Schlachten begann.
Die Männer stießen lange Messer in den Leib des Wals, um
den Speck herauszuschneiden, der dann gleich auf dem Schiff zu Tran
verkocht wurde. Lucas hoffte, dass das Tier wirklich tot war, als die
ersten Stücke aus seinem Leib gerissen und an Deck geworfen
wurden. Minuten später watete man dort in Fett und Blut. Jemand
öffnete den Kopf des Tieres, um den begehrten Walrat
herauszuholen. Copper hatte Lucas erzählt, dass daraus
Kerzen,Reinigungs- und Hautpflegemittel hergestellt wurden.Andere
suchten im Darm des Tieres nach dem noch wertvolleren Ambra, einem
Grundstoff der Parfümindustrie. Es stank bestialisch, und Lucas
schüttelte sich, als er an all die Duftwasser dachte, die
Gwyneira und er auf Kiward Station besessen hatten. Er hätte

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