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Im Land der weissen Rose

Im Land der weissen Rose

Titel: Im Land der weissen Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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Ãœberlegungen an. Paul war
noch ein Baby. Er musste während Lukes Abwesenheit geboren
worden sein.
    Â»Ich geb’s auf«, seufzte Gwyneira und legte das
Kind in sein Körbchen zurück. »Kiri, würdest du
die Kinder bitte mitnehmen – Fleur auch, sie muss noch was
essen, und was wir zu bereden haben, ist nicht für ihre Ohren
bestimmt. Und vielleicht machst du uns einen Tee – oder Kaffee,
Mr. Sigleifson?«
    Â»Sagen Sie bitte Steinbjörn ...«, meinte der
Junge schüchtern. »Oder David. Luke hat mich David
genannt.«
    Gwyneiras Blick streifte seine Züge und sein wirres Haar.
Dann lächelte sie. »Er war immer ein bisschen neidisch auf
Michelangelo«, bemerkte sie dann. »Kommen Sie, setzen Sie
sich. Sie hatten einen langen Ritt ...«
    Zu seiner Verwunderung fand Steinbjörn die Unterhaltung mit
Gwyneira Warden gar nicht so schwierig. Er hatte zunächst
befürchtet, sie hätte noch nichts von Lucas’ Tod
gewusst, doch George Greenwood hatte wohl schon vorgearbeitet.
Gwyneira hatte die erste Trauer längst überwunden und
fragte nur teilnahmsvoll nach Steinbjörns Zeit mit ihrem Mann,
wie er ihn kennen gelernt hatte und wie seine letzten Monate
verlaufen waren.
    Schließlich schilderte Steinbjörn die Umstände
seines Todes, nicht ohne sich erneut die Schuld zu geben.
    Doch Gwyneira sah die Angelegenheit ähnlich wie Greenwood und
drückte sich eher noch drastischer aus. »Sie können
doch nichts dafür, dass Lucas unfähig war, einen Knoten zu
binden. Er war ein guter Mensch, ich habe ihn weiß Gott
geschätzt. Und wie es aussieht, war er wohl auch ein sehr
begabter Künstler.Aber hoffnungslos lebensuntüchtig. Dabei
... ich glaube, er hat sich immer gewünscht, auch einmal ein
Held zu sein. Und das hat er am Ende erreicht, nicht wahr?«
    Steinbjörn nickte. »Alle sprechen mit großer
Hochachtung von ihm, Mrs. Warden. Die Leute überlegen, ob sie
nicht den Felsen nach ihm benennen. Den Felsen, den ... den wir
heruntergestürzt sind.«
    Gwyneira war gerührt. »Ich glaube, mehr hat er sich nie
gewünscht«, sagte sie leise.
    Steinbjörn befürchtete schon, sie würde in Tränen
ausbrechen, wo er doch keine Ahnung hatte, wie man eine Lady
formvollendet tröstete. Dann aber fing sie sich doch wieder und
fragte den jungen Mann weiter aus. Zu seiner Verwunderung erkundigte
sie sich ausgiebig nach Daphne, an die sie sich noch gut erinnerte.
Nach Greenwoods Bericht über sein Treffen mit dem Mädchen
hatte Helen sofort nach Westport geschrieben, aber bislang noch keine
Antwort erhalten. Steinbjörn bestätigte jetzt ihre Annahme,
die rothaarige Daphne in Westport sei mit ihrem früheren Zögling
identisch, und er berichtete auch von den Zwillingen. Gwyneira war
ganz aus dem Häuschen, als sie von Laurie und Mary hörte.
    Â»Also hat Daphne die Mädchen gefunden! Wie hat sie das
bloß geschafft? Und sie sind alle wohlauf? Daphne sorgt für
sie?«
    Â»Nun ja, sie ...« Steinbjörn wurde ein bisschen
rot. »Sie ... tun auch selbst was. Sie tanzen. Hier ... hier,
Luke hat sie gemalt.« Der Junge hatte seine Satteltaschen mit
hereingebracht und suchte jetzt nach einer Mappe, in der er
anschließend herumblätterte. Erst als er die Zeichnungen
schon herauszog, schien ihm klar zu werden, dass sie wohl kaum für
die Augen einer Lady bestimmt waren. Gwyneira jedoch zuckte mit
keiner Wimper, als sie einen Blick darauf warf. Um die Galerien in
London zu beschicken,hatte sie Lucas’ Arbeitszimmer inzwischen
gründlich durchforstet und war längst nicht mehr so
unschuldig wie noch vor ein paar Monaten. Lucas hatte schon vorher
Akte gemalt – zuerst Jungen, deren Posen denen des »David«
glichen, aber auch Männer in eindeutigeren Stellungen. Einige
der Bilder zeigten Spuren häufigen Gebrauchs. Lucas hatte sie
wohl immer wieder herausgenommen, angesehen und ...
    Gwyneirafiel auf, dass auch die Aktbilder der Zwillinge, und vor
allem eine Studie der jungen Daphne, Fingerabdrücke zeigten.
Lucas? Wohl kaum!
    Â»Daphne gefällt Ihnen wohl?«, fragte sie ihren
jungen Besucher vorsichtig.
    Steinbjörn errötete noch tiefer. »Oh ja, sehr! Ich
wollte sie heiraten.Aber sie will mich nicht.«Aus der Stimme
des Jungen klang aller Schmerz des verschmähten Liebhabers.
Niemals war dieser junge Mann Lucas’

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