Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Land der weissen Rose

Im Land der weissen Rose

Titel: Im Land der weissen Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
Vom Netzwerk:
Frau
anhören musste! Womöglich machte auch sie ihn
verantwortlich für dessen Tod.
    Â»Was machst du hier? Nenn mir deinen Namen und dein Begehr!«
    Steinbjörn fuhr zusammen, als er das helle Stimmchen hinter
sich hörte. Es kam von unten aus dem Gebüsch, und der junge
Isländer – aufgewachsen mit dem Glauben an Feen und Elfen,
die in Steinen hausten – vermutete im ersten Moment einen
Geist.
    Das kleine Mädchen auf dem Pony, das dann hinter ihm
auftauchte, machte allerdings einen recht diesseitigen Eindruck, auch
wenn Reiterin und Pferd feenhaft zart wirkten. Steinbjörn hatte
noch nie ein so kleines Pony gesehen, auch wenn die Pferde auf seiner
Heimatinsel ebenfalls nicht groß waren.Aber diese winzige
Rotschimmelstute – deren Farbe perfek tmit dem rotblonden Haar
der kleinen Reiterin harmonierte – wirkte wie ein Vollblutpferd
in Miniaturausgabe. Das Mädchen lenkte die Stute entschlossen
neben ihn.
    Â»Wird’s bald?«, fragte sie frech.
    Steinbjörn musste lachen. »Mein Name ist Steinbjörn
Sigleifson, und ich suche die Lady Gwyneira Warden. Dies hier ist
doch Kiward Station, nicht wahr?«
    Das Mädchen nickte ernst. »Ja, aber jetzt ist
Schafschur, da ist Mummy nicht im Haus. Gestern hat sie in Schuppen
drei Aufsicht gemacht, heute ist sie in Nummer zwei. Sie wechselt
sich mit dem Vorarbeiter ab. Großvater macht Schuppen eins.«
    Steinbjörn wusste zwar nicht, wovon das Mädchen sprach,
war aber überzeugt davon, dass die Kleine Recht hatte.
    Â»Kannst du mich dahin bringen?«, erkundigte er sich.
    Das Mädchen runzelte die Stirn. »Du bist ein Besucher,
nicht?Also muss ich dich eigentlich ins Haus bringen, und da musst du
deine Karte in die silberne Schale legen. Und dann kommt Kiri und
heißt dich willkommen, und anschließend Witi, und dann
gehst du in den kleinen Salon und kriegst Tee ... ach ja, und ich
muss dich unterhalten, sagt Miss Helen. Das ist so was wie
miteinander reden. Ãœber das Wetter und so. Du bist doch ein
Gentleman, oder?«
    Steinbjörn verstand immer noch nichts, konnte dem Mädchen
einen gewissen Unterhaltungswert aber nicht absprechen.
    Â»Ich bin übrigens Fleurette Warden, und das ist Minty.«
Sie wies auf das Pony.
    Steinbjörn betrachtete das Kind gleich mit mehr Interesse.
Fleurette Warden – das musste Lukes Tochter sein!Also hatte er
auch dieses entzückende Kind verlassen ... Steinbjörn
verstand seinen Freund immer weniger.
    Â»Ich glaube, ich bin kein Gentleman«, beschied er die
Kleine schließlich. »Jedenfalls hab ich keine Karte.
Könnten wir nicht einfach ... ich meine, kannst du mich nicht
einfach gleich zu deiner Mutter bringen?«
    Fleurette schien auch nicht allzu viel Lust auf höfliche
Konversation zu hegen und ließ sich erweichen. Sie setzte ihr
Ponyvor Steinbjörns Pferd, das sich anstrengen musste,
mitzuhalten. Die kleine Minty machte kurze, aber recht schnelle
Schritte, und Fleurette bewegte sie souverän.Auf dem kurzen Weg
zu den Scherschuppen verriet sie ihrem neuen Freund,dass sie eben aus
der Schule käme, wo sie eigentlich nicht allein hinreiten
dürfte, aber zurzeit eben doch, weil während der Schafschur
kein Begleiter abkömmlich war. Sie erzählte von ihrem
Freund Ruben und ihrem kleinen Bruder Paul, den sie ziemlich dumm
fand, weil er nicht redete, sondern nur schrie – vor allem,
wenn Fleurette ihn in den Arm nahm.
    Â»Der mag uns alle nicht, nur Kiri und Marama«, sagte
sie. »Guck mal, da ist Schuppen zwei. Wetten, dass Mummy da
drin ist?«
    Die Scherschuppen waren langgestreckte Gebäude, die Platz für
mehrere Pferche boten und es den Scherern ermöglichten, auch bei
Regen im Trockenen zu arbeiten. Davor und dahinter befanden sich
weitere Gatter,in denen die noch nicht geschorenen Schafe auf die
Schur, die fertigen auf den Abtrieb zurück auf ihre Weiden
warteten. Steinbjörn verstand kaum etwas von Schafen, hatte in
seiner Heimat aber schon viele gesehen – und beim Vergleich mit
ihnen fiel selbst dem Laien auf, dass er hier Spitzentiere vor sich
hatte. Vor der Schur sahen die Schafe von Kiward Station wie saubere,
flauschige Wollknäuel auf Beinen aus. Danach wurden sie durch
ein Hygienebad getrieben und wirkten zwar etwas gerupft, aber doch
gut genährt und munter. Fleurette war inzwischen abgestiegen und
hatte ihr Pony mit einem fachmännischen Knoten vor dem

Weitere Kostenlose Bücher