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Im Land der weissen Rose

Im Land der weissen Rose

Titel: Im Land der weissen Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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»Lustknabe«
gewesen!
    Â»Sie werden ein anderes Mädchen heiraten«, sagte
Gwyneira tröstend. »Sie ... Sie mögen doch Mädchen?«
    Steinbjörn blickte sie mit einem Gesichtsausdruck an, als
wäre das die dümmste Frage, die ein Mensch stellen konnte.
Dann gab er bereitwillig weitere Auskünfte zu seinen
Zukunftsplänen. Er würde George Greenwood aufsuchen und in
dessen Firma eintreten.
    Â»Eigentlich wollte ich ja lieber Häuser bauen«,
meinte er betrübt. »Ich wollte Architekt werden. Luke
sagte, ich sei begabt. Aber dazu müsste ich nach England,
Schulen besuchen, und das kann ich mir nicht leisten.Aber hier, noch
etwas ...« Steinbjörn verschloss Lucas’ Skizzenmappe
und schob sie Gwyneira hinüber. »Ich hab Ihnen Lukes
Bilder mitgebracht.All die Zeichnungen ... Mr. Greenwood meint, die
wären vielleicht wertvoll. Ich will mich nicht daran bereichern.
Wenn ich nur vielleicht eine behalten könnte. Die von Daphne
...«
    Gwyneira lächelte. »Sie können selbstverständlich
alle behalten. Lucas hätte das sicher gewollt ...« Sie
überlegte kurz und schien dann einen Entschluss zu fassen.
»Ziehen Sie Ihre Jacke an, David, wir reiten nach Haldon. Es
gibt da noch etwas, das Lucas gewollt hätte.«
    Der Direktor der Bank von Haldon schien Gwyneira für verwirrt
zu halten. Er fand tausend Gründe, sich ihrem Wunsch zu
widersetzen, beugte sich schließlich aber ihrer entschlossenen
Forderung. Widerwillig
    schrieb er das Konto, auf das Lucas’ Einkünfte aus den
Bilderverkäufen eingingen, auf Steinbjörn Sigleifsons Namen
um.
    Â»Sie werden das noch bereuen, Mrs. Warden! Da häuft
sich ein Vermögen an. Ihre Kinder...«
    Â»Meine Kinder haben bereits ein Vermögen. Sie sind die
Erben von Kiward Station, und zumindest meine Tochter macht sich
nicht das Geringste aus Kunst. Wir brauchen das Geld nicht, aber
dieser Junge hier war Lucas’Schüler. Ein ...
Seelenverwandter sozusagen. Er braucht das Geld, er weiß es zu
schätzen, und er soll es haben! Hier, David, müssen Sie
unterschreiben. Mit vollem Namen, das ist wichtig.«
    Steinbjörn stockte derAtem, als er die Summe auf dem Konto
sah. Doch Gwyneira nickte ihm nur freundlich zu. »Nun machen
Sie schon, ich muss zurück in meinen Scherschuppen, das Vermögen
meiner Kinder mehren! Und Sie kümmern sich in London am besten
selbst um diese Galerie. Damit sie Sie nicht übervorteilen, wenn
Sie die restlichen Bilder verkaufen. Sie sind jetzt sozusagen
Verwalter von Lucas’
    künstlerischem Erbe.Also machen Sie was draus!«
Steinbjörn Sigleifson zögerte nicht länger, sondern
setzte seinen Namen unter das Dokument. Lucas’ »David«
hatte seine Goldmine gefunden.
    Â 

ANKUNFT

Canterbury Plains – Otago
1870–1877

1
    Â»Paul, Paul, wo steckst du denn schon wieder?«
    Helen rief nach dem aufmüpfigsten unter ihren Schülern,
obwohl sie genau wusste, dass der Junge sie kaum hören würde.
Paul Warden spielte bestimmt nicht friedlich mit den Maori-Kindern in
unmittelbarer Nähe ihres improvisierten Schulhauses. Wenn er
verschwand, bedeutete das in aller Regel Schwierigkeiten. Entweder
prügelte er sich irgendwo mit seinem Erzfeind Tonga – dem
Häuptlingssohn des auf Kiward Station siedelnden Maori-Stammes
–, oder er lauerte Ruben und Fleurette auf, um ihnen
irgendwelche Streiche zu spielen. Dabei waren seine Einfälle
nicht immer komisch. Ruben war ziemlich verzweifelt gewesen, als Paul
neulich ein Tintenfass über sein neuestes Buch ausgeschüttet
hatte. Das war nicht nur deshalb ärgerlich, weil der Junge sich
diese Gesetzessammlung lange gewünscht und erst jetzt durch
George Greenwood aus England bekommen hatte, sondern auch, weil das
Buch äußerstwertvoll war. Gwyneira hatte ihnen das Geld
natürlich ersetzt, war aber ebenso erschrocken über die Tat
ihres Sohnes wie Helen.
    Â»Er ist doch gar nicht mehr so klein!«,erregte sie
sich, während der elfjährige Paul ungerührt daneben
stand. »Paul, du wusstest, was das Buch gekostet hat! Und das
war kein Versehen! Meinst du, auf Kiward Station wächst das Geld
an den Bäumen?«
    Â»Nö, aber an den Schafen!«, entgegnete Paul nicht
ganz unrichtig. »Und wir können uns jede Woche so ’n
blöden Schinken leisten, wenn wir bloß Lust darauf

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