Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Land der weissen Rose

Im Land der weissen Rose

Titel: Im Land der weissen Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
Vom Netzwerk:
Schuppen
angebunden. Steinbjörn tat es ihr nach und folgte ihr nach
innen, wo ihm sofort ein durchdringender Geruch nach Mist, Schweiß
und Wollfett entgegenschlug. Fleurette schien ihn nicht zu bemerken.
Sie schob sich zielsicher durch das geordnete Chaos aus Männern
und Schafen. Steinbjörn beobachtete fasziniert, wie die Scherer
die Tiere blitzschnell ergriffen, auf den Rücken legten und
binnen kurzem von ihrer Wolle befreiten. Dabei schienen sie
miteinander zu wetteifern. Sie riefen sich und vor allem der Aufsicht
im Schuppen ständig triumphierend neue Zahlen zu.
    Wer hier Buch führte, musste höllisch aufpassen. Doch
die junge Frau, die zwischen den Männern umherging und deren
Ergebnisse notierte, schien nicht überfordert. Entspannt
scherzte sie mit den Scherern, und sie machte nicht den Anschein, als
würden ihreAufzeichnungen jemals angezweifelt. Gwyneira Warden
trug ein schlichtes graues Reitkleid und hatte ihr langes rotes Haar
nachlässig zu einem Zopf geflochten. Sie war klein, aber
offensichtlich ebenso energisch wie ihre Tochter – und als sie
Steinbjörn jetzt ihr Gesicht zuwandte, war er verblüfft
über so viel Schönheit. Was hatte Luke Warden bloß
dazu getrieben, eine solche Frau zu verlassen? Steinbjörn konnte
sich kaum satt sehen an ihren edlen Zügen, den sinnlichen Lippen
und den faszinierenden, indigoblauen Augen. Er merkteerst, dass er
sie anstarrte, als ihr Lächeln einem irritierten Ausdruck wich,
und wandte sofort die Augen ab.
    Â»Das ist Mummy. Und das ist Stein ... Stein ... irgendwas
mit Stein«, versuchte Fleur sich an einer förmlichen
Vorstellung.
    Steinbjörn hatte sich inzwischen wieder gefangen und hinkte
auf Gwyneira zu.
    Â»Lady Warden? Steinbjörn Sigleifson. Ich komme aus
Westport. Mr. Greenwood bat mich... nun, ich war mit Ihrem
verstorbenen Mann zusammen, als ...« Er hielt ihr die Hand hin.
    Gwyneira nickte. »Mrs. Warden, nicht Lady«,
verbesserte sie mechanisch, während sie ihn begrüßte.
»Aber seien Sie willkommen. George erwähnte tatsächlich
... aber hier können wir uns nicht unterhalten. Warten Sie einen
Augenblick.«
    Die junge Frau schaute sich suchend um, entdeckte dann einen
älteren, dunkelhaarigen Mann unter den Scherern und wechselte
kurz ein paar Worte mit ihm. Dann verkündete sie den Männern
im Schuppen, dass Andy McAran von nun an die Aufsicht übernehmen
werde.
    Â»Und ich erwarte, dass ihr den Vorsprung haltet! Bislang
liegt dieser Schuppen deutlich in Führung vor eins und drei.
Lasst euch das nicht wegnehmen! Ihr wisst: Den Siegern winkt ein Fass
besten Whiskeys!« Sie winkte den Männern freundlich und
wandte sich dann Steinbjörn zu. »Kommen Sie, gehen wir ins
Haus.Aber vorher suchen wir meinen Schwiegervater. Er sollte auch
hören, was Sie zu sagen haben.«
    Steinbjörn folgte Gwyn und ihrer Tochter zu den Pferden. Dort
stieg Gwyneira rasch und ohne Hilfe auf eine kräftige braune
Stute. Der Junge bemerkte jetzt auch die Hunde, die ihr ständig
folgten.
    Â»Werdet ihr nicht gebraucht, Finn und Flora? Ab mit euch in
den Schuppen. Du kommst mit, Cleo.« Die junge Frau scheuchte
zwei der Collies zurück zu den Schafscherern; die dritte, eine
ältere Hündin, die um die Nase herum allmählich grau
wurde, schloss sich den Reitern an.
    Schuppen eins, wo Gerald die Aufsicht führte, befand sich
westlich vom Haupthaus. Die Reiter hatten eine knappe Meile
zurückzulegen. Gwyneira ritt schweigend, und Steinbjörn
richtete das Wort ebenfalls nicht an sie. Nur Fleur sorgte für
allgemeine Unterhaltung, indem sie aufgeregt von der Schule
berichtete, in der es heute offensichtlich zu einem Streit gekommen
war.
    Â»Mr. Howard war ganz böse mit Ruben, weil er in der
Schule war und ihm nicht mit den Schafen geholfen hat. Wo die Scherer
doch in ein paar Tagen kommen. Mr. Howard hat noch Schafe auf den
Hochweiden, und die sollte Ruben wohl holen, aber Ruben ist
schrecklich ungeschickt mit Schafen! Ich hab ihm gesagt, ich komm ihm
morgen helfen. Ich bring Finn oder Flora mit, dann geht das wie der
Wind ...«
    Gwyneira seufzte. »Mal abgesehen davon, dass O’Keefe
nicht sonderlich begeistert davon sein wird, dass eine Warden mit ein
paar Silkham-Collies seine Schafe eintreibt, während sein Sohn
Latein lernt ... Pass auf, dass er nicht auf dich schießt!«
    Steinbjörn fand die Ausdrucksweise der Mutter ebenso

Weitere Kostenlose Bücher