Im Land der weissen Rose
besser als alles, was die Wardens an Zuchttieren anboten!«
Beifall heischend blickte er auf sein Gegenüber.
George Greenwood seufzte. »Sicher. Weil Gwyneira Warden ihre
besten Widder natürlich für sich selbst behält. Die
verkauft nur die zweite Garnitur. Und was soll das jetzt mit den
Rindern, Howard? Sie haben wieder welche angeschafft. Und dabei waren
wir uns doch einig,dass Ihr Land das nicht trägt...«
»Gerald Warden verdient gut mit seinen Rindern!«,
wiederholte Howard trotzig uralte Argumente.
George musste sich zwingen, ihn nicht zu schütteln –
und ebenso, nicht selbst immer wieder in die alten Vorhaltungen zu
verfallen. Howard begriff es einfach nicht: Er verkaufte wertvolles
Zuchtvieh, um damit Zusatzfutter für die Rinder zu kaufen. Die
setzte er dann natürlich für den gleichen Preis um, den die
Wardens erzielten und der auf den ersten Blick ziemlich hoch
erschien. Wie wenig Gewinn das Geschäft aber wirklich abwarf,
erfasste nur Helen, die sich ausrechnen konnte, wann ihre Farm wieder
vor dem Ruin stand, wie schon ein paar Jahre zuvor.
Aber auch Greenwoods geschäftlich klügere Partner, die
Wardens auf Kiward Station, gaben ihm in letzter Zeit zu denken. Zwar
florierte dort nach wie vor sowohl die Schaf- als auch die
Rinderzucht, doch unter der Oberfläche brodelte es. George
merktees anfangs vor allem daran,dass Gerald und Paul Warden Gwyneira
nicht mehr bei ihren Verhandlungen hinzuzogen. Gerald zufolge musste
Paul in die Geschäfte eingeführt werden, und seine Mutter
wirkte dabei angeblich weniger hilfreich als hemmend.
»Lässt den Jungen nicht von der Leine, wenn Sie
verstehen, was ich meine!«, erklärte Gerald und schenkte
Whiskey nach. »Immer weiß sie alles besser, das fällt
mir schon auf die Nerven. Wie soll es da Paul gehen, der gerade erst
anfängt?«
Im Gespräch mit den beiden stellte George dann aber schnell
fest, dass Gerald bezüglich der Schafzucht auf Kiward Station
längst den Überblick verloren hatte. Und Paul fehlten
Verständnis und Weitsicht – kein Wunder bei einem gerade
Sechzehnjährigen. In Sachen Zucht entwickelte er wundersame
Theorien, die allen Erfahrungswerten widersprachen. So hätte er
am liebsten wieder mit Merino-Schafen gezüchtet.
»Fine Wool ist doch eine gute Sache.Qualitativ besser als
Down Type. Wenn wir nur genug Merino einkreuzen, bekommen wir eine
ganz neue Mischung, die alles revolutioniert!«
George konnte darüber nur den Kopf schütteln, doch
Gerald lauschte dem Jungen mit leuchtenden Augen. Ganz im Gegensatz
zu Gwyneira, die eher Wutanfälle entwickelte.
»Wenn ich den Jungen gewähren lasse, geht alles vor die
Hunde!«, ereiferte sie sich, als George einen Tag später
ihre Gesellschaft suchte und ihr ziemlich aufgewühlt von der
Unterhaltung mit Gerald und Paul berichtete. »Gut, auf die
Dauer erbt er die Farm, dann habe ich ohnehin nichts mehr zu
sagen.Aber bis dahin hat er noch ein paar Jahre Zeit, zur Vernunft zu
kommen. Wenn Gerald nur ein bisschen einsichtiger wäre und
entsprechend auf ihn einwirken würde! Ich verstehe nicht, was
mit ihm los ist. Mein Gott, der Mann verstand doch mal was von
Schafzucht!«
George zuckte die Schultern. »Jetzt versteht er wohl mehr
von Whiskey.«
Gwyneira nickte. »Er versäuft seinen Verstand.
Entschuldigen Sie,dass ich das so sage, aber alles andere wäre
beschönigend. Dabei brauchte ich dringend Unterstützung.
Das Problem mit Pauls Zuchtideen ist ja nicht das einzige. Im
Gegenteil, es istnoch das geringste. Gerald ist bei guter Gesundheit
– es wird Jahre dauern, bis Paul die Farm übernimmt. Und
selbst wenn ihm dann ein paar Schafe eingehen, das verkraftet der
Betrieb.Aber die Konflikte mit den Maoris sind leider nur zu aktuell.
Bei denen gibt es so etwas wie Volljährigkeit wohl nicht, oder
sie definieren es anders. Jedenfalls haben sie jetzt Tonga zum
Häuptling gewählt ...«
»Tonga ist der Junge, den Helen unterrichtet hat, erinnere
ich mich da richtig?«, fragte George.
Gwyneiranickte. »Ein sehr gescheitesKind. Und Pauls
Erzfeind. Fragen Sie mich nicht wieso, aber die zwei haben sich schon
im Sandkasten in den Haaren gelegen. Ich glaube, es geht um Marama.
Tonga hat ein Auge auf sie geworfen, aber sie betet Paul an, seit sie
zusammen in der Wiege lagen. Auch jetzt noch: Keiner der Maoris will
mehr mit ihm zu tun haben, aber
Weitere Kostenlose Bücher