Im Land der weissen Rose
zu
unterstützen.«
»Gibt es denn schon Vorschläge?«, erkundigte sich
Gwyn. »Haben Sie mit Tonga gesprochen?«
»Er will auf jeden Fall das Land, auf dem die Siedlung
liegt...«, begann Reti, was sofort Proteste von Gerald und Paul
zur Folge hatte.
»Das Land direkt neben der Farm? Unmöglich!«
»Ich will den Kerl nicht als Nachbarn haben! Das geht doch
nie gut!«
»Ansonsten hätte er wohl am liebsten Geld ...«,
führte Reti weiter aus.
Gwyn überlegte. »Also, Geld ist schwierig, das müssen
wir ihm klar machen. Eher Land. Vielleicht könnte man ja einen
Tausch arrangieren. Die Streithähne so nah nebeneinander wohnen
zu lassen ist sicher nicht geschickt ...«
»Jetzt reicht’s mir aber!« Gerald fuhr auf. »Du
glaubst nicht wirklich, dass wir mit dem Kerl verhandeln, Gwyn! Kommt
überhaupt nicht in Frage. Er kriegt weder Geld noch
Land.Allenfalls eine Kugel zwischen die Augen!«
Der Konflikt spitzte sich weiter zu, als Paul am nächsten Tag
einen Maori-Arbeiter niederschlug. Der Mann behauptete, nichts getan
zu haben; er habe höchstens einen Befehl ein bisschen zu langsam
ausgeführt. Paul dagegen erklärte, derArbeiter sei
unverschämt geworden und habe auf Tongas Forderungen angespielt.
Ein paar andere Maoris zeugten für ihren Stammesbruder. Kiri
weigerte sich an diesem Abend, Paul das Dinner zu servieren, und
selbst der sanfte Witi schnitt ihn. Gerald, wieder einmal
sturzbetrunken, entließ daraufhin wutschnaubend das gesamte
Hauspersonal. Obwohl Gwyn hoffte, dass die Leute es nicht ernst
nahmen, erschienen am nächsten Tag weder Kiri noch Moana
zurArbeit.Auch die anderen Maoris blieben den Ställen und
Gartenanlagen fern, nur Marama machte sich eher ungeschickt in der
Küche zu schaffen.
»Ich kann nicht gut kochen«, entschuldigte sie sich
bei Gwyneira, schaffte es aber immerhin, zum Frühstück mit
Pauls Lieblingsmuffins aufzuwarten. Spätestens am Mittag geriet
sie dann aber an ihre Grenzen und servierte Süßkartoffeln
und Fisch. Am Abend gab es erneut Süßkartoffeln und Fisch
und am nächsten Mittag Fisch und Süßkartoffeln.
Auch das trug dazu bei, dass Gerald am Nachmittag des zweiten
Tages wütend in Richtung Maori-Dorf stapfte. Doch schon auf
halbem Weg zum See begegnete ihm eine Wache, bewaffnet mit Speeren.
Zurzeit könne man ihn nicht durchlassen, erklärten die
beiden Maoris ernst. Tonga sei nicht im Dorf, und niemand anders habe
die Befugnis, Verhandlungen zu führen.
»Es ist Krieg!«, sagte einer der jungen Wächter
gelassen. »Tonga sagen, ab jetzt Krieg!«
»Sie werden sich wohl neue Arbeiter in Christchurch oder
Lyttelton suchen müssen«, meinte Andy McAran zwei Tage
später bedauernd zu Gwyn. Die Arbeit auf der Farm geriet
hoffnungslos in Verzug, doch Gerald und Paul reagierten nur mit Wut,
wenn einer der Männer den Streik der Maoris dafür
verantwortlich machte. »Die Leute vom Dorf werden sich hier
nicht mehr blicken lassen, bevor der Gouverneur in der Land-Sache
entschieden hat. Und Sie, Miss Gwyn, halten um Gottes willen ein Auge
auf Ihren Sohn! Mr. Paul steht kurz vor der Explosion. Und im Dorf
tobt Tonga. Wenn da einer die Hand gegen den anderen erhebt, gibt es
Tote!«
Â
12
Howard O’Keefe suchte nach Geld. Er war so wütend wie
schon lange nicht mehr. Wenn er heute Abend nicht in den Pub käme,
würde er ersticken! Oder Helen erschlagen – obwohl die
diesmal wirklich nichts dafür konnte. Schuld an der Sache trug
eher dieser Warden, der seine Maoris bis aufs Blut verärgert
hatte. Und Howards missratener Sohn Ruben, der sich sonstwo
herumtrieb, statt seinem Vater bei Schafschur und Weideauftrieb zu
helfen!
Howard durchsuchte hektisch die Küche seiner Frau. Irgendwo
hob Helen sicher Geld auf – ihre eiserne Reserve, wie sie es
nannte. Der Teufel mochte wissen, wie sie das von ihrem kargen
Haushaltsgeld abzweigte! Bestimmt ging da etwas nicht mit rechten
Dingen zu! Und überhaupt war es ja letztlich sein Geld.Alles
hier gehörte ihm!
Howard riss einen weiteren Schrank auf, wobei er jetzt auch George
Greenwood verfluchte. Dabei war der Wollhändler heute nur
Ãœberbringer schlechter Nachrichten gewesen. Die Scherer-Kolonne,
die gewöhnlich in diesem Teil der Canterbury Plains arbeitete
und zuerst Kiward, dann O’Keefe Station zu besuchen pflegte,
würde in diesem Jahr
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