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Im Land der weissen Rose

Im Land der weissen Rose

Titel: Im Land der weissen Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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die Leute, Gwyn! Morgen erinnert man sich noch daran, dass der
eine nur ein altes Gewehr hatte und der andere einen Trommelrevolver.
In drei Monaten erzählt man sich vermutlich, beide wären
mit Kanonen bewaffnet gewesen ...«
    Gwyneira nickte. »Zumindest sparen wir uns das Aufsehen um
einen Prozess, solange diese heikle Sache mit den Maoris noch läuft.
Für Tonga ist das alles ein gefundenes Fressen ... geben Sie mir
bitte noch einen Brandy, George. Ich kann das alles nicht glauben.
Wir sitzen hier und unterhalten uns über strategisch kluges
Vorgehen, und dabei sind zwei Menschen umgekommen!«
    Während George ihr Glas noch einmal füllte, schlug
Friday erneut an.
    Â»Der Officer!« Paul griff nach seinem Revolver, doch
George fiel ihm in den Arm. »Um Himmels willen, mach dich nicht
unglücklich, Junge! Wenn du noch jemanden erschießt –
oder gar Hanson bedrohst –, hängst du, Paul Warden! Und
all dein Vermögen und dein Name retten dich nicht!«
    Â»Der Officer kann es auch gar nicht sein«, meinte Gwyn
und erhob sich leicht schwankend. Selbst wenn die Leute aus Haldon
noch bei Nacht einen Boten nach Lyttelton gesandt hätten, konnte
Hanson erst am nächsten Nachmittag erscheinen.
    Stattdessen stand Helen O’Keefe zitternd und durchweicht vom
Regen in der Tür von der Küche zum Salon. Verwirrt ob der
Stimmen im Herrenzimmer hatte sie sich nicht getraut einzutreten –
und schaute nun unsicher von Gwyneira zu George Greenwood.
    Â»George ... was machst du ...? Egal, Gwyn, du musst mich
heute Nacht irgendwo unterbringen. Ich kann gern auch im Stall
schlafen, wenn du mir nur ein paar trockene Sachen gibst. Ich bin
völlig durchnässt. Nepumuk ist nicht sehr schnell.«
    Â»Aber was machst du hier?« Gwyneira legte den Arm um
ihre Freundin. Helen war nie zuvor auf Kiward Station gewesen.
    Â»Ich ... Howard hat Rubens Briefe gefunden ... Er hat
sieüberall im Haus herumgeworfen und das Geschirr zerschlagen
... Gwyn, wenn er heute Nacht betrunken heimkommt, bringt er mich
um!«
    Als Gwynder Freundin vom Tod Howards berichtete, zeigte sie sich
sehr gefasst. Die Tränen, die sie vergoss, galten eher all dem
Leid, dem Schmerz und dem Unrecht, das sie erlebt und gesehen hatte.
Die Liebe zu ihrem Mann war längst erloschen.Viel mehr zeigte
sie sich besorgt darüber, Paul könne wegen Mordes vor
Gericht gestellt werden.
    Gwyneira suchte alles Geld zusammen, das sie im Haus finden
konnte, und wies Paul an, nach oben zu gehen und seine Sachen zu
packen. Sie wusste, dass sie ihm eigentlich dabei helfen sollte; der
Junge war verwirrt und völlig erschöpft. Bestimmt konnte er
keinen klaren Gedanken mehr fassen.Als er die Treppe heraufstolperte,
kam ihm allerdings schon Marama mit einem Bündel entgegen.
    Â»Ich brauche deine Satteltaschen, Paul«, sagte sie
sanft. »Und dann müssen wir in die Küche, wir sollten
ein paar Lebensmittel mitnehmen, meinst du nicht auch?«
    Â»Wir?«, fragte Paul unwillig.
    Marama nickte. »Natürlich. Ich komme mit dir. Ich bin
da.«
    Â 

13
    Officer Hanson war nicht wenig verwundert, als er am nächsten
Tag nicht Paul Warden, sondern Helen O’Keefe auf Kiward Station
antraf. Natürlich zeigte er sich wenig begeistert von der
Situation.
    Â»Miss Gwyn, in Haldon gibt es Leute, die Ihren Sohn des
Mordes beschuldigen. Und nun hat er sich auch noch der Untersuchung
des Falles entzogen. Ich weiß nicht, was ich davon halten
soll.«
    Â»Ich bin überzeugt, er kommt zurück«,
erklärte Gwyn. »Das alles ... der Tod seines Großvaters,
und dann auch noch, dass Helen plötzlich hier auftauchte ... er
hat sich schrecklich vor ihr geschämt. Das alles war zu viel für
ihn.«
    Â»Na, dann hoffen wir das Beste. Nehmen Sie die Sache nicht
auf die leichte Schulter, Miss Gwyn. Wie es aussieht, hat er dem Mann
geradewegs in die Brust geschossen. Und O’Keefe, da sind die
Zeugen sich einig, war praktisch unbewaffnet.«
    Â»Aber er hat ihn doch herausgefordert«, meinte Helen.
»Mein Mann, Gott hab ihn selig, konnte sehr provozierend sein,
Sheriff. Und der Junge war bestimmt nicht mehr nüchtern.«
    Â»Der Junge konnte die Situation vielleicht nicht ganz
einschätzen«, fügte George Greenwood hinzu. »Der
Tod seines Großvaters hatte ihn völlig aus der Bahn
geworfen. Und als er dann sah, dass Howard O’Keefe zur

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