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Im Land der weissen Rose

Im Land der weissen Rose

Titel: Im Land der weissen Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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zu
unschicklichen Handlungen in die Ställe zurückzieht.«
Lucas wirkte allein bei dem Gedanken, Gegenstand eines solchen
Gerüchts zu werden, unangenehm berührt.
    Â»Oh, ich komme schon allein zurecht!«, sagte Gwyneira
rasch. Sie fürchtete sich nicht vor den Arbeitern, schließlich
hatte sie sich auch bei den Hirten ihres Vaters Respekt verschafft.
Und die raue Sprache der Schaftreiber war ihr jetzt weitaus
willkommener als weitere erbauliche Konversation mit einem
Gentleman.Auf dem Weg zum Stall würde er sie womöglich zum
Thema Architektur examinieren. »Und die Ställe finde ich
auch.«
    Eigentlich hätte sie sich gern noch einen Mantel geholt, aber
jetzt verabschiedete sie sich lieber gleich, bevor Gerald
irgendwelche Einwände einfielen.
    Â»Es war äußerst er ... erquicklich, mit Ihnen zu
plaudern, Mr. Lucas«, beschied sie ihren Zukünftigen mit
einem Lächeln. »Sehen wir uns beim Abendessen?«
    Lucas nickte und hob zu einer weiteren Verbeugung an.
»Selbstverständlich, Mylady. In einer guten Stunde wird im
Esszimmer serviert.«
    Gwyneira lief durch den Regen. Sie durfte gar nicht daran denken,
was die Nässe mit ihrem Seidenkleid anstellte. Und dabei war das
Wetter vorhin noch so schön gewesen! Na ja, ohne Regen wuchs
kein Gras. Das feuchte Klima ihrer neuen Heimat war ideal für
die Schafzucht, und sie war ein solches Wetter ja aus Wales gewöhnt.
Nur dass sie dort nicht in eleganter Garderobe durch den Schlamm
gelaufen wäre, dort waren die Wege, die um die
Wirtschaftsgebäude herum führten, gepflastert. Auf Kiward
Station aber hatte man dies bisher versäumt: Nur die Auffahrt
war befestigt. Hätte Gwyneira zu entscheiden gehabt, hätte
sie eher den Platz vor den Ställen befestigen lassen als den
prächtigen,jedoch eher selten benutzten Zufahrtsweg zum
Haupteingang.Aber Gerald setzte da wohl andere Prioritäten –
und Lucas ganz sicher.
    Bestimmt plante der auch schon einen Rosengarten ... Gwyneira war
froh, dass helles Licht aus den Ställen drang; sie hätte
schließlich nicht gewusst, wo sie hier eine Stalllaterne finden
sollte. Aus den Schuppen und Pferdeställen drangen nun auch
Stimmen. Offenbar hatten sich hier tatsächlich die Schafhirten
versammelt.
    Â»Black Jack, James!«, rief gerade jemand lachend.
»Hosen runter,mein Freund! Heute nehm ich dir deinen Lohn ab.«
    Solange die Männer nicht um anderes spielen, dachte Gwyneira,
holte tief Luft und öffnete die Stalltür. Der Gang, der
sich vor ihr auftat, führte links zu den Pferdeställen,
rechts erweiterte er sich zu einer Remise, in der die Männer um
ein Feuer saßen. Gwyneira zählte fünf, alles raue
Burschen, die nicht so aussahen, als hätten sie sich heute schon
gewaschen. Teilweise trugen sie Bärte oder hatten zumindest in
den letzten drei Tagen auf das Rasieren verzichtet. Neben einem
großen schlanken Mann mit tief gebräuntem, etwas
kantigem,aber von Lachfalten durchzogenem Gesicht, hatten sich drei
der jungen Hütehunde zusammengerollt.
    Ein anderer Mann reichte ihm eine Whiskeyflasche.
    Â»Hier, zum Trost!«
    Das war also »James«, der das Spiel eben verloren
hatte.
    Ein blondhaariger Hüne, der die Karten nun wieder mischte,
sah beiläufig auf und erblickte Gwyneira.
    Â»He, Leute, gibt’s hier Gespenster? Gewöhnlich
sehe ich so hübsche Ladys erst nach der zweiten Flasche
Whiskey!«
    Die Männer lachten.
    Â»Welch Glanz in unserer bescheidenen Wohnstatt!«,
sagte der Mann, der eben die Flasche herumgereicht hatte, mit nicht
mehr ganz fester Stimme. »Ein ... ein Engel!«
    Erneutes Gelächter.
    Gwyneira wusste nicht, was sie erwidern sollte.
    Â»Nun seid still, ihr macht sie ja ganz verlegen!«,
nahm jetzt der älteste der Männer das Wort. Er war
offensichtlich noch nüchtern und stopfte gerade seine Pfeife.
»Das ist weder ein Engel noch ein Geist, sondern einfach nur
die junge Lady! Die Mr. Gerald mitgebracht hat, damit sie Mr.
Lucas... ihr wisst schon!«
    Verlegenes Kichern.
    Gwyneira beschloss, die Initiative zu ergreifen.
    Â»Gwyneira Silkham«, stellte sie sich vor. Sie hätte
den Männern auch die Hand gereicht, aber bislang machte keiner
von ihnen Anstalten, sich zu erheben. »Ich wollte nach meinem
Pferd sehen.«
    Cleo hatte sich inzwischen im Stall umgeschaut, begrüßte
die kleinen Hütehunde und lief wedelnd von

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