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Im Land Der Weissen Wolke

Im Land Der Weissen Wolke

Titel: Im Land Der Weissen Wolke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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kaum mehr Gerichte zubereiten konnte, schien ihn nicht zu stören, aber Helen hatte dennoch vor, sich bei Mrs. Candler in Haldon nach ein paar weiteren Rezepten zu erkundigen. Ihr selbst wurde der Speiseplan langsam zu eintönig.
    »Du könntest ja mal ein Huhn schlachten«, schlug Howard vor, als Helen eine entsprechende Bemerkung machte. Sie war entsetzt – so wie jetzt von der Vorstellung, sich allein mit dem Maultier auf den Weg nach Haldon zu machen und dann auch noch zu reiten.
    »Jetzt siehst du dir erst mal den Weg an«, sagte Howard gelassen. »Sonst kannst du das Muli ja auch anschirren ...«

    Weder Gerald noch Lucas hatten etwas dagegen, dass Gwyneira sich McKenzie auf der Fahrt nach Haldon anschloss. Lucas konnte allerdings kaum nachvollziehen, was sie daran reizte.
    »Du wirst enttäuscht sein, meine Liebe. Es ist ein schmutziges kleines Städtchen, nur ein Laden und ein Pub. Keine Kultur, nicht mal eine Kirche ...«
    »Was ist denn mit einem Arzt?«, erkundigte sich Gwyneira. »Ich meine, falls ich wirklich mal ...«
    Lucas lief rot an. Gerald hingegen war begeistert.
    »Ist es so weit, Gwyneira? Zeigen sich erste Anzeichen? Wenn das so ist, werden wir selbstverständlich einen Arzt aus Christchurch holen lassen. Mit dieser Hebamme aus Haldon werden wir erst gar kein Risiko eingehen.«
    »Vater, bevor der Arzt aus Christchurch einträfe, wäre das Baby längst da«, bemerkte Lucas spöttisch.
    Gerald blickte ihn strafend an. »Ich werde den Arzt im Vorfeld kommen lassen. Er soll hier wohnen, bis es so weit ist, egal was es kostet.«
    »Und seine anderen Patienten?«, gab Lucas zu bedenken. »Meinst du, die lässt er einfach im Stich?«
    Gerald schnaubte. »Das ist eine Frage der Summe, mein Sohn. Und der Erbe der Wardens ist jede Summe wert!«
    Gwyneira hielt sich heraus. Sie hätte die Anzeichen einer Schwangerschaft gar nicht erkannt – woher sollte sie wissen, wie man sich dabei fühlte? Außerdem freute sie sich jetzt erst einmal auf den Ausflug nach Haldon.
    James McKenzie holte sie gleich nach dem Frühstück ab. Er hatte zwei Pferde vor einen langen, schweren Wagen gespannt. »Wenn Sie reiten würden, wären Sie schneller«, gab er zu bedenken, doch es machte Gwyneira nichts aus, an McKenzies Seite auf dem Bock zu sitzen und die Landschaft zu genießen. Wenn sie den Weg erst kannte, konnte sie öfter nach Haldon reiten; heute aber war sie mit der Fahrt auf dem Wagen zufrieden. Außerdem war McKenzie ein anregender Gesprächspartner. Er nannte ihr die Namen der Berge am Horizont und der Flüsse und Bäche, die sie überquerten. Oft kannte er sowohl die Maori-Namen als auch die englischen.
    »Sie sprechen gut Maori, nicht wahr?«, meinte Gwyn bewundernd.
    McKenzie schüttelte den Kopf. »Ich glaube, niemand spricht wirklich gut Maori. Die Eingeborenen machen es uns zu einfach. Sie freuen sich über jedes Wort Englisch, das sie lernen. Wer hat da noch Lust, sich mit Worten wie
    taumatawhatatangihangakoauauotamateaturipukakapikimaungahoroukupokaiwhenuakitanatahu herumzuärgern?«
    »Was?« , lachte Gwyneira.
    »Das ist ein Berg auf der Nordinsel. Gilt sogar unter Maoris als Zungenbrecher. Aber mit jedem Becher Whiskey wird es einfacher, glauben Sie mir!« James zwinkerte ihr von der Seite zu und lächelte wieder sein verwegenes Lächeln.
    »Also haben Sie’s am Lagerfeuer gelernt?«, fragte Gwyn.
    James nickte. »Ich bin ziemlich viel rumgezogen und hab mich auf Schaffarmen verdingt. Unterwegs bin ich oft in Maori-Dörfern untergekommen – sie sind ja sehr gastfreundlich.«
    »Warum haben Sie nicht beim Walfang gearbeitet?«, wollte Gwyn wissen. »Dabei soll doch deutlich mehr zu verdienen sein. Mr. Gerald ...«
    James grinste. »Mr. Gerald spielt wohl auch gut Karten«, bemerkte er dann.
    Gwyneira wurde rot. Konnte es sein, dass die Geschichte des Kartenspiels zwischen Gerald Warden und ihrem Vater hier schon die Runde gemacht hatte?
    »Normalerweise verdient man beim Walfang jedenfalls auch kein Vermögen«, sprach McKenzie weiter. »Und für mich war’s nichts. Verstehen Sie mich richtig, ich bin nicht zimperlich, doch dieses Waten in Blut und Fett ... nein. Aber ich bin ein guter Schafscherer, ich hab’s in Australien gelernt.«
    »Leben in Australien nicht nur Sträflinge?«, erkundigte sich Gwyn.
    »Nicht nur. Auch Nachkommen von Sträflingen und ganz normale Einwanderer. Und die Sträflinge sind nicht alle Schwerverbrecher. Da ist so mancher arme Kerl gelandet, der für seine Kinder ein

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