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Im Land Der Weissen Wolke

Im Land Der Weissen Wolke

Titel: Im Land Der Weissen Wolke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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scheitern. Wenn man von dem schwanger wurde, was sie nächtens in ihrem Zimmer trieben, sollte es ihr recht sein.
    Lucas dagegen errötete. »Wir sind erst einen Monat verheiratet, Vater!«
    »Na, ein Schuss reicht doch wohl, oder?« Gerald lachte dröhnend, Lucas wirkte peinlich berührt, und Gwyneira verstand wieder mal gar nichts. Was hatte das Kinderkriegen mit Schießen zu tun?
    Immerhin erschien jetzt Kiri mit einer Servierschüssel, was dem peinlichen Gespräch ein Ende setzte. Wie Gwyneira es ihr beigebracht hatte, platzierte das Mädchen sich ordentlich rechts neben Mr. Geralds Teller und trug dem Hausherrn zuerst auf, danach Lucas und Gwyneira. Sie stellte sich geschickt an; Gwyneira fand nichts auszusetzen und erwiderte Kiris beifallheischendes Lächeln, als das Mädchen schließlich artig auf Abruf neben dem Tisch Aufstellung nahm.
    Gerald warf einen ungläubigen Blick auf die gelblich rote, dünne Suppe, in der Kohl und Fleischbrocken schwammen, bevor er explodierte: »Zum Teufel, Gwyn! Das war erstklassiger Kohl und das beste Hammelfleisch auf dieser Seite der Erdkugel! Es kann doch nicht so schwer sein, ein anständiges Stew daraus zu kochen! Aber nein – du überlässt alles dieser Maori-Göre, und sie macht daraus das gleiche Zeug, das wir jeden Tag herunterschlingen müssen! Bring ihr gefälligst bei, wie es geht, Gwyneira!«
    Kiri wirkte verletzt, Gwyn beleidigt. Sie fand, dass der Eintopf ganz gut schmeckte – wenn auch zugegebenermaßen exotisch. Mit welchen Gewürzen Moana diesen Geschmack erzielt hatte, war ihr völlig schleierhaft. Ebenso das Originalrezept für den Hammel-Kohl-Eintopf, den Gerald offensichtlich so schätzte.
    Lucas zuckte die Schultern. »Du hättest eine irische Köchin anwerben sollen, Vater, keine walisische Prinzessin«, meinte er spöttisch. »Gwyneira ist offensichtlich nicht in der Küche groß geworden.«
    Gelassen nahm der junge Mann einen weiteren Löffel Stew. Auch ihn schien der Geschmack nicht zu stören, aber Lucas machte sich ohnehin nicht viel aus Essen. Er schien jedes Mal froh zu sein, wenn er nach den Mahlzeiten zum Studium seiner Bücher oder in sein Atelier zurückkehren konnte.
    Gwyn probierte das Gericht noch einmal und versuchte, sich an den Geschmack von Irish Stew zu erinnern. Ihre Köchin daheim hatte dieses Gericht selten auf den Tisch gebracht.
    »Ich glaube, man macht es ohne Süßkartoffeln«, sagte sie zu Kiri.
    Das Maori-Mädchen runzelte die Stirn. Offensichtlich konnte sie sich nicht vorstellen, dass man irgendein Gericht ohne Süßkartoffeln auf den Tisch brachte.
    Gerald fuhr gereizt auf. »Ganz sicher macht man es ohne Süßkartoffeln! Und man gräbt es auch nicht zum Kochen ein oder wickelt es in Blätter oder was auch immer diese Stammesfrauen sonst tun, um ihre Herrschaft zu vergiften! Mach ihr das gefälligst klar, Gwyn! Irgendwo muss auch noch ein Kochbuch liegen. Vielleicht kann das mal einer übersetzen. Mit der Bibel waren sie da ja auch ganz schnell!«
    Gwyn seufzte. Sie hatte gehört, dass Maori-Frauen auf der Nordinsel heiße unterirdische Quellen oder Vulkantätigkeit nutzten, um das Essen zu garen. Aber bei Kiward Station gab es nichts dergleichen, und sie hatte Moana und die anderen Maori-Frauen auch noch nie beim Graben von Kochgruben beobachtet. Aber das mit dem Kochbuch war eine gute Idee.
    Gwyn verbrachte den Nachmittag mit der Maori-Bibel, der englischen Bibel und dem Kochbuch von Geralds verstorbener Gattin in der Küche. Doch ihre vergleichenden Studien waren nur beschränkt erfolgreich. Schließlich gab sie auf und floh in die Ställe.
    »Jetzt weiß ich, was ›Sünde‹ und ›Himmlische Gerechtigkeit‹ in der Sprache der Maoris heißt«, sagte sie zu den Männern und blätterte in der Bibel. Kennon und Livingston waren eben von den Bergweiden zurückgekehrt und warteten ihre Pferde ab, während McKenzie und McAran Sattelzeug putzten. »Aber das Wort ›Thymian‹ steht nicht drin.«
    »Vielleicht schmeckt es ja auch mit Weihrauch und Myrrhe«, bemerkte McKenzie.
    Die Männer lachten.
    »Sagen Sie Mr. Gerald doch einfach, dass Völlerei eine Sünde ist«, riet McAran. »Aber tun Sie’s sicherheitshalber auf Maori. Wenn Sie es auf Englisch versuchen, könnte er Ihnen den Kopf abreißen.«
    Seufzend sattelte Gwyneira ihre Stute. Sie brauchte jetzt frische Luft. Das Wetter war viel zu schön, um Bücher zu wälzen.
    »Ihr seid mir auch keine Hilfe!«, tadelte sie die immer noch feixenden Männer, als sie Igraine

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