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Im Land Der Weissen Wolke

Im Land Der Weissen Wolke

Titel: Im Land Der Weissen Wolke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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ihrer Tochter – und natürlich hatte er bunte Wildblumen gewählt, statt Rosen zu schneiden.
    Das Baby nieste, als die Blumen sein Näschen streiften. Gwyneira lächelte.
    »Ich nenne sie Fleurette.«

SO ETWAS WIE HASS ...
Canterbury Plains –Westcoast
1858 – 1860

1

    George Greenwood war nach dem Anstieg über den Bridle Path leicht außer Atem. Langsam trank er das Ingwerbier, das hier an der höchsten Stelle des Weges zwischen Lyttelton und Christchurch verkauft wurde, und genoss den Ausblick über die Stadt und die Canterbury Plains.
    Das also war das Land, in dem Helen lebte. Dafür hatte sie England verlassen ... George musste sich eingestehen, dass es ein schönes Land war. Christchurch, die Stadt, in deren Nähe ihre Farm liegen musste, galt als aufstrebendes Gemeinwesen. Als erste Ansiedlung in Neuseeland hatte es im letzten Jahr die Stadtrechte erhalten und war jetzt auch Bischofssitz.
    George erinnerte sich an Helens letzten Brief, in dem sie schadenfroh berichtete, dass sich die Hoffnungen des unsympathischen Reverend Baldwin nicht erfüllt hatten. Der Erzbischof of Canterbury hatte stattdessen einen Geistlichen namens Henry Chitty Harper in das Bischofsamt berufen, der dafür aus dem Mutterland anreiste. Er hatte Familie und schien in seiner früheren Pfarrstelle beliebt gewesen zu sein. Mehr berichtete Helen allerdings nicht über seinen Charakter, was George ziemlich verwunderte. Schließlich musste sie diesen Mann doch längst kennen gelernt haben, bei all den kirchlichen Aktivitäten, von denen sie immer wieder schrieb. Helen Davenport-O’Keefe engagierte sich in Damen-Bibelkreisen und in der Arbeit mit den Kindern der Eingeborenen. George hoffte, dass sie dabei nicht so bigott und selbstgerecht geworden war wie seine Mutter. Doch er konnte sich Helen nicht im Seidenkleid bei Komiteesitzungen vorstellen, und ihre Briefe klangen auch eher nach persönlichem Kontakt mit den Kindern und ihren Müttern.
    Konnte er sich Helen überhaupt noch vorstellen? So viele Jahre waren vergangen, und unendlich viele Eindrücke waren auf ihn eingestürmt. Das College, seine Reisen durch Europa, nach Indien und Australien – eigentlich sollte das gereicht haben, das Bild einer viel älteren Frau mit glänzend braunem Haar und klaren grauen Augen aus seinem Gedächtnis zu tilgen. Doch George sah sie heute noch vor sich, als wäre sie gestern erst gegangen. Ihr schmales Gesicht, ihre strenge Frisur, der aufrechte Gang – auch wenn er wusste, dass sie müde war. George erinnerte sich an ihren wohlversteckten Zorn und ihre mühsam gezügelte Ungeduld im Umgang mit seiner Mutter und seinem Bruder William, aber auch an ihr geheimes Lächeln, wenn es ihm gelungen war, mit irgendeiner Frechheit ihren Panzer der Selbstbeherrschung zu durchbrechen. Damals hatte er jede Regung in ihren Augen gelesen – hinter jenem ruhigen, gleichmütigen Ausdruck, den sie ihrer sonstigen Umgebung zeigte. Ein Feuer, das unter stillem Wasser brannte, um dann ausgerechnet beim Lesen einer verrückten Anzeige vom anderen Ende der Welt aufzulodern! Ob sie diesen Howard O’Keefe wirklich liebte? In ihren Briefen schrieb sie von großer Achtung gegenüber ihrem Gatten, der sich alle Mühe gab, das Anwesen behaglich für sie zu gestalten und rentabel zu bewirtschaften. Doch George las zwischen den Zeilen, dass es ihrem Mann offensichtlich nicht immer gelang. George Greenwood war nun lange genug im Geschäft seines Vaters tätig, um zu wissen, dass die ersten Siedler auf Neuseeland inzwischen fast alle zu Reichtum gelangt waren. Egal ob sie sich auf die Fischerei, auf den Handel oder die Viehzucht konzentrierten – das Geschäft florierte. Wer es nicht ganz ungeschickt anfing, machte Gewinn, wie beispielsweise Gerald Warden auf Kiward Station. Ein Besuch bei ihm, dem größten Wollproduzenten der Südinsel, stand ganz oben auf der Liste der Aktivitäten, die Robert Greenwoods Sohn nach Christchurch führten. Die Greenwoods trugen sich mit dem Gedanken, hier eine Zweigstelle ihres internationalen Handelshauses zu eröffnen. Wollhandel mit Neuseeland wurde immer interessanter – zumal bald auch Dampfschiffe zwischen England und den Inseln verkehren würden. George selbst war bereits auf einem Schiff gereist, das neben den traditionellen Segeln auch von Dampfmaschinen angetrieben wurde. Sie machten ein Schiff unabhängiger von den Launen der Winde im Kalmengürtel, und die Überfahrt dauerte nur noch knapp acht Wochen.
    Auch der Bridle Path

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