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Im Land Der Weissen Wolke

Im Land Der Weissen Wolke

Titel: Im Land Der Weissen Wolke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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Silkham die Stirn.
    »Ach, kommen Sie, Warden, Sie verstehen zu viel von Schafen, als dass ich Ihnen die Räubergeschichten abkaufe! Das haben Sie doch nicht auf einem Walfänger gelernt!«
    »Natürlich nicht«, antwortete Gerald gelassen. Die Schmeichelei prallte völlig von ihm ab. »Tatsächlich stamme ich aus den Yorkshire Dales, und mein Vater war Schäfer ...«
    »Aber Sie haben das Abenteuer gesucht!« Das war Gwyneira. Ihre Augen blitzten vor Aufregung. »Sie sind bei Nacht und Nebel aufgebrochen und haben das Land verlassen, und ...«
    Wieder war Gerald Warden belustigt und begeistert zugleich. Dieses Mädchen war eindeutig die Richtige, auch wenn es verwöhnt war und völlig falsche Vorstellungen hegte.
    »Ich war vor allem das zehnte von elf Kindern«, stellte er richtig. »Und ich mochte nicht mein Leben damit verbringen, anderer Leute Schafe zu hüten. Mein Vater wollte mich mit dreizehn in Lohn geben. Aber ich heuerte stattdessen als Schiffsjunge an. Hab die halbe Welt gesehen. Die Küsten Afrikas, Amerika, das Kap ... bis ins Nordmeer sind wir gesegelt. Und schließlich nach Neuseeland. Und das gefiel mir am besten. Keine Tiger, keine Schlangen ...« Er zwinkerte Lord Riddleworth zu. »Das Land noch weitgehend unerschlossen und ein Klima wie in meiner Heimat. Letztlich sucht man wohl doch seine Wurzeln.«
    »Und dann haben Sie Wale und Robben gejagt?«, fragte Gwyneira nochmals ungläubig. »Nicht gleich mit Schafen angefangen?«
    »Schafe bekommt man nicht umsonst, kleine Lady«, sagte Gerald Warden lächelnd. »Wie ich heute wieder einmal erfahren durfte. Um die Herde Ihres Vaters zu erwerben, müsste man mehr als einen Wal ausschlachten! Und das Land war zwar billig, aber ganz umsonst gaben die Maori-Häuptlinge es auch nicht her ...«
    »Maoris sind die Eingeborenen?«, fragte Gwyneira begierig.
    Gerald Warden nickte. »Das heißt so viel wie ›Moa-Jäger‹. Die Moas waren riesige Vögel, aber die Jäger waren offenbar zu eifrig. Auf jeden Fall sind die Biester ausgestorben. Wir Einwanderer nennen uns übrigens ›Kiwis‹. Der Kiwi ist auch ein Vogel. Ein neugieriges, aufdringliches und höchst lebendiges Tier. Man kann dem Kiwi nicht entkommen. Auf Neuseeland ist er überall. Aber fragen Sie mich jetzt nicht, wer auf die Idee gekommen ist, uns ausgerechnet nach dem Kiwi zu benennen.«
    Ein Teil der Tischgesellschaft lachte, allen voran Lord Silkham und Gwyneira. Lady Silkham und die Riddleworths waren wohl eher indigniert, dass sie hier mit einem ehemaligen Hütejungen und Walfänger tafelten, auch wenn er es inzwischen zu einem Schaf-Baron gebracht hatte.
    Lady Silkham hob denn auch bald die Tafel auf und zog sich mit ihren Töchtern in den Salon zurück, wobei Gwyneira sich nur widerwillig von der Herrenrunde trennte. Endlich hatte sich das Gespräch einmal um interessantere Themen gedreht als die immer gleiche Gesellschaft und Dianas unsäglich langweilige Rosen. Jetzt sehnte sie sich danach, sich in ihre Räume zurückziehen zu dürfen, wo In den Händen der Rothaut , halb gelesen auf sie wartete. Die Indianer hatten die Heldin, die Tochter eines Kavallerieoffiziers, gerade entführt. Vor Gwyneira lagen jedoch noch mindestens zwei Tassen Tee in Gesellschaft ihrer weiblichen Verwandtschaft. Seufzend ergab sie sich in ihr Schicksal.

    Im Herrenzimmer bot Lord Terence inzwischen Zigarren an. Gerald Warden überzeugte auch dabei durch Kennerschaft, indem er die beste kubanische Sorte auswählte. Lord Riddleworth griff eher wahllos in die Schachtel. Dann verbrachten sie eine endlos lange halbe Stunde damit, die letzten Entscheidungen der Königin in Bezug auf die britische Landwirtschaft zu diskutieren. Sowohl Silkham als auch Riddleworth hielten es für bedauernswert, dass die Queen deutlich auf Industrialisierung und Außenhandel setzte, statt die traditionelle Wirtschaft zu stärken. Gerald Warden äußerte sich nur vage dazu. Erstens hatte er wenig Ahnung, und zweitens war es ihm ziemlich egal. Der Neuseeländer lebte erst wieder auf, als Riddleworth einen bedauernden Blick auf das Schachspiel warf, das aufgebaut auf einem Beistelltischchen wartete.
    »Schade, dass wir heute nicht zu unserer Partie kommen, aber wir wollen unseren Gast natürlich nicht langweilen«, bemerkte der Lord.
    Gerald Warden verstand die Untertöne. Wäre er ein wirklicher Gentleman, so versuchte Riddleworth ihm zu vermitteln, würde er sich jetzt unter vorgeschobenen Gründen in seine Räume zurückziehen. Doch

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