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Im Land Der Weissen Wolke

Im Land Der Weissen Wolke

Titel: Im Land Der Weissen Wolke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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die Schultern. »Ich mache mir nicht viel aus Rosen«, bekannte sie, obwohl sie damit nochmals Jeffreys Unwillen und sicher auch den ihres Vaters erregte. »Wenn es Gemüse wäre, oder sonst etwas, das nicht sticht ...«
    Gerald Warden lachte, wobei er die säuerlichen Mienen Silkhams und Riddleworth’ ignorierte. Der Schaf-Baron fand das Mädchen entzückend. Sie war natürlich nicht die Erste, die er auf dieser Reise in die alte Heimat einer unauffälligen Musterung unterzog, aber bislang hatte sich keine der jungen englischen Ladys so natürlich und ungezwungen gegeben.
    »Na, na, Mylady!«, neckte er sie. »Konfrontieren Sie mich da wirklich mit den Schattenseiten der Englischen Rosen? Sollte sich hinter milchweißer Haut und rotgoldenem Haar Stacheligkeit verbergen?«
    Der Ausdruck »Englische Rose« für den auf den britischen Inseln verbreiteten, hellhäutigen und rothaarigen Mädchentyp war auch auf Neuseeland bekannt.
    Gwyneira hätte eigentlich erröten müssen, lächelte aber nur. »Es ist auf jeden Fall sicherer, Handschuhe zu tragen«, bemerkte sie und sah aus dem Augenwinkel, wie ihre Mutter nach Luft schnappte.
    Lady Silkham und ihre älteste Tochter, Lady Riddleworth, waren eben eingetreten und hatten Wardens und Gwyneiras kurzen Wortwechsel gehört. Beide wussten offensichtlich nicht, was sie mehr schockieren sollte: Wardens Unverschämtheit oder Gwyneiras schlagfertige Antwort.
    »Mr. Warden, meine Tochter Diana, Lady Riddleworth.« Lady Silkham beschloss schließlich, die Angelegenheit einfach zu übergehen. Der Mann besaß zwar keinen gesellschaftlichen Schliff, doch er hatte ihrem Gatten eben die Zahlung eines kleinen Vermögens für eine Schafherde und einen Wurf junger Hunde zugesagt. Das würde Gwyneiras Mitgift sichern – und Lady Silkham freie Hand geben, das Mädchen schleunigst unter die Haube zu bringen, bevor die Kunde über ihr freches Mundwerk sich womöglich herumsprach.
    Diana begrüßte den Besucher aus Übersee würdevoll. Sie war Gerald Warden als Tischdame zugewiesen, was dieser schnell bedauerte. Das Essen mit den Riddleworths verlief mehr als langweilig. Während Gerald kurze Stichworte gab und so tat, als lausche er Dianas Ausführungen über Rosenzucht und Gartenausstellungen, beobachtete er weiterhin Gwyneira. Abgesehen von ihrem losen Mundwerk war ihr Benehmen untadelig. Sie wusste, wie man sich in Gesellschaft verhielt und plauderte artig, wenn auch offensichtlich gelangweilt mit ihrem Tischherrn Jeffrey. Brav antwortete sie auf die Fragen ihrer Schwester, die ihre Fortschritte in französischer Konversation und das Befinden der werten Madame Fabian betrafen. Letztere bedauerte zutiefst, dem heutigen Abendessen aus Krankheitsgründen fernbleiben zu müssen. Sie hätte sonst zu gern mit ihrer früheren Lieblingsschülerin Diana geplaudert.
    Erst als das Dessert serviert war, kam Lord Riddleworth auf seine Frage von vorhin zurück. Offensichtlich ging das Tischgespräch inzwischen selbst ihm auf die Nerven. Diana und ihre Mutter waren mittlerweile dazu übergegangen, sich über gemeinsame Bekannte auszutauschen, die sie durchweg »reizend« fanden und deren »wohlgeratene« Söhne sie offensichtlich für eine Verbindung mit Gwyneira in Betracht zogen.
    »Sie haben immer noch nicht erzählt, wie es Sie einst nach Übersee verschlagen hat, Mr. Warden. Sind Sie im Auftrag der Krone gegangen? Womöglich im Gefolge des fabelhaften Captain Hobson?«
    Gerald Warden schüttelte lächelnd den Kopf und ließ zu, dass der Diener sein Weinglas noch einmal füllte. Er hatte dem hervorragenden Tropfen bisher nur zurückhaltend zugesprochen. Später würde es noch ausreichend von Lord Silkhams hervorragendem Scotch geben, und wenn er auch nur den Schatten einer Chance haben wollte, seine Pläne zu verwirklichen, brauchte er einen klaren Kopf. Ein leeres Glas würde allerdings Aufmerksamkeit erregen. Also nickte er dem Diener zu, griff zunächst aber nach seinem Wasserglas.
    »Ich bin wohl zwanzig Jahre vor Hobson gesegelt«, gab er dann zur Antwort. »Zu einer Zeit, als es auf den Inseln noch rauer zuging. Besonders in den Walfangstationen und bei den Robbenjägern ...«
    »Aber Sie sind doch Schafzüchter!«, warf Gwyneira eifrig ein. Endlich ein interessantes Thema! »Sie haben nicht wirklich Wale gejagt?«
    Gerald lachte grimmig. »Und ob ich auf Walfang war, Mylady. Drei Jahre lang auf der Molly Malone ...«
    Mehr wollte er darüber wohl nicht erzählen, aber jetzt runzelte Lord

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