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Im Land Der Weissen Wolke

Im Land Der Weissen Wolke

Titel: Im Land Der Weissen Wolke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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Gerald war kein Gentleman. Diese Rolle hatte er jetzt zur Genüge gespielt; so langsam musste er zur Sache kommen.
    »Warum wagen wir stattdessen nicht ein kleines Kartenspiel?«, schlug er mit unschuldigem Lächeln vor. »Man spielt doch sicher auch Black Jack in den Salons der Kolonien, nicht wahr, Riddleworth? Oder bevorzugen Sie ein anderes Spiel? Poker?«
    Riddleworth sah ihn entsetzt an. »Ich bitte Sie! Black Jack ... Poker ... So etwas mag man in den Spelunken der Hafenstädte spielen, aber doch nicht unter Gentlemen.«
    »Also, ich spiele gern mal eine Partie«, erklärte Silkham. Dabei schien er nicht nur aus Höflichkeit Wardens Partei zu ergreifen; er blickte tatsächlich begehrlich auf den Kartentisch. »Während meiner Militärzeit habe ich es oft gespielt, aber hier findet sich ja kaum eine gesellige Runde, in der nicht nur über Schafe und Pferde gefachsimpelt wird. Auf, Jeffrey! Du kannst als Erster geben. Und sei nur nicht geizig. Ich weiß, du hast ein reiches Salär. Wollen doch mal sehen, ob ich mir heute etwas von Dianas Mitgift zurückholen kann!«
    Der Lord sprach ziemlich unverblümt. Er hatte während des Essens dem Wein gut zugesprochen und anschließend den ersten Scotch rasch heruntergeschüttet. Nun wies er die anderen Männer eifrig an, Platz zu nehmen. Gerald Warden setzte sich zufrieden, Riddleworth noch immer zögernd. Widerwillig griff er nach den Karten und mischte eher ungeschickt.
    Gerald stellte sein Glas beiseite. Er musste jetzt hellwach sein. Erfreut bemerkte er, dass der leicht angetrunkene Lord Terence gleich mit recht hohem Einsatz eröffnete. Gerald ließ ihn bereitwillig gewinnen. Eine halbe Stunde später lag ein kleines Vermögen in Münzen und Scheinen vor Lord Terence und Jeffrey Riddleworth. Letzterer war darüber leicht aufgetaut, auch wenn er immer noch nicht begeistert wirkte. Silkham schenkte vergnügt Whiskey nach.
    »Verlieren Sie nicht das Geld für meine Schafe!«, warnte er Gerald. »Eben haben Sie schon einen weiteren Wurf Hunde verspielt!«
    Gerald Warden lächelte. »Wer nicht wagt, der nicht gewinnt«, sagte er und erhöhte noch einmal den Einsatz. »Was ist, Riddleworth, ziehen Sie mit?«
    Auch der Oberst war zwar nicht mehr nüchtern, aber von Natur aus misstrauisch. Gerald Warden wusste, dass er ihn auf Dauer loswerden musste – möglichst ohne dabei allzu viel Geld zu verlieren. Als Riddleworth seinen Gewinn jetzt wirklich noch einmal auf eine Karte setzte, schlug Gerald zu.
    »Black Jack, mein Freund!«, sagte er fast bedauernd, als er das zweite Ass auf den Tisch legte. »Einmal musste meine Pechsträhne ja enden! Auf ein Neues! Kommen Sie, Riddleworth, holen Sie sich Ihr Geld doppelt zurück!«
    Riddleworth stand verärgert auf. »Nein, ich steige aus. Hätte ich eben schon tun sollen. Tja, wie gewonnen, so zerronnen. Noch mehr werfe ich Ihnen jedenfalls nicht in den Rachen. Und du solltest auch aufhören, Schwiegervater. Dann hast du zumindest noch einen kleinen Gewinn gemacht.«
    »Du redest wie meine Frau«, bemerkte Silkham, wobei seine Stimme schon unsicher klang. »Und was heißt ›kleiner Gewinn‹? Ich hab vorhin nicht mitgezogen. Ich hab noch all mein Geld. Und mein Glück hält an! Heute ist überhaupt mein Glückstag, nicht, Warden? Heute hab ich mal richtig Glück!«
    »Dann wünsche ich weiterhin viel Spaß«, sagte Riddleworth eisig.
    Gerald Warden atmete auf, als er aus dem Zimmer ging. Jetzt hatte er freie Bahn.
    »Dann verdoppeln Sie doch mal Ihren Gewinn, Silkham!«, ermunterte er den Lord. »Wie viel sind das jetzt? Fünfzehntausend insgesamt? Donnerwetter, Sie haben mich bislang um mehr als zehntausend Pfund erleichtert! Wenn Sie das mal zwei nehmen, haben Sie glatt noch mal den Preis für Ihre Schafe!«
    »Aber ... aber wenn ich verliere, ist alles weg«, kamen dem Lord nun doch Bedenken.
    Gerald Warden zuckte die Schultern. »Das ist das Risiko. Aber wir können es ja klein halten. Sehen Sie, ich gebe Ihnen jetzt eine Karte und mir ebenfalls. Sie schauen drunter, ich decke auf – und dann entscheiden Sie. Wenn Sie das Spiel nicht machen wollen, gut. Aber ich kann natürlich auch ablehnen, nachdem ich meine erste Karte gesehen habe!« Er lächelte.
    Silkham nahm die Karte unsicher in Empfang. Verstieß diese Möglichkeit nicht gegen die Regeln? Ein Gentleman sollte keine Auswege suchen und keine Risiken scheuen. Fast verstohlen warf er dann aber trotzdem einen Blick auf die Karte.
    Eine Zehn! Abgesehen von einem Ass hätte

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