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Im Land Der Weissen Wolke

Im Land Der Weissen Wolke

Titel: Im Land Der Weissen Wolke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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mischte sich eine andere Matrone ein, die eben ihre Einkäufe unterbrach, um das Baby in Augenschein zu nehmen. »Oder ist er immer noch ... oh, Verzeihung, das geht mich nun wirklich nichts an!«
    Gwyneira lächelte sonnig. »Aber ja, selbstverständlich! Obwohl wir seine Glückwünsche noch nicht entgegennehmen konnten. Mein Gemahl weilt in England, Mrs. Brennerman – auch wenn mein Schwiegervater das nicht gutheißt. Deshalb all die Heimlichkeiten, Sie wissen schon. Doch Lucas erhielt den Ruf einer bekannten Kunstgalerie, dort seine Werke auszustellen ...«
    Das war nicht einmal gelogen. Tatsächlich hatte George Greenwood gleich mehrere Londoner Galerien für Lucas’ Werke interessieren können. Allerdings hatte Gwyn diese Nachrichten erst erhalten, nachdem Lucas Kiward Station verlassen hatte. Aber das brauchte sie den Damen nun wirklich nicht auf die Nase zu binden.
    »Oh, das ist ja wundervoll«, freute sich Mrs. Candler. »Und wir dachten schon ... ach, vergessen Sie’s! Und der stolze Großvater? Die Männer im Pub haben sein Freudenfest vermisst!«
    Gwyneira zwang sich, eine entspannte, wenn auch leicht besorgte Miene aufzusetzen.
    »Mr. Gerald hat sich in letzter Zeit oft nicht wohl gefühlt«, behauptete sie, was auch recht nah an der Wahrheit war, schließlich kämpfte ihr Schwiegervater täglich mit den Auswirkungen des am Vortag genossenen Whiskeys. »Aber er plant natürlich noch ein Fest. Vielleicht wieder ein großes Freudenfest im Garten, die Taufe ist ja recht spartanisch ausgefallen. Und das holen wir nach, nicht wahr, Pauly?« Sie nahm Mrs. Candler das Kind ab und dankte dem Himmel, dass es dabei nicht schrie.
    Und nun hatte sie es auch tatsächlich überstanden. Das Gespräch verlagerte sich von Kiward Station auf die geplante Hochzeit zwischen Dorothy und dem jüngsten Sohn der Candlers. Der älteste war vor zwei Jahren mit Francine verheiratet worden, der jungen Hebamme, der mittlere zog erst mal in der Welt herum. Mrs. Candler berichtete, sie habe kürzlich einen Brief aus Sydney von ihm erhalten.
    »Ich glaube, er hat sich verliebt«, sagte sie mit verschmitztem Lächeln.
    Gwyneira freute sich ehrlich für das junge Paar, auch wenn sie sich lebhaft vorstellen konnte, was da noch auf Mrs. Candler zukam. Das Gerücht: »Leon Candler heiratet Sträflingsmädchen aus Botany Bay« dürfte die eher dürftige Sensation »Lucas Warden stellt in London Kunst aus« rasch verdrängen.
    »Schicken Sie Dorothy wegen des Brautkleids ruhig zu mir«, verabschiedete sie sich schließlich freundlich. »Ich hab ihr einmal versprochen, ihr meines zu borgen, wenn es so weit ist.«
    Hoffentlich wird sie wenigstens damit glücklich, dachte Gwyn, als sie Kiri und ihren Anhang zurück zur Kutsche lotste.
    Das hier war jedenfalls ein Erfolg gewesen.
    Und jetzt Gerald ...

    »Wir werden ein Fest geben!«, erklärte Gwyneira, kaum dass sie den Salon betreten hatte. Entschlossen nahm sie Gerald die Whiskeyflasche aus der Hand und verschloss sie in der dafür vorgesehenen Vitrine. »Wir werden es jetzt gleich planen, und dazu brauchst du einen klaren Kopf.«
    Gerald schien bereits ein wenig benebelt. Zumindest wirkten seine Augen glasig, aber immerhin konnte er Gwyn noch folgen.
    »Wa... was gibt’s denn zu feiern?«, erkundigte er sich mit schwerer Zunge.
    Gwyneira blitzte ihn an. »Die Geburt deines ›Enkels!‹«, sagte sie. »Man nennt so was ein freudiges Ereignis, wenn du beliebst, dich zu erinnern! Und ganz Haldon wartet darauf, dass du es entsprechend würdigst.«
    »Sch... schönes Fest ... Wenn die Mu... Mutter schmollt und der Va... Vater sich sonst wo rumtreibt ...«, höhnte Gerald.
    »An Lucas’ und meiner mangelnden Begeisterung bist du wohl nicht ganz unschuldig!«, schleuderte Gwyneira ihm entgegen. »Aber wie du siehst, schmolle ich nicht. Ich werde da sein, ich werde lächeln – und du wirst einen Brief von Lucas verlesen, der zu unserem Bedauern nach wie vor in England weilt. Es brennt, Gerald! In Haldon reden sie über uns. Es gibt Gerüchte, dass Paul ... nun, dass er kein Warden sei ...«
    Das Fest fand drei Wochen später im Garten von Kiward Station statt. Wieder floss der Champagner in Strömen. Gerald gab sich leutselig und ließ Salut schießen. Gwyneira lächelte anhaltend und verriet den versammelten Gästen, dass Paul nach seinen beiden Urgroßvätern benannt sei. Außerdem wies sie fast sämtliche Mitglieder der Gemeinde auf die offensichtliche Ähnlichkeit mit Gerald hin. Paul

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