Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Land Der Weissen Wolke

Im Land Der Weissen Wolke

Titel: Im Land Der Weissen Wolke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
Vom Netzwerk:
nich’ bei. Hör zu, wir gehen den Buller rauf, Gold suchen! Magst du nicht mitkommen? Auch dein Glück versuchen?«
    David, der eben die Maultiere mit Sätteln und Packtaschen versah, die Normans Gruppe gemietet hatte, schaute den alten Mann mit leuchtenden Augen an. »Haben Sie das schon mal gemacht? Gold waschen, meine ich?«, erkundigte er sich aufgeregt.
    Norman schüttelte den Kopf. »Ich nicht. Aber Joe hier, irgendwo in Australien. Der kann’s uns zeigen. Soll nicht schwer sein. Pfanne ins Wasser halten, und die Nuggets schwimmen rein!« Er lachte.
    Lucas dagegen seufzte. Er ahnte bereits, was gleich auf ihn zukam.
    »Siehst du, Luke, alle sagen, es ist leicht!«, kam auch schon die unvermeidliche Bemerkung Davids. »Lass es uns versuchen, bitte!«
    Norman sah den Eifer in seinen Augen und lachte Lucas und Dave gleichermaßen zu. »Na, der Junge hat Feuer! Den hält’s hier nicht mehr lange, Luke! Was ist jetzt, kommt ihr mit uns, oder denkt ihr noch nach?«
    Wenn Lucas etwas ganz sicher nicht anstrebte, so eine Goldsuche mit der ganzen Gruppe. Einerseits war es zwar reizvoll, die Organisation der Angelegenheit auf andere abzuwälzen oder doch mindestens auf mehrere Schultern zu verteilen. Einige der Männer mochten sicher mehr Erfahrung als Waldläufer haben. Aber von Mineralogie hatten sie bestimmt keine Ahnung. Wenn sie Gold fanden, so allenfalls durch puren Zufall, und dann waren Streitigkeiten vorprogrammiert. Lucas winkte ab.
    »Wir können hier nicht von einem Augenblick zum anderen weg«, erklärte er. »Aber über kurz oder lang ... Man sieht sich, Norm!«
    Norman lachte und verabschiedete sich mit einem Händedruck, der Lukes Finger noch minutenlang schmerzen ließ.
    »Man sieht sich, Luke! Und womöglich sind wir dann beide reich!«

    Sie brachen am Samstag vor Tau und Tag auf. Mr. Miller, der Mietstallbesitzer, hatte Dave tatsächlich ein Pferd geliehen, allerdings war wirklich nur eins verfügbar. So warf Dave dem Tier nur die Packtaschen auf den blanken Rücken und saß dann hinter Lucas auf. Das würde sie nicht eben schneller vorwärtskommen lassen, aber das Pferd war kräftig, und der Farnwald ohnehin schon bald so dicht, dass man kaum traben und galoppieren konnte. Lucas, der zunächst unwillig aufgesessen war, begann den Ritt bald zu genießen. In den letzten Tagen hatte es geregnet, aber jetzt schien die Sonne. Über dem Dschungel stiegen Nebelschwaden auf, verdeckten die Berggipfel und hüllten das Land in ein seltsam unwirkliches Licht. Das Pferd war trittsicher und ruhig, und Lucas genoss es, Daves Körper hinter sich zu spüren. Der Junge saß zwangsläufig dicht an ihn geschmiegt und hatte die Arme um ihn gelegt. Luke fühlte sein Muskelspiel, und der Hauch seines Atems im Nacken verursachte ihm eine wohlige Gänsehaut. Schließlich döste der Junge sogar ein, und sein Kopf sank auf Lucas’ Schulter. Die Nebel hoben sich, und der Fluss funkelte in der Sonne, spiegelte mitunter die Felswände, die jetzt oft dicht am Ufer aufragten. Schließlich engten sie den Fluss so sehr ein, dass kein Durchkommen mehr möglich war, und Lucas musste ein Stück zurückreiten, um einen Aufstieg zu finden. Schließlich entdeckte er eine Art Saumpfad – vielleicht von Maoris, vielleicht von früheren Goldsuchern ausgetreten –, auf dem er dem Flusslauf oberhalb der Klippen folgen konnte. Langsam stießen sie so ins Inland vor. Irgendwo hier waren von früheren Expeditionen Gold-und Kohlevorkommen entdeckt worden. Wie und mit welchen Mitteln war Lucas allerdings ein Rätsel. Für ihn sah hier alles gleich aus: eine gebirgige Landschaft, wobei Felsen seltener waren als farnwaldbewachsene Hügel. Ab und zu Steilwände, die zu einem Hochplateau führten, oft Bäche, die mitunter über reizvolle kleinere oder größere Wasserfälle in den Buller River mündeten. Gelegentlich fanden sich auch Sandstrände unten am Fluss, die zum Verweilen einluden – Lucas fragte sich, ob man den Ausflug nicht doch besser mit einem Kanu angegangen wäre als zu Pferde. Möglicherweise war der Sand der Strände ja auch goldhaltig, doch Lucas musste sich eingestehen, dass er auf keinerlei Kenntnisse zurückgreifen konnte. Wenn er sich nur früher für Geologie oder Mineralogie interessiert hätte statt für Pflanzen und Insekten! Ganz sicher ließen die Erdformationen, das Erdreich oder die Art der Felsen auf Goldvorkommen schließen. Aber nein, er hatte ja Wetas zeichnen müssen! So langsam kam Lucas zu dem Schluss, dass

Weitere Kostenlose Bücher