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Im Land Der Weissen Wolke

Im Land Der Weissen Wolke

Titel: Im Land Der Weissen Wolke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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geschickt. Sie erzielten dort immer bessere Preise, und George war am Gewinn beteiligt – neben seiner Neugier ein weiterer guter Grund, den verlorenen Künstler aufzuspüren.
    Neugier spielte allerdings auch eine Rolle. Nach George Greenwoods Meinung war Geralds Fahndung nach seinem Sohn viel zu oberflächlich verlaufen. Er fragte sich, warum der alte Warden nicht wenigstens Boten ausgesandt hatte, um nach Lucas zu suchen, wenn er sich schon nicht selbst auf den Weg machte, was kein Problem gewesen wäre, denn Gerald kannte die Westcoast wie seine Westentasche, und viele andere »Verstecke« für Lucas kamen eigentlich nicht in Frage. Wenn Lucas sich nicht irgendwo falsche Papiere besorgt hatte – was George für unwahrscheinlich hielt –, hatte er die Südinsel gar nicht verlassen, denn die Passagierlisten der Schiffe waren zuverlässig, und Lucas’ Name erschien nicht darauf. Auf den Schaffarmen der Ostküste hielt er sich ebenfalls nicht auf, das hätte sich herumgesprochen. Und für ein Unterschlüpfen bei einem Maori-Stamm war Lucas schlichtweg zu englisch geprägt. Er hätte sich nie an den Lebensstil der Ureinwohner anpassen können und beherrschte auch kaum ein Wort ihrer Sprache. Also die Westcoast – und da gab es nur eine Hand voll Ansiedlungen. Warum hatte Gerald sie nicht besser durchforstet? Was war vorgefallen, dass der alte Warden offensichtlich ganz froh war, seinen Sohn los zu sein – und warum reagierte er erst so verzögert und fast etwas gezwungen auf die letztendliche Geburt seines Enkels? George wollte es wissen – und Westport war nun schon die dritte Siedlung, in der er nach Lucas zu fragen gedachte. Nur wen? Den Stallbesitzer? Das wäre immerhin ein Anfang.
    Miller, der Betreiber des Mietstalls, schüttelte jedoch den Kopf.
    »Ein junger Gentleman mit einem alten Wallach? Nicht dass ich wüsste. Und Gentlemen haben wir hier eh nicht viele.« Er lachte. »Es kann aber auch sein, dass ich nichts davon mitbekommen habe. Ich hatte bis vor kurzem einen Stalljungen, aber der ... na ja, ist ’ne lange Geschichte. Jedenfalls war er sehr zuverlässig und hat die Leute, die nur eine Nacht blieben, oft allein abgefertigt. Am besten, Sie fragen im Pub. Der kleinen Daphne da entgeht garantiert nichts ... jedenfalls nichts, was mit Männern zu tun hat!«
    George lachte pflichtschuldig über den offensichtlichen Scherz, auch wenn er ihn nicht ganz verstanden hatte, und bedankte sich für den Hinweis. In den Pub wollte er sowieso. Es konnte schließlich sein, dass man dort Zimmer vermietete. Außerdem hatte er Hunger.

    Der Schankraum überraschte ihn ebenso positiv wie der Mietstall. Auch hier herrschten relative Ordnung und Sauberkeit. Allerdings schien man die Wirtschaft und das Bordell kaum zu trennen. Das rothaarige junge Mädchen, das George gleich nach seinem Eintreffen nach seinen Wünschen fragte, war stark geschminkt und trug die auffallende Kleidung eines Bar-Girls.
    »Ein Bier, was zu essen und ein Zimmer, falls es hier welche gibt«, orderte George. »Und ich suche ein Mädchen namens Daphne.«
    Die Rothaarige lächelte. »Bier und Sandwich wird gleich erledigt, aber Zimmer vermieten wir nur stundenweise. Falls Sie mich allerdings mitbuchen wollen und nicht kleinlich sind, lasse ich Sie anschließend drin pennen. Wer hat mich denn so warm empfohlen, dass Sie gleich beim Reinschneien nach mir fragen?«
    George erwiderte ihr Lachen. »Du bist also Daphne. Aber ich muss dich enttäuschen. Du wurdest mir nicht aufgrund übergroßer Diskretion empfohlen, sondern eher, weil du hier wahrscheinlich jeden kennst. Sagt dir der Name Lucas Warden etwas?«
    Daphne runzelte die Stirn. »Auf Anhieb nicht. Aber irgendwie kommt er mir bekannt vor ... Ich hol mal Ihr Essen und denk dabei darüber nach.«
    George hatte inzwischen ein paar Münzen aus der Tasche geholt, mit deren Hilfe er die Auskunftsbereitschaft Daphnes zu steigern hoffte. Das aber schien nicht nötig zu sein; das Mädchen spielte anscheinend nichts vor. Im Gegenteil, es strahlte, als es aus der Küche kam.
    »Ein Mr. Warden war auf dem Schiff, mit dem ich aus England gekommen bin!«, erklärte sie eifrig. »Ich hab ja gewusst, dass ich den Namen kannte. Aber der Mann hieß nicht Lucas, sondern Harald oder so. Und er war schon älter. Wieso wollen Sie denn das alles wissen?«
    George war verblüfft. Mit solchen Auskünften hätte er hier absolut nicht gerechnet. Aber gut, Daphne und ihre Familie waren offensichtlich wie Helen und

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