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Im Land Der Weissen Wolke

Im Land Der Weissen Wolke

Titel: Im Land Der Weissen Wolke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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zum hundertsten Mal schlaflos im Bett herumwälzte, schlug Friday an. Das war ungewöhnlich. Zwar hörte sie im Erdgeschoss Männerstimmen, aber sonst pflegte die Hündin nicht auf Pauls und Geralds Rückkehr zu reagieren. Hatten die beiden einen Gast mitgebracht?
    Gwyneira warf sich einen Morgenmantel über und ging hinaus. Es war noch nicht spät; vielleicht waren die Männer noch nüchtern genug, um sie über den Erfolg ihrer Suche nach Schafscherern zu informieren. Und falls sie irgendeinen Zechkumpan eingeschleppt hätten, wüsste sie wenigstens, was sie am nächsten Morgen erwartete.
    Um sich im Zweifelsfall ungesehen wieder zurückziehen zu können, schlich sie lautlos auf die Treppe – und war verwundert, als sie George Greenwood im Salon erkannte. Er führte den erschöpft wirkenden Paul soeben in Geralds Herrenzimmer und entfachte dort die Lichter. Gwyneira folgte den beiden.
    »Guten Abend, George ... Paul«, gab sie sich zu erkennen. »Wo steckt Gerald? Ist etwas passiert?«
    George Greenwood erwiderte den Gruß nicht. Er hatte zielstrebig die Vitrine geöffnet, holte eine Flasche Brandy heraus, den er dem allgegenwärtigen Whiskey vorzog, und füllte drei Gläser mit der bernsteingelben Flüssigkeit.
    »Hier, trink, Paul. Und Sie, Miss Gwyn, werden auch etwas brauchen.« Er reichte ihr ein Glas. »Gerald ist tot, Gwyneira. Howard O’Keefe hat ihn erschlagen. Und Paul hat Howard O’Keefe getötet.«

    Gwyneira brauchte Zeit, um das alles zu begreifen. Sie trank langsam ihren Brandy, während George ihr die Vorgänge schilderte.
    »Es war Notwehr!«, verteidigte sich Paul. Er schwankte zwischen Schluchzen und verstockter Abwehr.
    Gwyn blickte George fragend an.
    »Man kann es so sehen«, meinte Greenwood zögernd. »O’Keefe griff zweifellos nach seiner Flinte. Aber in der Praxis hätte es noch ewig gedauert, bis er das Ding aufgehoben, entsichert und in Anschlag gebracht hätte. Bis dahin hätten die anderen Männer ihn längst entwaffnet. Paul hätte ihn selbst mit einem gut gezielten Faustschlag stoppen oder ihm zumindest die Waffe entwinden können. Ich fürchte, das werden die Zeugen auch so schildern.«
    »Dann war es Rache!«, trumpfte Paul auf und kippte seinen Brandy hinunter. »Er hat als Erster getötet!«
    »Zwischen einem Faustschlag mit unglücklichen Folgen und einem gezielten Schuss in die Brust besteht ein Unterschied!«, gab George zurück, jetzt auch ein wenig aufgebracht. Er nahm die Brandyflasche, bevor Paul sich nachschenken konnte. »O’Keefe wäre mit Sicherheit höchstens des Totschlags angeklagt worden. Wenn überhaupt. Die meisten Leute im Pub werden aussagen, Geralds Tod war ein Unfall.«
    »Und soviel ich weiß, gibt es auch kein Recht auf Rache«, seufzte Gwyn. »Was du getan hast, Paul, nennt man Selbstjustiz – und das ist strafbar.«
    »Die können mich nicht einsperren!« Pauls Stimme klang brüchig.
    George nickte. »Oh doch. Und ich fürchte, dass der Officer genau das tun wird, wenn er morgen hier eintrifft.«
    Gwyneira hielt ihm ihr Glas noch einmal hin. Sie konnte sich nicht erinnern, je zuvor mehr als einen Schluck Brandy genossen zu haben, aber heute brauchte sie es. »Also, was nun, George? Können wir etwas tun?«
    »Ich bleibe nicht hier!«, rief Paul. »Ich fliehe, ich gehe ins Hochland. Ich kann leben wie die Maoris! Man wird mich niemals finden!«
    »Rede keinen Unsinn, Paul!«, fuhr Gwyneira ihn an.
    George Greenwood drehte sein Glas in den Händen.
    »Vielleicht hat er gar nicht so Unrecht, Gwyneira«, meinte er. »Wahrscheinlich kann er nichts Besseres tun, als zu verschwinden, bis ein wenig Gras über die Sache gewachsen ist. In einem Jahr oder so haben die Jungs im Pub den Vorfall vergessen. Und unter uns gesagt, ich glaube kaum, dass Helen O’Keefe die Angelegenheit mit sehr viel Energie verfolgen wird. Wenn Paul zurückkommt, wird man die Sache natürlich verhandeln. Aber dann kann er die Notwehr-Theorie glaubhafter vertreten. Sie kennen doch die Leute, Gwyn! Morgen erinnert man sich noch daran, dass der eine nur ein altes Gewehr hatte und der andere einen Trommelrevolver. In drei Monaten erzählt man sich vermutlich, beide wären mit Kanonen bewaffnet gewesen ...«
    Gwyneira nickte. »Zumindest sparen wir uns das Aufsehen um einen Prozess, solange diese heikle Sache mit den Maoris noch läuft. Für Tonga ist das alles ein gefundenes Fressen ... geben Sie mir bitte noch einen Brandy, George. Ich kann das alles nicht glauben. Wir sitzen hier und

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