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Im Land Der Weissen Wolke

Im Land Der Weissen Wolke

Titel: Im Land Der Weissen Wolke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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ein bisschen geschickte Verhörtechnik. In Zukunft, so dachte er auch jetzt wieder erfreut, würde er das brauchen können. Dies war seine letzte Reise als Fahrer für O’Keefe. Die Bevölkerung von Queenstown hatte ihn kürzlich zum Police Constabler gewählt. McDunn, ein vierschrötiger, ruhiger Mann um die fünfzig, wusste die Ehre und die mit der Stellung verbundene größere Sesshaftigkeit zu schätzen. Er fuhr jetzt vier Jahre für O’Keefe, das war genug.
    Dennoch genoss er diese Tour nach Christchurch, auch dank der angenehmen Gesellschaft, die ihm zuteil wurde. Rechts neben ihm auf dem Bock saß Laurie, links Mary – oder umgekehrt, ganz sicher hielt er die Zwillinge auch jetzt noch nicht auseinander. Den beiden schien das allerdings egal zu sein. Die eine redete so vergnügt wie die andere auf McDunn ein, stellte wissbegierig Fragen und blickte mit der naiven Neugier eines Kindes auf das Land ringsum. McDunn wusste, dass Mary und Laurie als Einkäuferinnen und Mädchen für alles im O’Kay Warehouse unschätzbare Arbeit leisteten. Sie waren höflich und gut erzogen und konnten sogar lesen und schreiben. Ihr Naturell jedoch war schlicht; sie waren leicht zu beeindrucken und leicht zu erfreuen, konnten aber auch in tiefe Krisen stürzen, wenn man sie falsch anfasste. Das kam allerdings selten vor; meist waren die beiden bester Stimmung.
    »Sollen wir bald mal anhalten, Mr. McDunn?«, fragte Mary fröhlich.
    »Wir haben für ein Picknick eingekauft, Mr. McDunn! Sogar gegrillte Hähnchenschenkel aus diesem chinesischen Geschäft in Christchurch ...«, zwitscherte Laurie.
    »Es ist doch wirklich Hähnchen, Mr. McDunn? Nicht Hund? Im Hotel haben sie gesagt, in China essen die Leute Hundefleisch.«
    »Können Sie sich vorstellen, dass jemand Gracie isst, Mr. McDunn?«
    McDunn schmunzelte, wobei ihm das Wasser im Munde zusammenlief. Mr. Lin, der Chinese in Christchurch, schob seinen Kunden bestimmt keine Hundeschenkel als Hähnchen unter.
    »Hütehunde wie Gracie sind viel zu teuer, um sie zu essen«, sagte er. »Was habt ihr denn noch in euren Körben? Beim Bäcker wart ihr auch, stimmt’s?«
    »Oh ja, wir haben Rosemary besucht! Denken Sie nur, Mr. McDunn, sie ist mit uns auf dem gleichen Schiff nach Neuseeland gereist!«
    »Und jetzt ist sie mit dem Bäcker in Christchurch verheiratet. Ist das nicht aufregend?«
    McDunn fand die Ehe mit einem Bäcker in Christchurch zwar nicht allzu abenteuerlich, enthielt sich aber eines Kommentars. Stattdessen schaute er sich nach einer guten Stelle zum Rasten um. Sie hatten es nicht eilig. Wenn er einen einladenden Platz fand, konnte er die Pferde zwei Stunden ausspannen und fressen lassen.
    Aber dann geschah etwas Merkwürdiges. Die Straße machte eine Kehre, die den Blick auf einen kleinen See freigab – und auf eine Art Sperre. Jemand hatte einen Baumstamm quer über die Straße gelegt, der von ein paar Maori-Kriegern bewacht wurde. Die Männer wirkten martialisch und furchteinflößend. Ihre Gesichter waren vollständig mit Tätowierungen oder entsprechender Bemalung bedeckt, ihre Oberkörper nackt und glänzend, und sie trugen eine Art Lendenschurz, der knapp über den Knien endete. Dazu waren sie mit Speeren bewaffnet, die sie jetzt drohend vor McDunn erhoben.
    »Kriecht mal nach hinten, Mädels!«, rief er Mary und Laurie zu, bemüht, die beiden nicht zu verschrecken.
    Schließlich hielt er an.
    »Was du wollen auf Kiward Station?«, fragte einer der Maori-Krieger drohend.
    McDunn zuckte die Schultern. »Ist das hier nicht der Weg nach Haldon? Ich bin mit Waren unterwegs nach Queenstown.«
    »Du lügen!«, stieß der Krieger hervor. »Das Weg nach Kiward Station, nicht nach Wakatipu. Du Essen für Wardens!«
    McDunn verdrehte die Augen und demonstrierte Gelassenheit.
    »Ich bin ganz sicher nicht das Essen für die Wardens, wer immer das ist. Ich hab nicht mal Lebensmittel geladen, nur Damenwäsche.«
    »Damen...?« Der Krieger runzelte die Stirn. »Du zeigen!«
    Mit einer raschen Bewegung sprang er halb auf den Bock und zerrte an der Plane. Mary und Laurie kreischten erschrocken. Die anderen Krieger johlten beifällig.
    »Nun mal langsam!«, schimpfte McDunn. »Sie machen ja alles kaputt! Ich kann Ihnen den Wagen gern öffnen, aber ...«
    Der Krieger hatte inzwischen ein Messer gezogen und die Plane rasch von der Halterung geschnitten. Zum Ergötzen seiner Kumpane lag die Ladung nun offen vor ihm – sowie die Zwillinge, die sich wimmernd aneinander

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