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Im Land Der Weissen Wolke

Im Land Der Weissen Wolke

Titel: Im Land Der Weissen Wolke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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die jetzt ganz selbstverständlich das Regiment in ihrer Küche übernahmen.
    »Das soll für eine ganze Kompanie Männer reichen, Miss Helen?«
    »Nie und nimmer, Miss Helen, das müssen wir strecken.«
    »Sollen das Pastetchen werden, Miss Helen? Da nehmen wir aber besser mehr Süßkartoffeln und nicht so viel Fleisch.«
    »Brauchen die Kerle auch gar nicht, sonst werden sie übermütig!«
    Die Zwillinge kicherten vergnügt.
    »Und so können Sie kein Brot kneten, Miss Helen! Warten Sie, wir machen erst mal Tee!«
    Mary und Laurie hatten jahrelang die Kundschaft in Daphnes Hotel bekocht. Die Versorgung einer Schafscherer-Kolonne bereitete ihnen keinerlei Schwierigkeiten. Während sie zwitschernd in der Küche werkelten, saß Helen mit Leonard McDunn am Küchentisch. Er erzählte von dem seltsamen Maori-Überfall, der ihn hergeführt hatte, während Helen die Umstände von Howards Tod berichtete.
    »Natürlich trauere ich um meinen Mann«, erklärte sie und strich das schlichte, dunkelblaue Kleid glatt, das sie seit Howards Beerdigung fast ständig trug. Für schwarze Trauerkleidung hatte das Geld nicht gereicht. »Aber irgendwie ist es auch eine Erleichterung ... Entschuldigen Sie, Sie müssen mich für völlig herzlos halten ...«
    McDunn schüttelte den Kopf. Er fand Helen O’Keefe ganz und gar nicht herzlos. Im Gegenteil, er hatte sich an ihrer Freude kaum satt sehen können, als sie vorhin die Zwillinge in die Arme schloss. Mit ihrem leuchtend braunen Haar, dem schmalen Gesicht und den ruhigen grauen Augen schien sie ihm auch äußerst attraktiv. Allerdings wirkte sie erschöpft und ausgelaugt und war blass trotz der Sonnenbräune. Man sah ihr an, dass die Situation sie überforderte. Die Küche war offensichtlich ebenso wenig der Ort, an dem sie sich wohl fühlte, wie der Kuhstall. Sie war vorhin sehr erleichtert gewesen, als die Maori-Kinder ihr angeboten hatten, die Kuh gleich zu melken.
    »Ihr Sohn hat schon durchblicken lassen, dass sein Vater nicht immer ganz einfach war. Was wollen Sie nun mit der Farm anfangen? Verkaufen?«
    Helen zuckte die Achseln. »Wenn jemand sie haben will ... Das Einfachste wäre, sie Kiward Station einzuverleiben. Dann würde Howard uns zwar aus dem Grab heraus verfluchen, aber das wäre mir ziemlich egal. Als Einzelunternehmen ist die Farm im Grunde nicht rentabel. Es gibt zwar viel Land, aber es ernährt die Tiere nicht ausreichend. Wenn man es trotzdem bearbeiten will, braucht man große Fachkenntnis und Einstiegskapital. Die Farm ist heruntergewirtschaftet, Mr. McDunn. Man muss es leider so sagen.«
    »Und Ihre Freundin aus Kiward Station ... sie ist die Mutter von Miss Fleur, nicht wahr?«, fragte Leonard. »Hat sie kein Interesse an der Übernahme?«
    »Interesse schon ... oh, vielen Dank, Laurie, ihr seid einfach wundervoll, was hätte ich nur ohne euch gemacht!« Helen hielt Laurie, die eben mit frischem Tee an den Tisch kam, ihre Tasse hin.
    Laurie füllte sie so geschickt, wie Helen es ihr auf dem Schiff beigebracht hatte.
    »Woher wissen Sie, dass das Laurie ist?«, fragte Leonard verblüfft. »Ich kenne niemanden, der die beiden auseinander halten kann.«
    Helen lachte. »Wenn man es den Zwillingen selbst überließ, pflegte Mary den Tisch zu decken, und Laurie servierte. Achten Sie mal darauf – Laurie ist die aufgeschlossenere, Mary bleibt auch gern im Hintergrund.«
    Das war Leonard zwar noch nie aufgefallen, doch er bewunderte Helens Beobachtungsgabe. »Was ist nun mit Ihrer Freundin?«
    »Nun, Gwyneira hat eigene Probleme«, meinte Helen. »Sie sind doch selbst mitten hineingeraten. Dieser Maori-Häuptling versucht, sie in die Knie zu zwingen, und sie hat keine Chance, über Pauls Kopf hinweg irgendetwas zu tun. Vielleicht, wenn der Gouverneur endlich entscheidet ...«
    »Und die Möglichkeit, dass dieser Paul zurückkommt und seine Probleme selber löst?«, meinte Leonard. Es erschien ihm ziemlich unfair, die beiden Frauen mit dieser Misere allein zu lassen. Allerdings hatte er Gwyneira Warden noch nicht kennen gelernt. Wenn die ihrer Tochter ähnlich war, konnte sie es sicher mit einem halben Kontinent voller renitenter Wilder aufnehmen.
    »Problemlösung ist nicht gerade die Stärke der männlichen Wardens.« Helen lächelte schief. »Und was Pauls Rückkehr angeht ... die Stimmung in Haldon wendet sich langsam, George Greenwood hat da schon Recht gehabt. Zuerst wollten sie ihn ja alle am liebsten lynchen, aber inzwischen überwiegt das Mitgefühl mit Gwyn.

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