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Im Land Der Weissen Wolke

Im Land Der Weissen Wolke

Titel: Im Land Der Weissen Wolke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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Sie meinen, sie brauchte einen Mann auf der Farm, und da sind sie schon mal bereit, über so ein paar Kleinigkeiten wie Mord hinwegzusehen.«
    »Sie sind zynisch, Miss Helen!«, rügte Leonard.
    »Ich bin realistisch. Paul hat einen unbewaffneten Mann ohne Warnung in die Brust geschossen. Vor zwanzig Zeugen. Aber lassen wir das, ich will ihn auch nicht hängen sehen. Was würde das schon ändern? Wenn er allerdings zurückkommt, eskaliert die Sache mit dem Häuptling. Und dann hängt er vielleicht für den nächsten Mord.«
    »Der Junge scheint tatsächlich mit dem Strick zu liebäugeln«, seufzte Leonard. »Ich ...«
    Er wurde unterbrochen, als jemand an die Tür klopfte. Laurie öffnete. Gleich darauf flitzte ein kleiner Hund zwischen ihren Beinen hindurch. Hechelnd baute sich Friday vor Helen auf.
    »Mary, komm schnell! Ich glaub, das ist Miss Gwyn! Und Cleo! Dass die noch lebt, Miss Gwyn!«
    Doch Gwyneira schien die Zwillinge nicht wahrzunehmen. Sie war dermaßen aufgebracht, dass sie die beiden gar nicht erkannte.
    »Helen«, stieß sie hervor, »ich bringe diesen Tonga um! Ich konnte mich gerade noch beherrschen, nicht mit dem Gewehr ins Dorf zu reiten! Andy sagt, seine Leute hätten einen Planwagen überfallen – weiß der Himmel, was der bei uns wollte und wo er jetzt ist! Im Dorf amüsieren sie sich jedenfalls köstlich und rennen mit Büstenhaltern und Damenschlüpfern herum ... oh, Verzeihung, Mister, ich ...« Gwyneira wurde rot, als sie sah, dass Helen Männerbesuch hatte.
    McDunn lachte. »Schon gut, Mrs. Warden. Ich bin über die Existenz weiblicher Unterwäsche unterrichtet, um nicht zu sagen: Ich habe sie verloren. Der Wagen gehörte mir. Gestatten, Leonard McDunn, von O’Kay Warehouse.«

    »Warum fahren Sie nicht einfach mit nach Queenstown?«, fragte McDunn ein paar Stunden später und sah Helen an.
    Gwyneira hatte sich beruhigt und gemeinsam mit Helen und den Zwillingen die hungrigen Schafscherer gefüttert. Sie lobte alle für den guten Fortgang der Schur, auch wenn sie über die Qualität der Wolle ziemlich erschrocken war. Sie hatte gehört, O’Keefe produziere viel Ausschuss, aber so groß hatte sie sich die Probleme nicht vorgestellt. Jetzt saß sie mit Helen und McDunn vor dem Kamin und öffnete eben eine der glücklich geretteten Flaschen Beaujolais.
    »Auf Ruben und seinen hervorragenden Geschmack!«, sagte sie vergnügt. »Wo hat er den bloß her, Helen? Das ist doch bestimmt die erste Flasche Wein, die seit Jahren in diesem Haus entkorkt wird!«
    »In den Werken von Mr. Bulwer-Lytton, Gwyn, die ich mit meinen Schülern zu lesen pflege, wird gelegentlich in gepflegtem Kreise Alkohol konsumiert«, bemerkte Helen geziert.
    McDunn nahm einen Schluck; dann machte er den Vorschlag mit Queenstown: »Im Ernst, Miss Helen, Sie wünschen sich doch bestimmt, Ihren Sohn und Ihre Enkel zu sehen. Jetzt ist die Gelegenheit. In ein paar Tagen sind wir da.«
    »Jetzt, mitten in der Schur?« Helen winkte ab.
    Gwyneira lachte. »Du glaubst doch nicht wirklich, Helen, dass meine Leute ein Schaf mehr oder weniger scheren, weil du danebenstehst! Und selbst ins Hochland treiben willst du die Schafe auch nicht, oder?«
    »Aber ... aber jemand muss die Leute verpflegen ...« Helen war unschlüssig. Das Angebot kam zu plötzlich; sie konnte es nicht annehmen. Und doch war es äußerst verlockend!
    »Bei mir haben sie sich auch selbst verpflegt. O’Toole macht nach wie vor ein weit besseres Irish Stew, als Moana und ich es je geschafft haben. Von dir reden wir da gar nicht. Du bist meine liebste Freundin, Helen, aber deine Kochkunst ...«
    Helen lief rot an. Gewöhnlich hätte ihr die Bemerkung nichts ausgemacht. Doch vor Mr. McDunn war es ihr peinlich.
    »Erlauben Sie den Männern, ein paar Schafe zu schlachten, und dann lassen wir ihnen noch eins von unseren Fässchen da, die immerhin mit meinem Leben verteidigt wurden. Ist zwar eine Sünde, weil der Brandy zu gut ist für die Bande, aber man wird Sie anschließend für immer lieben!«, schlug McDunn mit Gemütsruhe vor.
    Helen lächelte. »Ich weiß nicht ...«, zierte sie sich.
    »Aber ich weiß!«, sagte Gwyn resolut. »Ich würde zu gern selbst fahren, bin auf Kiward Station aber unabkömmlich. Also bist du hiermit zu unserer gemeinsamen Abgesandten erklärt. Schau in Queenstown nach dem Rechten. Und wehe, Fleurette hat den Hund nicht ordentlich trainiert! Außerdem nehmt ihr das Pony mit für unsere Enkel. Damit die nicht genauso lausige Reiter werden

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