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Im Land Der Weissen Wolke

Im Land Der Weissen Wolke

Titel: Im Land Der Weissen Wolke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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wie du!«

14

    Helen liebte Queenstown von dem Moment an, als sie die kleine Stadt am Ufer des gewaltigen Sees Wakatipu schimmern sah. Die neuen, adretten Häuser spiegelten sich in der glatten Seeoberfläche, und ein kleiner Hafen bot Platz für bunte Ruder-und Segelboote. Die Berge mit ihren schneebedeckten Gipfeln rahmten das Bild ein. Vor allem hatte Helen mindestens schon einen halben Tag lang kein einziges Schaf zu Gesicht bekommen!
    »Man wird bescheiden«, vertraute sie Leonard McDunn an, dem sie nach acht gemeinsamen Tagen auf dem Kutschbock bereits mehr über sich verraten hatte als Howard während ihrer ganzen Ehe. »Als ich vor Jahren nach Christchurch kam, habe ich geweint, weil die Stadt so gar nichts mit London gemeinsam hatte. Und nun freue ich mich über ein solches Städtchen, weil ich dort mit Menschen zu tun haben werde und nicht mit Wiederkäuern.«
    Leonard lachte. »Oh, Queenstown hat eine Menge mit London gemeinsam, Sie werden sehen. Natürlich nicht die Größe, aber die Lebendigkeit. Hier ist was los, Miss Helen, hier spüren Sie den Fortschritt, den Aufbruch! Christchurch ist hübsch, aber da geht es doch mehr darum, alte Werte zu bewahren und englischer zu wirken als englisch. Denken Sie nur mal an die Kathedrale und die Universität! Da meinen Sie doch, Sie wären in Oxford! Aber hier ist alles neu, alles im Aufschwung. Die Goldsucher allerdings sind ein wildes Volk und sorgen für manchen Ärger. Undenkbar, die nächste Police Station in vierzig Meilen Entfernung zu haben! Aber diese Burschen bringen auch Geld und Leben in die Stadt. Es wird Ihnen hier gefallen, Miss Helen, glauben Sie mir!«
    Helen gefiel es schon, als der Wagen über die Main Street polterte, die ebenso wenig gepflastert war wie die in Haldon, aber von Menschen bevölkert: Hier stritt sich ein Goldsucher mit dem Posthalter, weil der angeblich einen Brief geöffnet hatte. Da kicherten zwei Mädchen und spähten in den offenen Laden des Frisörs, wo gerade ein gut aussehender junger Mann einen neuen Haarschnitt bekam. In der Schmiede wurden Pferde beschlagen, und zwei alte Miner fachsimpelten über ein Maultier. Und das »Hotel«, bekam einen neuen Anstrich. Eine rothaarige Frau in einem auffälligen grünen Kleid beaufsichtigte die Maler und schimpfte dabei wie ein Rohrspatz.
    »Daphne!« Die Zwillinge zwitscherten gleichzeitig los und wären beinahe vom Wagen gefallen. »Daphne, wir haben Miss Helen mitgebracht!«
    Daphne O’Rourke wandte sich um. Helen blickte in das bekannte Katzengesicht. Daphne sah älter aus, vielleicht ein bisschen verlebt, und war stark geschminkt. Als sie Helen auf dem Kutschbock sah, trafen sich ihre Blicke. Gerührt bemerkte Helen, dass Daphne errötete.
    »Guten ... guten Tag, Miss Helen!«
    McDunn wollte es kaum glauben, aber die selbstbewusste Daphne knickste vor ihrer Lehrerin wie ein kleines Mädchen.
    »Halten Sie an, Leonard!«, rief Helen. Sie wartete kaum, bis McDunn die Pferde gezügelt hatte, als sie schon vom Bock sprang und Daphne in die Arme schloss.
    »Nicht doch, Miss Helen, wenn das einer sieht ...«, sagte Daphne. »Sie sind eine Lady. Sie sollten nicht mit einer wie mir gesehen werden.« Sie senkte den Blick. »Tut mir Leid, Miss Helen, was aus mir geworden ist.«
    Helen lachte und umarmte sie noch einmal. »Was ist denn Schreckliches aus dir geworden, Daphne? Eine Geschäftsfrau! Eine wunderbare Pflegemutter für die Zwillinge. Eine bessere Schülerin kann sich wohl niemand wünschen.«
    Daphne errötete noch einmal. »Vielleicht hat Sie einfach noch niemand über meine Art der ... der Geschäfte aufgeklärt«, sagte sie leise.
    Helen drückte sie an sich. »Geschäfte richten sich nach Angebot und Nachfrage. Das habe ich von einem anderen meiner Kinder gelernt, von George Greenwood. Und was dich angeht ... nun, wenn Nachfrage nach Bibeln bestanden hätte, hättest du sicher Bibeln verkauft.«
    Daphne kicherte. »Mit größtem Vergnügen, Miss Helen.«
    Während sie die Zwillinge begrüßte, brachte McDunn Helen zum O’Kay Warehouse. Sosehr Helen die Begegnung mit Daphne und den Zwillingen genossen hatte – noch schöner war es, ihren eigenen Sohn, Fleurette und ihre Enkel in die Arme zu schließen.
    Der kleine Stephen hing gleich an ihren Rockschößen, doch Elaine zeigte eindeutig mehr Begeisterung, als sie das Pony sah.
    Helen warf einen Blick auf ihren Rotschopf und die lebhaften Augen, die schon jetzt ein tieferes Blau zeigten als bei den meisten Babys.
    »Ganz

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