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Im Land Der Weissen Wolke

Im Land Der Weissen Wolke

Titel: Im Land Der Weissen Wolke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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mir Leid, wenn die Tiere Sie stören. Aber ausreißen können sie nicht, die Rampen werden abgebaut ... was aber nicht ungefährlich ist. Falls das Schiff sinkt, kriege ich Igraine doch nie hier raus! Aber der Kapitän besteht darauf. Wenigstens soll jeden Tag gemistet werden. Und die Schafe riechen auch nicht mehr so streng, wenn sie erst trocken sind. Außerdem gewöhnt man sich ...«
    »Ich werde mich nie daran gewöhnen, in einem Stall zu wohnen!«, meinte Helen hoheitsvoll.
    Das Mädchen lachte. »Wo bleibt Ihr Pioniergeist? Sie wollen doch auch auswandern, nicht wahr? Also, ich würde gern die Kabine mit Ihnen tauschen. Aber ich schlafe ganz oben. Mr. Warden hat die SalonKabine gebucht. Sind das alles Ihre Kinder?«
    Sie warf einen Blick auf die Mädchen, die sich zunächst weisungsgemäß in ihrer Kabine verschanzt hatten, jetzt aber vorsichtig und ein bisschen neugierig herauslugten, als sie Helens Stimme hörten. Besonders Daphne beäugte interessiert sowohl die Pferde als auch die elegante Kleidung der jungen Lady.
    »Aber nein«, sagte Helen. »Ich kümmere mich nur während der Überfahrt um die Mädchen. Sie sind Waisenkinder. – Sind das alles Ihre Tiere?«
    Das Mädchen lachte. »Nein, nur die Pferde ... eins von den Pferden, genauer gesagt. Der Hengst gehört Mr. Warden. Die Schafe ebenfalls. Wem das andere Viehzeug gehört, weiß ich nicht, aber vielleicht kann man die Kuh ja melken! Dann hätten wir frische Milch für die Kinder. Die sehen aus, als könnten sie es brauchen.«
    Helen nickte unglücklich. »Ja, sie sind stark unterernährt. Hoffentlich überleben sie die lange Fahrt, man spricht so viel von Seuchen und Kindersterblichkeit. Aber wir haben wenigstens einen Arzt an Bord. Hoffentlich versteht er sein Geschäft. Übrigens, mein Name ist Helen Davenport.«
    »Gwyneira Silkham«, antwortete das Mädchen. »Und das da sind Madoc und Igraine ...« Sie stellte die Pferde so selbstverständlich vor, als handele es sich um Teilnehmer an einer Teegesellschaft. »Und Cleo ... wo steckt sie denn schon wieder? Ah, da ist sie ja. Sie schließt schon wieder Freundschaften.«
    Helen folgte Gwyneiras Blick und erkannte ein kleines, haariges Wesen, das sie freundlich anzulächeln schien. Allerdings zeigte es dabei imponierend große Zähne, was es Helen sofort unheimlich machte. Sie erschrak, als sie Rosie neben dem Tier erblickte. Das kleine Mädchen kuschelte sich so vertrauensvoll in sein Fell wie sonst in Helens Rockfalten.
    »Rosemary!«, rief Helen alarmiert. Das Mädchen fuhr zusammen und ließ den Hund los. Der wandte sich daraufhin verwundert zu ihr um und hob wie bittend die Pfote.
    Gwyneira lachte und machte ebenfalls eine beschwichtigende Handbewegung. »Lassen Sie die Kleine ruhig mit ihr spielen«, meinte sie gelassen zu Helen. »Cleo liebt Kinder, sie wird ihr nichts tun. Tja, ich muss jetzt gehen. Mr. Warden wird warten. Und ich sollte eigentlich gar nicht hier sein, sondern noch etwas Zeit mit meiner Familie verbringen. Deshalb sind meine Eltern und Geschwister ja extra nach London gekommen. Auch wieder so ein Unsinn. Ich habe meine Familie jetzt siebzehn Jahre lang jeden Tag gesehen. Da ist alles gesagt. Aber meine Mutter weint die ganze Zeit, und meine Schwestern heulen zur Gesellschaft mit. Mein Vater badet in Selbstvorwürfen, weil er mich nach Neuseeland schickt, und mein Bruder ist so neidisch, dass er mir am liebsten an die Gurgel gehen würde. Ich kann’s gar nicht erwarten, dass wir ablegen. Was ist mit Ihnen? Ist für Sie keiner gekommen?« Gwyneira sah sich um. Überall sonst auf dem Zwischendeck wimmelte es vor weinenden und lamentierenden Menschen. Letzte Geschenke wurden getauscht, letzte Grüße ausgerichtet. Viele dieser Familien wurden durch die Abreise für immer getrennt.
    Helen schüttelte den Kopf. Sie war ganz allein mit einer Droschke vom Haus der Greenwoods aus aufgebrochen. Den Schaukelstuhl, das einzige sperrige Stück, hatte sie gestern schon abholen lassen.
    »Ich reise zu meinem Gatten nach Christchurch«, erklärte sie, als würde dies das Fehlen ihrer Angehörigen erklären. Doch auf keinen Fall wollte sie von dieser reichen und offensichtlich privilegierten jungen Frau bedauert werden.
    »So? Dann ist Ihre Familie schon in Neuseeland?«, fragte Gwyneira aufgeregt. »Sie müssen mir bei Gelegenheit davon erzählen, ich war nämlich noch nie ... aber jetzt muss ich wirklich los! Bis morgen, Kinder, werdet nicht seekrank! Komm, Cleo!«
    Gwyneira wandte sich

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