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Im Land Der Weissen Wolke

Im Land Der Weissen Wolke

Titel: Im Land Der Weissen Wolke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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nicht.
    Dafür erklang jetzt ein schriller Pfiff, der nicht nur Lady Barrington und Mrs. Brewster, sondern auch Gerald und die Maultiertreiber erschrocken zusammenfahren ließ. Zumal der Ton nicht von irgendeinem Gassenjungen ausging, sondern von einer blaublütigen jungen Dame, die sie bislang für mädchenhaft und wohlerzogen gehalten hatten. Jetzt aber zeigte sich eine andere Gwyneira. Das Mädchen hatte Geralds Dilemma mit den Schafen erkannt und sorgte umgehend für Abhilfe. Durchdringend pfiff sie nach ihrem Hund, und Cleo folgte begeistert. Wie ein kleiner schwarzer Blitz sauste sie die Hügel hinauf und hinunter und kreiste die Schafe ein, die sich daraufhin sofort zu einer Herde formierten. Wie von unsichtbarer Hand gesteuert wandten die Tiere sich in Reih und Glied Gwyneira zu, die gelassen wartete – im Gegensatz zu Geralds jungen Hunden, die eigentlich in einer Transportkiste per Boot nach Christchurch gebracht werden sollten. Als sie die Witterung der Schafe aufnahmen, gebärdeten sich die kleinen Collies so wild, dass sie die leichte, aus Holzlatten gefertigte Kiste mühelos sprengten. Die sechs Tiere purzelten heraus und schossen sofort auf die Herde zu. Doch bevor die Schafe sich erschrecken konnten, ließen die Hunde sich wie auf Kommando zu Boden fallen. Aufgeregt hechelnd, die klugen Colliegesichter angespannt auf die Herde gerichtet, blieben sie liegen – fertig zum Eingreifen, wenn ein Schaf aus der Reihe tanzen sollte.
    »Na also!«, meinte Gwyneira mit Gemütsruhe. »Die Welpen schlagen doch großartig ein. Der große Rüde da, mit dem begründen wir hier eine Linie, nach der die Engländer sich die Finger lecken werden. Wollen wir jetzt los, Mr. Gerald?«
    Ohne auf seine Antwort zu warten, stieg sie auch schon auf ihre Stute. Igraine tänzelte dabei aufgeregt. Auch sie brannte darauf, sich endlich bewegen zu dürfen. Der Matrose, der den jungen Hengst gehalten hatte, gab das nervöse Tier aufatmend an Gerald weiter.
    Gerald schwankte zwischen Wut und Bewunderung. Gwyneiras Vorstellung war beeindruckend gewesen, aber deshalb hatte sie immer noch nicht das Recht, sich über seine Befehle hinwegzusetzen! Und jetzt konnte Gerald sie kaum noch zurückpfeifen, ohne vor den Brewsters und Barringtons das Gesicht zu verlieren.
    Unwillig nahm er die Zügel des kleinen Hengstes. Er hatte den Bridle Path mehr als einmal überwunden und kannte die Gefahren. Den Weg am Spätnachmittag in Angriff zu nehmen war immer ein Risiko. Selbst wenn man keine Schafherde mit sich führte und auf einem braven Maultier saß, statt auf einem gerade angerittenen Junghengst.
    Andererseits wusste er hier in Lyttelton nicht, wohin mit den Schafen. Schließlich hatte sein unfähiger Sohn es wieder einmal versäumt, Vorkehrungen für ihre Unterbringung am Hafen zu treffen, und jetzt war garantiert niemand mehr zu finden, der vor dem Dunkelwerden einen Pferch aufstellte! Geralds Finger krampften sich vor Wut um die Zügel. Wann würde Lucas endlich lernen, über die Wände seines Studierzimmers hinaus zu denken!
    Zornig setzte Gerald einen Fuß in den Steigbügel. Natürlich hatte er im Laufe seines bewegten Lebens gelernt, ein Pferd annehmbar zu handhaben, doch es war nicht sein bevorzugtes Fortbewegungsmittel. Den Bridle Path auf einem jungen Hengst anzugehen, kam für Gerald einer Mutprobe gleich – und er hasste Gwyneira beinahe dafür, dass sie ihn dazu zwang! Ihr rebellischer Geist, der Gerald so sehr gefallen hatte, solange er sich gegen ihren Vater richtete, wurde hier zusehends zum Ärgernis.
    Gwyneira, die vor ihm locker und vergnügt auf ihrer Stute saß, ahnte nichts von Geralds Gedanken. Sie freute sich eher darüber, dass ihr künftiger Schwiegervater kein Wort über den Herrensattel verlor, den sie ihrer Igraine aufgelegt hatte. Ihr Vater hätte sicher einen Höllenwirbel gemacht, wenn sie sich in Gesellschaft breitbeinig auf ein Pferd gewagt hätte. Gerald aber schien gar nicht zu merken, wie unschicklich es wirkte, dass dabei der Rock ihres Reitkleides hochrutschte und ihre Fußgelenke enthüllte. Gwyneira versuchte, den Rock tiefer zu ziehen, vergaß die Sache dann aber. Sie hatte genug mit Igraine zu tun, die am liebsten die Maultiere überholt und den Pass im Galopp bewältigt hätte. Die Hunde dagegen brauchten keine Aufsicht. Cleo wusste, worum es ging, und trieb die Schafherde auch dann noch gekonnt über den Pfad, als der Weg sich verengte. Die jungen Hunde folgten ihr dabei wie die Orgelpfeifen und

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